Der Krieg der Zwerge
wehtut«, lachte sie boshaft.
Er krümmte sich und rang um Fassung, den Dolch vor sich haltend, damit sie von einem neuerlichen Angriff absah.
Einer ihrer Begleiter kehrte zurück, er lehnte sich schnaufend gegen den Türrahmen, Blut rann aus seiner Schnittwunde am Oberarm. Von der Straße her erklangen die Rufe der Bürger, es wurde nach den Wachen geschrien. »Lauf, Nufa, sie werden gleich hier sein.«
Die Frau eilte zu ihm und stützte ihn. Sie warf Rodario einen hasserfüllten Blick zu, ehe sie zum Hinterausgang liefen, um zu flüchten.
Er hatte nicht vor, tatenlos zuzusehen. Die Maga sprach heimlich mit zwei Männern. Nachts. Heimlich. Obwohl sie als Stadtherrin jeden zu sich lassen konnte, wenn sie gewollt hätte.
Hier stimmt etwas nicht, und sie werden es mir sagen. Er zwang sich auf die Beine und folgte ihnen vornüber gebeugt; sein kleiner Rodario und die beiden Brüder pochten und klopften heiß in der Hose, die Schmerzen in seinem Unterleib waren unvergleichlich.
Nufa und ihr FamulusFreund hatten die Tür erreicht. »Verschwinde, Spitzel!«, rief sie, entwand dem Verletzten hastig das Schwert und reckte es drohend gegen ihn. »Wenn wir uns noch einmal begegnen, werde ich dich töten!«
»Wie bedauerlich. Dabei wollte ich Euch eben eine Anstellung in meinem Theater anbieten«, antwortete er, eine Hand im Schritt, als ließen sich damit die Schmerzen stillen. »Mir fehlt eine gute Schauspielerin, und wenn ich Euch so sehe, wie Ihr dramatisch da steht und mich bedroht, kann ich mir vorstellen, dass Ihr das Zeug zu einer guten Mimin hättet.«
Hinter ihr landete dumpf polternd ein gewaltiger Umriss, der sich zu seiner wahren Größe entfaltete. Eisen knirschte.
»Vorsicht!«, schrie Rodario, ohne dass er sich hätte erklären können, weshalb er Nufa warnte.
Djerůns zwei Schritt langes Schwert durchschnitt pfeifend die Luft, die Frau duckte sich. Die blitzende Klinge trennte lange Strähnen ihres wehenden Haares ab, dann fuhr es durch den Rumpf ihres Begleiters. Die schwarzen Büschel und die Körperhälften des Mannes fielen zu Boden.
Rodario wusste, dass der Leibwächter der Maga keine Gnade kennen würde, dennoch versuchte er es. Er hinkte heran und stellte sich schützend vor Nufa. »Spielt mit, wenn Euch Euer Leben lieb ist«, raunte er ihr im Vorbeigehen zu. »Ihr müsst mir alles erzählen, was Ihr von Andôkais heimlichen Besuchen wisst.« Sie nickte, die nackte Todesangst in den Augen. »Nein, Djerůn!«, rief er in die metallene Dämonenfratze. »Sie muss überleben, damit wir sie befragen können!«
Hinter den Augenlöchern glomm das schreckliche purpurne Licht auf. Djerůn schien eingefroren zu sein. Er hielt das Schwert waagrecht am ausgestreckten Arm; das Blut des Getöteten rann langsam daran herab, sammelte sich vor dem Griffschutz und tropfte auf die Steine.
»Djerůn«, sagte er langsam. »Lass sie leben, hörst du? Andôkai wird sehr, sehr böse auf dich sein, wenn du sie umbringst. Schau, sie ist wehrlos und kann mir nicht mehr gefährlich werden.« Er trat einen Schritt zur Seite, um dem Koloss ihre Harmlosigkeit zu beweisen.
Es geschah so schnell, dass er es gar nicht richtig mitbekam.
Der Arm des stählernen Riesen vollführte eine rasche Bewegung, die Schneide surrte knapp über Rodarios Kopf hinweg, am Gesicht vorbei und traf Nufa mitten durch das Schlüsselbein. Aufschreiend sank sie zu Boden, und das Blut spritzte aus ihrem Körper.
»Nein!« Er kniete sich neben sie. »Nufa, es tut mir Leid! Ich wusste nicht, dass er es tun würde. Ich dachte …« Ein Blick auf die schwere Wunde ließ Übelkeit in ihm aufsteigen.
Ihre blutigen Finger tasteten nach seinem Kragen, sie zog ihn zu sich herab. »Die Maga … hat zwei Männern … Tasche gegeben«, hechelte sie. »Schwert … Gravuren …«
Ein völlig absurder Verdacht stieg in ihm auf. »Hast du ihre Namen verstanden?«
Sie nickte. »Gran…« Ihre Augen schauten an ihm vorbei und weiteten sich. »Nein!«, stöhnte sie, da sirrte das Schwert an seiner Schulter vorbei und fuhr durch ihren Mund. Sie war auf der Stelle tot.
Rodario konnte nicht glauben, was Djerůn eben getan hatte. Vorsichtig legte er die Tote auf die Erde und erhob sich. »Du Scheusal aus Blech!«, schrie er ihn an. »Du hast sie ermordet! Sie wollte mir gerade …« Mit einem Mal verstand er, warum Djerůn der Wehrlosen den Tod gebracht hatte, durfte es jedoch nicht zeigen, um nicht ihr Schicksal zu teilen. »Sie wollte mir gerade die Namen des Oberhauptes sagen«,
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