Der Krieg der Zwerge
log er. »Andôkai wird böse sein.«
Der Leibwächter der Maga verstaute seine Waffe. Wenn ihn die Worte des Mimen überhaupt erreichten, zeigte er es nicht. Hinter dem Visier herrschte tiefes Schwarz. Er wandte sich nach rechts, eilte die Gasse entlang und war verschwunden.
Betroffen ließ sich Rodario auf ein leeres Fass sinken, das neben dem Hinterausgang stand, und betrachtete die beiden Toten. Du wärst sicher gut auf der Bühne gewesen, dachte er, während er Nufas hübsches Gesicht betrachtete.
Djerůn hatte die Klinge so geführt, dass man ihrem Antlitz nichts von dem Stich ansah, der ihr durch den Mund in den Hals gegangen war. Diese Tat war es gewesen, die Rodarios schwelendem Verdacht den letzten nötigen Lufthauch zufächelte, um daraus eine Flamme des Argwohns zu machen. Ich hatte geahnt, dass es mich in Schwierigkeiten bringt.
VII
Das Geborgene Land, Dsôn Balsur, Hauptstadt Dsôn, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
Der schwarze Samthandschuh umschmeichelte die Diamanten an der Schneide der Waffe, fuhr ehrfürchtig über den intarsiengeschmückten Axtkopf und glitt hinab zum robusten Stiel, um den sich die Finger schlossen. Behutsam wurde die Waffe von ihrem Bett aus dunklem Brokat gehoben. »Sie ist schwer«, stellte die wohl klingende Stimme eines Albs fest.
Die Überbringerin des Geschenks kniete vor der Treppe aus schwarzem Marmor, die zu den beiden Thronen hinaufführte, hielt das Samtkissen nach oben gereckt und schaute auf die erste Stufe. Ohne Aufforderung durfte sie die Augen nicht heben. »Ich weiß, ich habe sie bis nach Dsôn Balsur getragen, Nagsor Inàste.«
»Dein eigenmächtiges Handeln, Ondori, verlangte nach einer harten Strafe«, maßregelte sie eine sanfte Albinnenstimme, »doch dein Erfolg lässt uns den Zorn auf dich vergessen.«
»Ihr seid zu gütig, Nagsar Inàste«, bedankte Ondori sich und beobachtete, wie der schwarze Handschuh die Axt zurücklegte.
»Was geschah mit dem Träger?«, wollte der Alb wissen. »Er versank in einem pechschwarzen Weiher, Höchster, zusammen mit seinem Gefährten. Wir haben das Ufer zwei Sonnenumläufe lang bewacht, aber sie tauchten nicht wieder auf. Die Kettenhemden werden sie auf den Grund gezogen haben, wo sie ertranken.« Ondori klang keineswegs befriedigt. »Ich hatte ihn schon, doch das Lederband seines Waffengurtes riss, und er rutschte mir durch die Finger. Er sollte im Kampf besiegt werden und nicht im Schlamm eines namenlosen Teichs im untergegangen Lesinteïl enden! Was er mir und meinen Schwestern nahm, hätte er mit unendlichen Qualen büßen müssen. Der Tod unter Wasser war viel zu leicht«, erklärte sie ihre Freudlosigkeit trotz des Triumphes, den sie errungen hatte.
»Wir alle haben Verluste am Schwarzjoch erlitten, aber keiner außer dir und deinen Freunden sah sich auserkoren, Rache zu üben und die Stellungen zu verlassen. Du hast unser Verständnis, aber nicht unsere grenzenlose Milde, Ondori«, sagte die Albin. »Es ist gut, dass du zu uns zurückgekehrt bist und uns die Feuerklinge gebracht hast. Denn wir haben bereits eine Verwendung dafür.«
»Du wirst mit deinen treuen Freunden morgen ins Graue Gebirge aufbrechen, wo du hin wolltest«, befahl ihr der Alb, dieses Mal mit deutlicher Strenge in der Stimme. »Du wirst die Axt mit dir nehmen und den Orks gegen die Zwerge beistehen, die sich dort herumtreiben. Nichts wird sich verheerender auf die Gemüter der Unterirdischen auswirken als der Verlust von zwei bedeutenden Dingen: ihrem Helden und ihrer Axt. Die Orks brechen ihre Festung, wir ihren Willen.«
»Ich verstehe nicht, Nagsor Inàste. Welche Orks?« »Eine gewaltige Streitmacht ist an unserer Ostgrenze vorbeigewandert und hat Kurs auf das Graue Gebirge genommen«, erklärte er ihr. »Vermutlich wollen sie das Reich der Unterirdischen in ihren Besitz bringen.«
Ondori hörte von dem Heer zum ersten Mal, und was sie noch schlimmer fand: »Warum haben sie uns nicht geholfen? Und warum sollten wir den stinkenden, feigen Tieren für ihr Nichtstun die stärkste Waffe an die Seite stellen, die es im Geborgenen Land gibt?«
»Macht«, ertönte es zweistimmig.
»Wir verlangen von dir«, sprach der Herrscher weiter, »dass du deinem Volk einen Anteil an der Eroberung sicherst, damit die Orks den Sieg nicht allein erringen. Du wirst deinen Fuß für Dsôn Balsur in das Graue Gebirge setzen und uns ein Refugium schaffen, sollten wir das Reich aufgeben müssen.«
»Aufgeben, Nagsor Inàste?« Beinahe hätte sie den Kopf
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