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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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dem Großkönig voller Achtung zu. Es war nicht nötig, weitere Worte über den Großmut und den Aufopferungswillen zu verlieren.
»Wenn die Dritten gelogen haben, haben sie mehr zu fürchten als deinen Schwur, Tungdil«, sagte Liútasil. »Wir werden sie schneller finden, als es den Avataren gelingt, unsere Wälder zu vernichten. Haben sie die Königreiche betrogen, so sterben sie durch Elbenhand.« Und zu Gandogar sprach er: »Dein Name und die Selbstlosigkeit der Kinder des Schmieds werden von nun an auch in den Liedern der Elben besungen werden. In Âlandur wird es niemand mehr wagen, schlecht von dir und den Nachfahren der ersten Fünf zu reden.«
Er verneigte sich tiefer, als es ein König vor einem König tun musste. Sämtliche Regentinnen und Regenten der Menschen taten es ihm gleich, dann verließen sie die Halle.
»Ich werde die Dritten begleiten und prüfen, wie sie die Avatare aufzuhalten gedenken«, versprach Narmora, ehe auch sie und Rodario sich zum Gehen wandten. »Ihr bekommt Nachricht, sollte ich Verrat und Betrug entdecken. Nach Tungdils Axt und dem Zorn der Elben kommt die Wut einer Maga, und was dann noch von den Dritten übrig ist, das sei euren Waffen empfohlen.« Mit diesen Worten zog sie sich in die Gemächer ihres Palasttraktes zurück.
Nach und nach verabschiedeten sich die Zwergendelegationen, und an ihren Mienen war abzulesen, dass die Mehrzahl von ihnen in dieser Nacht in Bier und Met versinken würde.
Lediglich Tungdil, die Zwillinge und Balyndis blieben übrig.
Boïndil erinnerte sich an die Frage, die er vergessen hatte zu stellen. »Balyndis, wie hast du eigentlich erkannt, dass es nicht Djerůn war, der in der Rüstung steckte?«
»Ich vergesse keine Arbeit, die ich gemacht habe«, erklärte sie lächelnd. »Und die Rüstung, die ich für ihn angefertigt habe, kann ich schon gar nicht vergessen. Die Gravuren und Ätzungen auf seinem Brustpanzer stammten nicht von meiner Hand, sie waren gute Fälschungen, aber nicht gut genug. Leider habe ich es zu spät erkannt«, räumte sie zerknirscht ein. Die Zwergin kam zögernd zu Tungdil und nahm ihn in den Arm. »Ich wünsche dir und deiner Gemahlin alles Beste, immer Glut in der Esse und einen Topf Gold unterm Bett, Tungdil Goldhand«, sagte sie gepresst. »Wir werden uns kaum wieder sehen, nehme ich an.«
Er schloss die Augen und sog ihren Geruch ein, er kam ihm vertraut vor wie einst. Jetzt, wo er ihm in die Nase stieg, erkannte er, wie sehr er ihn vermisst hatte. Niemals mehr würde er ihn wahrnehmen.
    Ich liebe sie noch immer, begriff er wehmütig, als er sie drückte und ihr einen Kuss auf die Stirn gab. »Vraccas steh dir bei«, murmelte er, mehr brachte er in seiner Verwirrung nicht hervor.
Balyndis erschrak, als sie die Wahrheit in seinen Augen las, und ihm erging es nicht anders. Die Schmiedin erwiderte seine Gefühle, obwohl er sich im Zorn von ihr abgewandt hatte. Er griff nach ihrer Hand, sie aber wich zurück, schüttelte den Kopf und drehte sich rasch um. »Glaïmbar wartet«, sagte sie mit erstickter Stimme.
Er schaute ihr hinterher. Wie so oft. Viel zu oft. »Und ich muss zu Myr«, raunte er.
»Ho, Gelehrter, wir sind auch noch da«, machte sich Ingrimmsch reizend wie immer bemerkbar. Prüfend betrachtete er seinen Freund. »Und? Komm doch mit. Nimm Myr und schließ dich uns an.«
Boëndal glaubte, zuvor, als die Menschenkönige sich bedankt hatten, ein verräterisches Funkeln in Tungdils Augen gesehen zu haben. »Du planst etwas, oder?«
»Vielleicht.« Er legte dem Krieger die Hand auf die Schulter. »Aber du und Ingrimmsch werdet die Ersten sein, die es erfahren, wenn ich mich entschlossen habe. Noch fehlt mir das Quäntchen Mut dazu.«
Boïndil grinste erwartungsvoll. »Ich wusste es! Vraccas schickt dir den Funken, der das Feuer der Heldenhaftigkeit in dir neu entzündet. Abende am Kamin sind nichts für dich. Du kannst auf uns zählen. Wir reißen das Schwarze Gebirge ein und nehmen uns die Waffe.« Er und sein Bruder folgten Balyndis.
In einer eigenartigen Mischung aus Zweifel, Klarheit und Zuversicht schritt Tungdil durch den Palast, in dem er sich vor lauter Grübeln bald verlaufen hatte. Noch immer beschäftigte ihn der Abschied von der Schmiedin.
Die alten Wunden, von denen er geglaubt hatte, sie seien verheilt, hatten sich unter der dünnen, neuen Haut niemals geschlossen; auch der Balsam in Gestalt von Myr bedeutete keine wirkliche Heilung, sondern nur eine Ablenkung von den Schmerzen. Dennoch gehörte auch der

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