Der Krieg der Zwerge
die Latten. Die Kette verhakte sich, und so sehr der Dritte daran herumriss, seine Waffe steckte fest.
»Wie viel verträgst du?«, wollte Tungdil wissen und führte die Axt einhändig gegen die Körpermitte Romos. Die Schneide schnitt sich durch das Eisen bis ins Fleisch; rotes Blut schoss aus der Wunde.
Anstatt sich zurückzuziehen, ließ der Dritte den nutzlos gewordenen Griff des Morgensterns los und schlug stattdesssen mit beiden Fäusten gleichzeitig nach dem Gesicht seines Widersachers. Tungdil ging benommen zu Boden. Die Augenlider schwollen an, Blut aus einer Platzwunde über der rechten Braue raubte ihm die Sicht.
Romo riss sich die Axt aus dem Leib und packte sie. »Mehr als du!«, schrie er zur Antwort und holte zum Streich aus.
Plötzlich wurde er in grelle Flammen gebadet.
»So spüre meine Macht!«, hörte Tungdil eine Männerstimme übertrieben laut rufen. Eine Flammenlohe schoss heiß über ihn hinweg und hüllte Romo ein zweites Mal ein.
Bart und Haare hatten Feuer gefangen, verbrannten, schwarze Gesichtshaut platzte auf. Stinkender Qualm füllte den Korridor.
Romo versuchte nicht einmal, sich zu löschen. Er machte einen Schritt nach vorn und hieb nach Tungdil, als sich eine Gestalt von hinten gegen ihn warf und seinen Schlag auf diese Weise fehlleitete. Die Axt fuhr Funken sprühend eine halbe Handbreit neben dem Zwerg in den Boden.
Romo schüttelte seinen Angreifer knurrend ab.
»Ho, es gibt einen der Dritten zu vernichten!«, rief Ingrimmsch laut. Schon hechte er über Tungdil hinweg und wollte Romo seine beiden Beile zu kosten geben.
»Halt«, rief Tungdil ihn zurück. Er stemmte sich in die Höhe und zog den Morgenstern aus der zerstörten Tür. »Er gehört mir.«
Den ersten Schlag parierte Romo noch, doch der nachfolgende erwischte Hals, Brust und Kopf. Benommen wankte er, ohne niederzusinken.
Tungdil benötigte drei weitere kraftvolle Schläge, bis der Neffe Lorimbas' tot im Gang lag. Bei dir bin ich gern ein Zwergentöter, dachte er und warf den Morgenstern gleichmütig auf den Besiegten.
»Der war nichts. Verwundet und angekokelt, so ist das keine Herausforderung«, beschwerte sich Ingrimmsch enttäuscht. »Wo ist der andere? Der Dicke? Der käme mir gerade recht.«
Boëndal kümmerte sich gemeinsam mit Tungdil und Rodario, der den zaubernden Famulus gemimt hatte, um Myr, die ohnmächtig auf den kalten Steinplatten lag.
Trotz seiner Schmerzen trug Tungdil sie in ihre Unterkunft und kümmerte sich um ihre Wunden, bis Narmora erschien und sie mit Hilfe ihrer Magie versorgte. Nicht einmal eine Narbe blieb auf Myrs weißer Haut zurück; selbst der silbrigweiße Flaum stand, als wäre er nie in Mitleidenschaft gezogen worden.
Danach ließ sie Tungdil ihre heilende Macht angedeihen und befreite ihn von den gebrochenen Rippen. Probehalber bewegte er sich, doch ihm tat nichts mehr weh. »Magie ist mir noch immer unheimlich«, gestand er ihr.
»Du willst sagen, meine Magie ist dir ebenso unheimlich wie die Andôkais.«
»Du bist ein Anhänger Samusins wie sie?«
»Es gibt keinen anderen Gott, der meine Gebete akzeptieren würde. Mach dir um Myr keine Sorgen, sie wird bis morgen schlafen«, erklärte Narmora. »Geh und hilf den anderen bei der Suche nach dem Dritten.«
»Er heißt Salfalur«, sprach er dessen Namen düster aus, packte seine Axt und stieß zu den beiden Zwillingen, die mit Rodario vor der Tür ausharrten. »Danke für deine Hilfe. Kennst du die schnellsten Wege aus der Stadt?«, fragte er den Mimen.
»Ich habe sie erbaut, mein gereizter Freund«, gab Rodario großspurig zurück. »Nun, sagen wir, ich lasse sie erbauen. Nach den Plänen von Furgas«, räumte er nach und nach ein.
Ingrimmsch runzelte die Stirn. »Du bist demnach die Aufsicht, nicht der Urheber.«
»Dennoch kenne ich mich aus.« Er streifte die Ärmel der Robe bis zu den Händen herab, damit die Vorrichtung besser verborgen wurde, mit der er den Anschein erweckte, er könne Flammen aus seinen Händen schießen. Die Menschen und Zwerge, die beobachtet hatten, wie er Romo verbrannt hatte, hatten sich zumindest täuschen lassen und hielten ihn wirklich für einen Famulus.
»Immer noch der Taschenspielermagier«, grinste Boëndal. »Betrug und Gaukelei.«
»Aber es wirkt«, beharrte Rodario verschnupft. »Die Frauen werden sich um mich reißen. Angesehener Theaterbetreiber, aufstrebender Famulus und ausgezeichneter Schauspieler in einer umwerfend gut aussehenden Persönlichkeit vereint.«
Boïndil gluckste erheitert. »Ja,
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