Der Krieg der Zwerge
Utensilien zusammen und stand einen Moment unschlüssig im Raum, bis sie und Tungdil von Namora mit einem Kopfnicken entlassen wurden.
Kaum waren sie verschwunden, langte die Maga unter die Robe, holte den Malachitsplitter hervor und berührte die scharfkantigen Ränder, an denen noch das getrocknete Blut Andôkais haftete. Also muss es sein. Mit fliegenden Fingern wusch sie das Blut ab, öffnete die Robe und konzentrierte sich. Dabei richtete sie all ihre magische Aufmerksamkeit auf den Stein.
Plötzlich begann er zu leuchten und erwärmte sich, wurde heißer.
Samusin, ich bitte dich, schütze mein Leben und das von Furgas. Sie setzte die Spitze unterhalb ihres Brustbeins auf die helle Haut. Ihre Armmuskeln spannten sich und bereiteten sich darauf vor, den Malachit in sie hineinzutreiben, wie es Nudin einst bei sich getan hatte.
Nimm mein Leben, um seins zu erhalten, Samusin. Dann sterbe ich gern. Sie schloss die Augen und drückte sich den Splitter ins Fleisch.
Der Schmerz war unbeschreiblich.
Eine dunkelgrüne Sonne detonierte in ihr, flutete sie mit Glut, mit Säure, mit eisigem Wasser, riss an ihren Adern, pumpte sie zum Bersten voll, und bevor sie das Gefühl hatte, wie eine reife Frucht zu platzen, endete es abrupt.
Narmora fiel auf die Knie und erbrach grüne Flüssigkeit auf den Boden. Die nächste Welle Übelkeit spülte ihren gesamten Mageninhalt als stinkende, moosfarbene Brühe durch ihre Kehle; sie klatschte in einem Schwall neben das Lager ihres Mannes.
»Wer bist du?«, rief jemand dröhnend.
Sie hustete die letzten Brocken aus, stützte sich mit zitternden Armen ab und drehte den Kopf suchend nach rechts und links. »Wer ist da?«, keuchte sie.
»Ich kann dir Dinge zeigen und Kräfte geben wie keiner anderen vor dir«, raunte es, und sie entdeckte Nudin, der plötzlich in einer Ecke des Raumes erschienen war. Er verharrte dort mit einem freundlichen Lächeln. An seinem Leib trug er Gewänder, wie sie schon lange aus der Mode gekommen waren.
»Du? Wir haben dich bezwungen, im Schwarzjoch!«
»Ich möchte dir helfen.« Vor ihren Augen verwandelte er sich unvermittelt zu dem aufgedunsenen Nôd'onn in der dunkelgrünen Robe, der sie angriente. »Ich mache dich zu einer gefürchteten Maga.« Ein grelles Flackern folgte, nun schwebte die nebelhafte Gestalt des Dämons, den Tungdil in der Höhle des Tafelbergs zerstört hatte, über Furgas. »Armer Mensch. Er stirbt«, wisperte er. »Du kannst ihn retten. Jetzt. Weil ich dir die Macht dazu gegeben habe.«
Narmora schaute in ein grün gleißendes Licht und musste die Augen schließen. Als sie wieder etwas erkennen konnte, war die Wolke verschwunden, und es herrschte Stille im Zimmer, abgesehen von Furgas' ununterbrochenem Stöhnen.
Ich habe es mir nur eingebildet. Die Stelle, an der sie sich den Malachit eingesetzt hatte, präsentierte sich makellos, es gab keine verräterische Narbe oder ein klaffendes Loch, aus dem es grün schimmerte. Lediglich ein einsamer roter Blutstropfen zwischen ihren Brüsten bestätigte ihr, was sie getan hatte.
Furgas schrie laut auf, sein Leiden steigerte sich.
»Ich bin bei dir«, sagte sie schwach, zog sich am Bettgestell hoch und legte die Rechte auf den Wundverband. Nun wird sich zeigen, welche Macht ich tatsächlich erhalten habe.
Langsam und deutlich sprach sie die erste von vielen Formeln, die ihr wie von selbst in den Sinn kamen und ihrem Geliebten das Gift aus dem Leib jagen sollten.
Es begann mit einem Zischen.
Schwefelfarbene Dämpfe stiegen aus dem ruhenden Körper und lösten sich im Flug auf; winzige gelbe Tropfen drückten sich durch die Haut, tanzten und hüpften wie Wasser auf einer heißen Herdplatte, rannen herab und tünchten das Laken.
Furgas' Brust hob und senkte sich immer schneller, er ächzte.
Töte ich ihn? Erschrocken wollte Narmora die Hand zurückziehen.
»Mach weiter«, forderte Nudin neben ihr. »Du besitzt die Kraft, ihn zu heilen, Narmora. Du wirst ihn bald in die Arme schließen können!« Er lächelte sie freundlich an. »Vertraue mir und der Kraft des Steins. Alles wird gut. Du bist eine Maga.«
Narmora sah den Magus deutlich vor sich, als wäre er niemals gestorben. »Du bist ein Trugbild«, sagte sie mit fester Stimme. »Verschwinde!«
Die Erscheinung deutete auf den gelben Verband. »Du musst weitermachen«, wiederholte Nudin.
Narmora richtete ihre Aufmerksamkeit auf ihren Mann, ihr Verstand holte sich die magischen Silben aus dem Nichts, ihre Lippen gaben sie wieder.
Noch mehr Gift
Weitere Kostenlose Bücher