Der Krieg der Zwerge
sickerte aus dem Körper des stöhnenden Furgas', bis er abrupt schwieg und einen langen Atemzug tat, bevor er völlig still dalag.
»Furgas! Nein!«, rief sie entsetzt, rutschte zum Kopfende und streichelte angsterfüllt sein Gesicht. »Was habe ich …«
Der Mann schlug die Augen auf, schaute verwundert zur Decke, bemerkte Narmora und hob unsicher die Hand, um ihr geliebtes Gesicht zu berühren. »Du …«
Narmora schluckte, dann lachte und weinte sie gleichzeit ig und schlang die Arme um ihn. Furgas richtete sich auf und drückte sie fest an sich. »Ich habe dich wieder«, schluchzte sie. »Ich danke Samusin auf Knien dafür.«
Furgas war verwirrt, genoss jedoch die Zärtlichkeit seiner Gefährtin. »Ich erinnere mich … an den Überfall«, sagte er angestrengt. »Was geschah dann?« Er küsste ihre schwarzen Haare und schob sie zärtlich von sich. Dabei entdeckte er, dass ihr Bauch verschwunden war. »Habe ich so lange Zeit im Bett verbracht?«, fragte er erschrocken.
»Warte. Du sollst sie endlich sehen.« Narmora eilte davon, um Dorsa zu holen.
Behutsam legte sie das kleine Mädchen in die Arme des Vaters, der beim Anblick des Bündels in Tränen des Glücks ausbrach. »Sie hatte noch einen Bruder, doch er ist bei der Geburt gestorben«, gestand sie ihm mit feuchten Augen. Dann berichtete sie ihm von dem unglückseligen Tag, an dem sich der Unfall ereignet hatte.
Furgas streichelte seine Tochter. »Wenigstens sie ist uns geblieben«, sagte er rau und küsste das kleine Köpfchen. Mit der anderen Hand zog er Narmora zu sich. »Ich liebe dich, Narmora. Ich liebe euch beide«, sagte er zu Dorsa. »Wir haben viel durchgemacht, um zu unserem Glück zu finden. Dafür ist es umso größer.«
Narmora gab ihm einen langen Kuss. »Ruh dich aus, Geliebter. Morgen berichte ich dir, was in der Zwischenzeit geschehen ist und was uns noch bevorsteht, damit unser Glück Bestand haben wird. Wir brauchen dringend dein technisches Geschick.« Sie schmiegte sich an ihn. In einer Ecke des Raumes meinte sie, Nôd'onns Abbild kurz aufblitzen zu sehen, ehe es verblasste.
Das Geborgene Land, Dsôn Balsur, 6234. Sonnenzyklus, Spätherbst
Hosjep saß auf dem obersten Querbalken des größten Onagers, schlug die letzten Nägel ein und prüfte den Sitz der zusätzlichen Sicherungsseile, welche um die Holzstreben gewickelt worden waren. Sie waren notwendig, um den tonnenschweren Druck abzufangen, der auf den Balken lastete, wenn die Wurfmaschine ihre Arbeit verrichtete.
Der Zimmermann war nicht der Einzige, der in luftiger Höhe seiner Tätigkeit nachging. Um ihn herum hämmerten, zurrten, spannten und hobelten viele weitere Menschen, um aus den mitgebrachten Stämmen, Latten und Brettern Wurfmaschinen zu bauen.
Der nächtliche Überfall der Albae vor etlichen Sonnenumläufen hatte nicht nur zahlreiche Leben gekostet und die alte Feindschaft zwischen den Elben und Zwergen aufs Neue entfacht, er hatte auch eine gehörige Portion Siegesgewissheit zerstört, die in den Köpfen der Soldaten vorhanden gewesen war – bis zu diesem verheerenden Angriff. Die Folge war, dass viele Männer den Dienst quittierten oder sich davonstahlen und die Moral bei den Menschen sank.
Hosjep befand sich nur deswegen in unmittelbarer Nähe zu dem Albaereich, weil ihn das großzügige Entgelt für seine Arbeit lockte. Den Lohn, den er hier erhielt, verdiente er sich sonst in einem Sonnenzyklus. Ohne das Gold hätten ihn keine zehn Pferde an die Grenze zu Dsôn Balsur gebracht.
Er richtete den Blick auf den schwarzen Wald, der die breite Schneise säumte, welche das Feuer hineingebrannt hatte. Von hier oben sah er, dass sie höchstens eine Meile von der Ebene dahinter trennte. Von da an stand dem Heer nichts mehr im Weg.
Die schwarze Festung der Albae lag wie eine bösartige Geschwulst inmitten des Flachlands, in dem sich das Gras wieder grün färbte.
Es wird wunderschön anzusehen sein, wenn wir die letzten Albae vernichtet haben, dachte der Zimmermann und bemühte sich, sich seine Zuversicht zu bewahren.
Hinter der Festung erstreckte sich noch mehr Grasland, knapp vor dem Horizont erkannte er so etwas wie ein Loch, aus dem sich eine lange spitze Nadel erhob, die im Schein der Sonne knochenfahl schimmerte. Es war das Herz des Albaereichs, das es zum Verstummen zu bringen galt.
Hosjep nahm seinen Hammer und Nägel, um sich weiter um den Onager zu kümmern. Wie gut, dass ich die Truppen nicht bis dorthin begleiten muss, dachte er fröstelnd.
Bis zum
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