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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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offenbarten Hosjep das grausame Schlachten.
Die Leichen der Soldaten lagen übereinander und bildeten einen grotesken Teppich, der mit zahlreichen dunklen Flecken besät war, wo das Blut der Sterbenden die umliegenden Kadaver besudelte.
Auf diesem Teppich eilten die Albae hin und her, stets auf der Suche nach Überlebenden, die sich unter den Bergen aus Leichen tot stellten und sich so das Leben erhofften. Zielsicher wurden sie gefunden und besonders grausam hingerichtet.
    Palandiell, sei mir gnädig. Sie haben alle umgebracht! Hosjep entdeckte nicht einen einzigen erschlagenen Alb. Wie konntest du das zulassen?, haderte er mit seiner Schutzgöttin, Tränen des Entsetzens in den Augen.
Eine Albin kam über die Kadaver geritten, getragen von einem Stier mit gewaltigen Hörnern, die wie der Schädel von einer eisernen Maske umschlossen waren. In den Aussparungen für die Augen loderte es glutrot. Sie rief den Albae in ihrer Nähe etwas zu, woraufhin einige die Kehlen der Toten öffneten, um das Blut in Gefäßen aufzufangen. Andere machten sich an den Wurfmaschinen zu schaffen, bestrichen sie mit Pech und gossen das restliche Petroleum darüber.
    Ich kann wählen, ob ich lieber verbrenne oder abgeschlachtet werde, dachte Hosjep verzagt. Wenn die Flammen höher schlugen, würde er sich den Pfeil aus dem Bein ziehen und ihn sich durchs Herz stoßen. Lieber verbrennt mein Leib, als dass ich in ihre Hände falle, entschloss er sich.
Da hob der Bulle den Kopf und schaute geradewegs zu ihm auf; sein Schnauben machte die Reiterin aufmerksam, und sie folgte seinem Blick.
Der Zimmermann erkannte ihr Gesicht nicht, es lag hinter einer Augenmaske und einem Stück schwarzem Stoff verborgen. Sie hob ihren Kampfstab und sagte etwas; ein Alb nahm seinen Bogen und schoss nach ihm.
Der Pfeil traf ihn in die linke Schulter. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stürzte er hinab, prallte auf eine Seitenstrebe des Onagers und landete auf einer weichen Unterlage aus toten Körpern.
»Zurück! Zurück, ihr Dämonen!«, weinte er und wälzte sich herum, wollte aufstehen. Als ihm einer der Albae zu nahe kam und sich nach ihm bückte, zog er das Schwert eines Getöteten und stach so unvermittelt zu, dass die Klinge dem Feind in den Bauch stieß.
Aber der Alb starb nicht.
Er richtete sich auf, umfasste den Griff und zog sich die Schneide eigenhändig heraus. Schwarzes Blut floss aus der Wunde, doch der Strom verebbte bald.
    Sie hat sich geschlossen! Hosjep kroch zurück. Deswegen haben sie keine Verluste … Palandiell, was haben wir dir getan, dass du unseren Feinden erlaubst …
»Mensch«, sprach ihn die Albin an. »Deine Götter waren dir wohlgesonnen, denn du hast das hier überlebt. Kehre zu deinem König zurück und berichte ihm davon. Sag ihm im Namen der Unauslöschlichen, dass wir nicht weichen werden. Wir haben neue Kräfte erhalten, Tion gab sie uns, und du hast gesehen, was sie bewirken.« Sie lenkte den Stier nahe an ihn heran. »Oder hast du Zweifel an dem, was du sahst?«
»Nein«, rief der Mann und wich noch weiter zurück. »Ich werde es Mallen ausrichten.«
»Dann geh.«
Und Hosjep drehte sich um und lief trotz der Schmerzen in seinem Bein und der Schulter wie noch niemals zuvor.
Ondori wendete ihren Bullen und gab neue Anweisungen.
Die Einheit, die von dem Schwarzem Wasser getrunken hatte und mit ihr in die Schlacht gezogen war, hatte die Prüfung bestanden. Keiner von ihnen starb durch die Wunden, die sie empfangen hatten. Âlandur, erzittere. Wir kommen bald über dich und rotten die Geschöpfe Sitalias aus.
Aus den Körpern, durch die ihr Stier watete, ließen sich wunderbare Skulpturen schaffen. Und am Turm der Unauslöschlichen fände sich ein Platz für die Knochen derer, für die sie keine Verwendung hatte.
Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, 6234. Sonnenzyklus, Spätherbst
    Der Spätherbst meinte es gar nicht gut mit Myr und Tungdil. Die Strecke, die sie oberirdisch zu laufen hatten, legten sie in strömendem Regen zurück.
    Die Zwergin bestand darauf, Kräuter zu sammeln, um daraus einen Trank zu brauen, der sie beide von innen gegen die Herbstfrische und die Witterung unempfindlich machten sollte, wenn schon die Tropfen ihre Kleider tränkten. Eine Krankheit durften sie sich nicht erlauben, und Tungdil schluckte vertrauensvoll einen Becher nach dem anderen.
    Doch die Chirurga begann ihre Abhärtungskur zu spät. Tungdil ereilte eine böse Erkältung, die seine Glieder schwächte. Es blieb ihnen nichts anderes

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