Der Krieg der Zwerge
übrig, als in einem Gasthof einzukehren, um ihm ein trockenes Bett und ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, während der erste ausgewachsene Herbststurm über das Land strich.
Die Wirtin staunte über das seltsame Paar, das sich bei ihr einquartierte. »Ich koche Euch eine kräftige Fleischbrühe, Herr Goldhand«, bot sie ihm an, als sie ihn unter die Laken gebettet hatten. Er roch das Stroh, das unter der weichen Wollmatte als Polster diente. »Unten in der Küche habe ich viele Kräuter, die gegen Fieber und Husten helfen.«
»Oh«, freute sich Myr. »Ich begleite dich. Mal schauen, was ich für unseren Kranken tun kann.« Sie löschte die Kerzen bis auf eine, steckte sie in einen Halter und platzierte sie neben dem Bett auf den kleinen Beistelltisch. »Schlaf ein wenig, bis ich dir den Sud bringe.« Sie küsste ihn und wandte sich um. Auf der Schwelle blieb sie stehen und warf ihm einen merkwürdigen Blick zu.
Tungdil lag dösend im Bett und betrachtete die Schatten, welche die Lampe an die weiß getünchten Wände warf.
Je länger er darauf schaute, umso unheimlicher wurden sie, nahmen die Gestalten von Bestien an, die auf ihn eindrangen, während er ungerüstet und waffenlos unter der Decke lag. Er fühlte sich fast ähnlich ausgeliefert wie im Nebel des Jenseitigen Landes.
»Verfluchtes Licht«, ärgerte er sich und wollte die Kerze löschen, aber seine vom Fieber geschwächte Hand langte daneben.
Die Kerze saß so locker in der Halterung, dass die kleine Erschütterung ausreichte, um sie umzuwerfen. Sie prallte auf die Dielen, ohne zu verlöschen, rollte unter das Bett und setzte Strohhalme in Brand, die aus der Matratze ragten.
»Verfluchtes und verdammtes Licht«, wiederholte Tungdil und wollte sich aufsetzen. Doch er war zu schwach, fiel aus dem Bett und musste zusehen, wie sich die Flammen ausbreiteten.
»Myr!«, rief er laut. »Myr, es brennt.«
Doch es tat sich nichts.
»Feuer!«, rief er hustend. Funken stiegen auf, tanzten durch den Raum und schufen neue Brandherde. Es wurde heißer und stickiger. »Feuer«, versuchte er es ein weiteres Mal. Das Fieber lähmte ihn, ließ ihn wie ein hilfloses Kind auf den groben, dreckigen Bohlen liegen.
Es knisterte lauter, schwoll zu einem lauten Prasseln und Knacken an. Das Zimmer verwandelte sich in einen Backofen, und noch immer ließ der Beistand auf sich warten.
Vraccas, soll das mein Ende sein?
Endlich wurde die Tür aufgestoßen. Brüllend stiegen die Flammen höher, angefacht vom Durchzug, der entstanden war. »Herr Goldhand?«, rief eine unbekannte Männerstimme. »Seid Ihr noch drin?«
»Hier«, krächzte er. »Hinter dem Bett.«
Ein Eimer Wasser wurde ins Zimmer geleert, es schwappte bis zu Tungdil und tränkte seinen Bart. Kurz darauf erschien eine Gestalt mit einer klatschnassen Decke über dem Kopf und dem Oberkörper neben ihm, packte ihn am linken Unterarm und zerrte ihn hinter sich her, raus aus den Flammen und bis auf den Flur.
»Tungdil!« Auf einmal war Myr an seiner Seite und beugte sich über ihn. Sie sah furchtbar erschrocken aus, verstörter als alle Menschen zusammen. Und schuldbewusst. »Wie konnte das geschehen?«
»Ich war unachtsam«, räusperte er sich mehr als er sprach. »Die Kerze, sie fiel herunter …«
»Herr Goldhand, geht nach unten«, bat ihn einer der Helfer mit rußgeschwärztem Gesicht. »Wir brauchen Platz, um das Feuer zu löschen.«
Die Wirtin und Myr schafften ihn mit vereinten Kräften die Treppe hinab in die sichere Schankstube. »Hier.« Die Chirurga drückte der Frau eine Goldmünze in die Hand. »Für dich und deinen Mann, denn ohne euch wäre er sicherlich verbrannt.« Sie deutete auf die fetten Qualmwolken. »Und was den Schaden angeht, mach dir keine Sorgen, auch den begleichen wir.« Die Frau bedankte sich und eilte davon, um beim Löschen des Brandes zu helfen.
»Und nun zu dir, Tungdil Goldhand. Da lässt man dich einmal kurz allein, und schon zündest du das Bett an«, schimpfte sie und nahm ihn dann in die Arme. »Nein, welch ein Schrecken für uns beide!« Welch ein Schrecken, der mir Gewissheit brachte.
»Wo warst du?«, fragte er und streckte seine rußigen Hände nach ihr aus.
»Den Kräutersud zubereiten. Die Magd hat in der Küche so laut mit den Töpfen geklappert, dass wir das Feuer erst bemerkt haben, als der Wirt uns rief.« Sie schluchzte und barg den Kopf an ihrer Brust: »Ruh dich aus und genese«, sagte sie unter Tränen. »Ich werde dich nie mehr allein lassen. Nie mehr.« Du bist mir
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