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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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ihnen blieb keine andere Wahl.
    »Hussa, das nenne ich eine große Herausforderung«, kommentierte Ingrimmsch den Entschluss. »Wir hundert gegen mehrere Tausend, das macht für jeden von uns …« Schlagartig wurde ihm bewusst, dass sich das Wiedersehen mit seinem Zwillingsbruder verschieben würde, und seine Begeisterung schwand.
    »Nein, wir greifen sie nicht an. Wir verfolgen sie, um herauszufinden, was sie bezwecken«, unterbrach Tungdil den Freund. Er schickte zwei seiner Krieger nach Süden, um Prinz Mallen von ihrer Entdeckung zu berichten, zwanzig weitere sandte er sternförmig aus. »Ihr müsst die Bewohner Gauragars warnen«, schärfte er ihnen ein. »Sie sollen sich in die Gebirge oder in eine größere Stadt flüchten.«
    »Ist es dir aufgefallen?«, fragte Boïndil sinnierend. »Man hat die Schweineschnauzen erstochen und geköpft. Die Stichwunden hätten bei beiden ausgereicht, um sie zu töten, Gelehrter.«
    »Ein Exempel«, vermutete Tungdil. »Vermutlich wollte der Anführer seine Macht zur Schau stellen und andere Aufsässige einschüchtern.«
    »Mh.« Ingrimmsch schien nicht einverstanden zu sein. »Den hier hat er gleich dreimal erstochen und geköpft. Ich finde es eindrucksvoller, wenn man einen Feind mit einem einzigen Hieb enthauptet.« Er imitierte das Geräusch eines surrenden Beils. »Es beweist Stärke und ein gutes Auge.«
    »Welchen Sinn sollten die Wunden sonst ergeben?«, beharrte Tungdil auf seiner Einschätzung, und weil ihm Boïndil keine andere Erklärung lieferte, blieb es dabei.
    So begannen sie ihre Wanderung durch Gauragar, das zusehends hügeliger und steiniger wurde. Die Wiesen wichen graubraun gesprenkelten Felsfeldern, zwischen denen spärliche Halme aufragten. Dennoch hinterließen die Stiefel der Orks und ihre Abfälle unverwechselbare Spuren, die sie weiter nach Norden führten.
    »Hast du auch von dem Entseelten Wald gehört?«, fragte Tungdil Ingrimmsch unterwegs. »Ein Späher Mallens berichtete gestern am Lagerfeuer davon.«
    Der Krieger machte große Augen. »Ein Entseelter Wald? Ist es so schlecht, wie es sich anhört?«
»Es scheint, als hätte sich das Tote Land an einigen Stellen ein Rückzugsgebiet geschaffen«, fasste er das Gehörte für seinen Freund zusammen. »Man erkennt diese Stätten an den schwarzen Bäumen. König Bruron hat ein Verbot ausgesprochen, sie zu betreten. Die Menschen werden darin wahnsinnig.«
»Nicht gut«, brummte Boïndil. »Ich dachte, wir wären das Tote Land los, stattdessen hat es uns Eier gelegt.«
Tungdil betrachtete die Spuren der Orks. »Andôkai sollte sich darum kümmern. Wenn das Tote Land seinen Keim in die Erde gebracht hat, wer weiß, ob es sich von dort nicht ausbreitet.«
Der Zwilling nickte zustimmend und übernahm es, die Nachricht unter den Zwergen zu verbreiten, damit sie unterwegs Ausschau hielten. Jeder schwarze Fleck sollte bemerkt und König Bruron gemeldet werden.
Plötzlich, am zweiten Sonnenumlauf ihrer Verfolgung, bogen die Spuren nach Osten ab, geradewegs auf den höchsten Hügel zu. Offenbar gab es in dieser Richtung etwas Besonderes.
Am Abend des dritten Sonnenumlaufs geschah das Unfassbare: Sie holten die Streitmacht ein, die sich zwei Meilen vor ihnen über die Erhebung wälzte und dahinter verschwand.
»Oink, oink«, machte Ingrimmsch erwartungsvoll, aber Tungdil sah ihn scharf an, um ihn zum Verstummen zu bringen.
»Kein Gefecht«, schärfte er ihm nochmals ein und legte eine Hand beschwichtigend auf Boïndils Unterarm. »Wir würden es nicht überstehen.«
Mit aller Vorsicht setzten sie den Scheusalen nach, erklommen den steilen, karg bewachsenen Hang und hielten unterhalb des schmalen Grats an.
Tungdil zog seinen Helm ab; das lange braune Haar wehte im sanften Wind. Behutsam schob er sich hoch, damit nicht mehr als seine Stirn und die Augen über die niedergetrampelten Halme ragten. Boïndil tat es ihm nach.
Der nächste Schrecken ließ nicht lange auf sich warten. Die Orks bewegten sich auf einen finsteren Ort zu. Tungdil betrachtete die schwarzen, abgestorbenen Bäume, zwischen denen die Bestien verschwanden. In der Mitte des Waldes lag ein pechschwarzes Gewässer, dessen Wellen wie Tinte über die Steine am Ufer schwappten und dunkle Schlieren hinterließen.
Tungdil ahnte, was sich vor ihnen ausbreitete: »Ein Entseelter Wald! Hier werden sie sich wohl fühlen«, sprach er seine Gedanken laut aus.
Ingrimmsch starrte fassungslos hinab. »Verfluchte Erde! Was wollen sie dort? Ihr neues Reich

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