Der Krieg der Zwerge
sich gab.
Die Dritten verlangten danach, ihre gefallenen Krieger zu rächen, und setzten dem Wesen von mehreren Seiten gleichzeitig zu, aber es zeigte sich, dass die Krallen nicht nur scharf, sondern auch sehr beständig waren. Sie hielten dem Schlag einer Axt stand und erlaubten es der Kreatur, die Schläge abzuwehren, ohne Schaden davonzutragen.
»Wir warten, bis es genügend abgelenkt ist, und laufen an ihm vorüber«, entschied Tungdil. Der Kampf gegen das Wesen, das ihnen die Avatare auf den Hals gehetzt hatten, dauerte ihm zu lange. Er wollte den Feinden keinerlei Aufschub gewähren.
»Wie? Diese Herausforderung soll mir entgegen?« Boïndil konnte sich und sein heißes Temperament schwerlich zurückhalten.
»Der Kampf mit dem Eoîl wird dich dafür entschädigen.« Er rief Rodario zu sich und mahnte ihn, sich bereit zu halten. »Du wirst uns begleiten, die Dritten sollen sich mit dem Vieh herumschlagen. Uns fehlt dazu die Zeit.«
»Ich habe verstanden. Ich bin einmal mehr die Ablenkung. Sei's drum. Einer muss es ja tun.« Rodario klopfte sich den Dreck von seiner Robe und sprintete im nächsten Augenblick schon hinter den beiden Zwergen her, die eine Lücke zwischen dem titanischen Wächter und der beschädigten Tür entdeckt hatten.
Eine Kralle fuhr knapp an seinem Kopf vorbei, er duckte sich und überholte die Zwerge sogar kurz vor dem Durchgang in den Turm.
Aber das Wesen besaß genügend Schläue, um ihnen die Flucht zu erschweren. Es flatterte mit den Schwingen, der Wind verfing sich in der Robe des Schauspielers und trieb ihn rückwärts, geradewegs gegen Tungdil und Boïndil. Derart behindert sahen sie die eigentliche Attacke nicht kommen.
Der rechte untere Arm schnellte heran, die Hand mit den Krallen streifte Tungdils gepanzerte Schulter, wo sie fünf breite Kratzer hinterließ, danach bewegte sie sich mit unverminderter Wucht weiter und drosch auf Höhe des Schlüsselbeins gegen Ingrimmschs Harnisch. Einer der Nägel durchstieß das Metall; der Zwerg schrie voller Qualen und Wut auf, doch er besaß so viel Abgebrühtheit, dass er mit dem Krähenschnabel zuschlug. Der Sporn kappte das Klauenstück, das aus seiner Rüstung ragte.
»So leicht bin ich nicht kleinzukriegenn«, spuckte er dem Wesen vor die Füße. »Erst töte ich deinen Herrn, und dann komme ich zurück und stutze dir die Fittiche.«
Rodario und Tungdil zerrten ihn weiter und gelangten tatsächlich an den Fuß der breiten Treppe, die zur Spitze des Turmes führte.
Sie liefen einige Stufen hinauf, bis die Stiegen schmaler wurden und ihnen die Kreatur nicht folgen konnte, dann begutachtete Tungdil den geborstenen Nagel, der ein zwei Finger dickes Loch in Boïndils Schutz gebohrt hatte.
»Du blutest zu stark, wenn ich ihn aus der Wunde ziehe«, befand er. »Es wäre besser, wenn wir ihn drinlassen.«
»Es geht«, knirschte Ingrimmsch. »Es sind keine furchtbaren Schmerzen, die ich spüre. Das Leder hat verhindert, dass der Nagel sehr tief eindrang. Mehr als eine Fingerkuppe tief wird es nicht sein.« Er lächelte verzerrt. »Nur draufschlagen sollte niemand.« Er blickte skeptisch auf die gewundenen Trittsteine, die sich höher und höher schraubten und deren Überwindung selbst ohne Verwundung eine Herausforderung für die Gerüsteten bedeutete. »Das wird anstrengend.« Er setzte den Fuß auf die nächste Stufe und machte sich zusammen mit seinen beiden Begleitern an den beschwerlichen Aufstieg.
Der Turm war eine bauliche Meisterleistung.
Die Stiegen ragten direkt aus den Seitenwänden und endeten nach vier Schritten Breite; ein Mittelpfeiler existierte in dem runden, zehn Schritt im Durchmesser breiten Gebäude nicht, sodass in der Mitte des Turms ein durchgehendes Loch von zwei Schritt Breite blieb. Wer hier fehltrat, stürzte tief und lang. Trübes Tageslicht fiel in einem satten Strahl von oben herab und sorgte dafür, dass sie die Stufen gut sahen.
Rodario bemerkte unterwegs ein fingerdickes Seil, das in dem Schacht herabbaumelte und von der Spitze zu kommen schien. Welchen Zweck es erfüllte, blieb ihm schleierhaft, er hielt es auch nicht für so wichtig, dass er die Zwerge darauf aufmerksam machte. Es wird zu einem Gong oder etwas Ähnlichem gehören, den man von unten damit bedienen kann.
»Ich frage mich, warum man solche hohen Türme baut«, schimpfte Ingrimmsch keuchend, als sie mehr als zwei Drittel ihres Weges zurückgelegt hatten.
»Tut ihr das nicht auch?«, neckte ihn Rodario.
»Aber wir haben einen Grund. Es geht darum,
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