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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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…«
»Stirb, Götterscherbe«, sagte Boïndil und holte aus, als er den Menschen trotz seines immer stärker werdenden Kampfwahns erkannte. »Der Schwätzer!« Er lenkte den Krähenschnabel gerade noch rechtzeitig aus seiner ursprünglichen Bahn, der Dorn fuhr in die Wand und sprengte ein Stück Marmor ab.
»Rodario? Was machst du hier?«, wollte Tungdil verwundert wissen. »Du solltest bei den Dritten bleiben und …«
Man sah dem Schauspieler an, dass er in den letzten Stunden einiges durchlitten hatte. Seine Robe wies etliche Schnitte und Blutflecken auf, die aber nicht von ihm stammten, sein Gesicht zierte ein blauer Fleck am rechten Jochbein, und er schwitzte furchtbar.
»Es gibt keine Dritten mehr«, hechelte er und lehnte sich schnaufend gegen die Mauer. »Sie wurden in einer mörderischen Schlacht aufgerieben. Die Soldaten hatten mehrere Hinterhalte gelegt, in die wir gelaufen sind, und Narmora kam nicht zur Unterstützung, obwohl ich sie darum gebeten hatte. Mir wurde gesagt, sie sei auf dem Weg in den Palast, und da bin ich nachschauen gegangen.« Er nahm seinen weiten Ärmel, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen, und blinzelte mehrmals. »Xamtys lässt ausrichten, dass sie die Feinde auf ihrer Seite in Schach halten, aber es wird sich bald ändern, wenn die Soldaten von der Nordseite dazustoßen.« Er schaute die Zwerge ungewohnt ernsthaft an. »Ich bin mir sicher, dass Narmora versuchen wird, den Eoîl zu vernichten, um ihnen den Anführer zu rauben. Wenn es ihr nicht gelingt, werden Balendilín, Glaïmbar und Gandogar bei ihrem Eintreffen nur noch unsere Leichen beweinen können.«
»Es ist also wieder alles offen.« Tungdil schaute den Gang entlang. »Kannst du uns zu dem zweithöchsten der Türme führen? Wir denken, dass der Eoîl und der letzte Avatar sich dort verbergen.«
Rodario grinste. »Sicherlich. Da wollte ich auch hin. Mitten in der Gefahr ist man meistens am sichersten. Deshalb verstecke ich mich so gern in Schlafgemächern meiner Liebschaften. Die Gefahr beginnt erst auf dem Weg nach draußen.« Er hob den Arm und deutete auf die breite Tür hinter ihnen. »Ihr seid daran vorbeigelaufen, Freunde. Er steht übrigens genau über der Quelle.«
Sie liefen zurück, die Dritten öffneten die Tür und sprangen sofort zur Seite. »Eine Bestie«, rief einer von ihnen Tungdil zu. »Sie haben eine Bestie beschworen, um den Aufgang zu sichern!«
Mit einem krächzenden Schrei durchbrach ein gewaltiger Körper die Tür und riss den hölzernen Rahmen aus seiner Verankerung. Die Marmorplatten an den Wänden rings um den Eingang des Turmes barsten, und aus der wallenden weißen Wolke schälten sich die Umrisse einer Kreatur, die ein wahnsinniger Magus erschaffen haben musste.
Sie ragte hinauf bis zur sechs Schritt hohen Arkadendecke, lief auf vier Beinen und hatte einen humanoiden Körper, auf dessen Rücken sich ein Paar gigantischer weißer Vogelschwingen entfaltete. Ihre vier langen Arme erlaubten ihr, Feinde selbst auf große Entfernung hinweg anzugreifen. Waffen trug sie keine; sie benötigte weder Schwert noch Axt, denn ihre klauenartigen Hände besaßen Krallen, die geschärft und so lang wie ein halber Zwerg waren.
»Dergleichen habe ich ja noch nie gesehen!«, stammelte Rodario, auf die lange, zahnbewehrte Schnauze des Wesens starrend, und wich zurück. »Kein Zweifel, hier sind die Qualitäten von Kriegern gefragt.«
»Und, Gelehrter?«, raunte Ingrimmsch Tungdil zu. »Was ist das für ein Ding? Wo ist seine verwundbarste Stelle?«
Die pupillenlosen blauen Augen im echsenhaften Schädel richteten sich auf die Zwerge zu ihren Füßen, eine gespaltene, indigofarbene Zunge streckte sich ihnen entgegen.
Tungdil konnte sich nicht entsinnen, in den Büchern seines Ziehvaters jemals etwas über eine derartige Kreatur gelesen zu haben. »Sie muss aus dem Jenseitigen Land stammen«, gestand er sein Nichtwissen ein. »Mehr weiß ich nicht zu sagen.«
Die Kreatur schlug kräftig mit den Flügeln, soweit es der Gang erlaubte. Der Wind riss heftig an ihnen, sie mussten die Schilde loslassen, weil sie die Zwerge umzudrücken drohten; Rodario wurde von den Böen überrascht und fiel zu Boden.
Nach diesem ersten, harmlosen Vorgeschmack auf ihre Kraft griff die Bestie an.
Zwei der langen Arme stießen blitzartig zu und packten die Köpfe zweier Krieger, deren Schädel und Helme wie Eierschalen in der Umklammerung brachen; zuckend fielen sie auf den Boden, während das Wesen ein befriedigtes Fauchen von

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