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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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fiel.
Die dunkle, erlösende Oberfläche des Gewässers kam näher und näher, bis sein Sturz kurz vor dem Eintauchen unvermutet gebremst wurde.
Jemand hielt ihn an seinem Waffengurt gepackt. Das Geborgene Land, im Südwesten Urgons, Hauptstadt Dreigipfelburg, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    »Ich bin hier, um das aufrichtige Mitgefühl meines Onkels, König Lorimbas Stahlherz aus dem Clan der Steinmalmer vom Stamme Lorimbur, für den Verlust deines Neffen zu überbringen. Das Königreich hat einen jungen, fähigen Herrscher verloren.« Romo Stahlherz deutete eine Verbeugung gegenüber dem Mann an, vor dessen Thron er stand.
    Der Thron wiederum befand sich in einem bescheidenen Palast, den er höchstens Kastell genannt hätte, und dieser Palast lag auf dem höchsten der drei Hügel, auf dem die Hauptstadt Urgons, Dreigipfelburg, erbaut worden war.
    Holz war in dem bergigen Land kostbar, und so errichteten die Menschen nach Möglichkeit alles aus Stein. Die Stadt sah aus, als bestünde sie aus lauter kleinen, bunten Würfeln, gedeckte Dächer gab es keine. Den oberen Abschluss bildeten Steinplatten, auf denen Dinge wie Wäsche, Früchte oder Fleisch zum Trocknen ausgelegt wurden.
    Die Farbvielfalt rührte von den unterschiedlichen Gesteinsarten her, die beim Errichten der Gebäude zum Einsatz kamen; mitunter trugen sie absichtliche, geometrische Muster. Der Zwerg schätzte es, sich in soliden Mauern aufzuhalten und dabei von Bergen umgeben zu sein, die denen des Schwarzen Gebirges durchaus ebenbürtig schienen.
    »Ich wollte niemals König sein.« Der gedrungene, dickliche Mann, der wohl um die 45 Zyklen alt war, deutete auf das Bild eines jungen Mannes mit langen blonden Haaren. »Das ist der König von Urgon. Lothaire …« Seine Stimme überschlug sich, er verstummte und verbarg das schiefe Gesicht mit den Händen; Tränen quollen zwischen den Fingern hervor.
    Romo beherrschte sich, um seine Verachtung für einen solchen Gefühlsausbruch nicht offen zu zeigen. So betrachtete er die Einrichtung, bis Belletain sich gefangen hatte.
    Der König wischte sich die salzigen Tropfen aus dem kurzen, dunkelblonden Vollbart. »Verzeih mir. Der Schmerz ist zu groß. Mein geschät zter Bruder starb vor sieben Zyklen, als wir gegen die Trolle zogen, und mir«, er pochte sich gegen den Helm, »zertrümmerte ein Hieb den Schädel. Seitdem habe ich ein windschiefes Gesicht und muss den Helm tragen, oder mein Kopf fällt auseinander wie ein faules Stück Obst. Als wäre es nicht schlimm genug, ließen die Götter auch meinen Neffen fallen. Ich habe ihn geliebt wie einen Sohn.«
    Das war das Stichwort, auf das Romo lauerte. Er hatte längst erkannt, dass ihm hier nicht der gleiche Widerstand wie bei Prinz Mallen entgegenschlug. Mit der passenden Melodie tanzte Belletain ganz gewiss nach seiner Flöte. »Mit Verlaub, nicht die Götter. Die übrigen Zwerge waren es, die ihm das Verderben brachten.«
    Müde hob der Herrscher den Blick und betrachtete seinen Gast genauer. »Einer wie du?« Die Hand legte sich an den Schwertgriff. »Dann komm her, damit ich dich töte.«
    »Nein, ich spreche vor allem von den Vierten, die im Nordosten deines Reich sitzen und sich an den Schätzen des Braunen Gebirges ergötzen, die eigentlich dir zustünden.« Romo näherte sich dem gebrochenen Mann auf dem Thron, dessen Augen hohl und leer auf ihn starrten. Er wäre einfach zur Einsicht zu bringen. »Die Zwerge haben viel zu lange gewartet, bis sie sich in den Kampf eingemischt haben. Wären sie bei Porista dabei gewesen, wie sie es später am Schwarzjoch hielten, so lebte Lothaire noch.«
    »Und du und dein Stamm? Ihr seid doch die Zwergenhasser …«
»Aus diesem Grund ist es mir erlaubt und ein Leichtes, die Bande der Verlogenheit zu brechen und dir die Wahrheit über die feinen Zwerge zu sagen«, nahm er den Faden auf, ehe der König mit seinen Gedanken in eine Richtung driftete, die den Dritten nichts nutzte. »Sie würden niemals zugeben, dass sie diese Wunderaxt von Anfang an besaßen und sich bloß hervortun wollten, um als Retter des Geborgenen Landes dazustehen. Die Menschen«, er kam noch näher, » sollten in Bedrängnis geraten. Dein Neffe gehört zu den Opfern eines abgekarteten Spiels.«
Belletain glotzte ihn an. »Ich falle nicht auf deine Worte herein«, lachte er abrupt los. »Wieso sollten sie …«
»Anerkennung und Macht«, hielt ihm Romo sogleich entgegen. »Sie verlangten nach Anerkennung, weil sie von den Menschen ihrer Meinung nach

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