Der Krieg der Zwerge
nicht den gebührenden Dank für ihre Dienste an den Pforten ins Geborgene Land bekamen. Jetzt haben sie es geschafft, mit einem Mal sind sie die Helden und Retter der Völker, denen sie nun Ratschläge erteilen wollen. Es dauert nicht mehr lange, und die Mörder von tausenden von Menschen sitzen an jedem Hof, um die heimlichen Herrscher des Geborgenen Landes zu werden. Sogar die Elben sind auf sie hereingefallen.« Er betrachtete das Bildnis von Lothaire. »Wir, die Zwerge Lorimburs, haben unsere Bestimmung nicht vergessen. Wir sind die bescheidenen Torwächter, nicht die Herren der Burg.«
Seine Rede fiel auf fruchtbaren Boden, das sah er im Gesicht des Königs.
»Ich muss nachdenken«, sagte Belletain gequält. »Deine Worte ergeben einen so schrecklichen Sinn, dass sie mir in meinem Kopf wehtun.« Er hielt sich den Schädel, und der Zwerg sah, wie sich die Platten unter der Haut durch die leichte Berührung bewegten. »Geh, Zwerg. Ich lasse nach dir schicken, wenn ich …« Er schrie laut, die Hände krallten sich um die Lehne, und er sackte auf seinem Thron in sich zusammen.
Die Türen flogen auf, drei Heiler liefen herein und kümmerten sich um den König. Einer hielt seinen Kopf, der andere löste eine Helmplatte, darunter kam ein Stück Verband zum Vorschein. Der dritte löste den Stoff, und Romo sah staunend zu, wie er mit einer dünnen Nadel ein Loch in die Haut stach, aus dem augenblicklich ein feiner Strahl rosafarbenen Wundwassers spritzte, das plätschernd in eine bronzene Schale rann.
»Geht in Euer Quartier«, bat der Heiler, der den Kopf Belletains stützte. »Es wird dauern, bis er wieder mit Euch sprechen kann.«
Der Zwerg brummte seine Zustimmung, drehte sich um und verschwand hinaus. Er war sich sicher, in Urgon bald einen Verbündeten gegen seine Verwandten und den zweiten Pflock des Plans seines Onkels eingeschlagen zu haben.
Das Geborgene Land, Gauragar, in der Hauptstadt des ehemaligen Zauberreiches Lios Nudin, Porista, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
Narmora eilte durch die Palastanlage, sie nahm wenig Rücksicht auf das ungeborene Leben in ihrem Leib, weil ein anderes, das ihr noch mehr bedeutete, sich in höchster Not befand.
Keuchend hielt sie sich die Seite, sie rang nach Atem, das Kind in ihr wirkte sich auf ihre Ausdauer aus. Sie spürte die winzigen Füße, die von innen gegen ihren Bauch traten. Es war seine Art, gegen die ungewohnte Rennerei zu rebellieren.
Djerůn wachte vor dem Zimmer, in dem sich Andôkai um die beiden verletzten Männer kümmerte.
»Lass mich durch«, verlangte sie und wollte an ihm vorbei nach der Türklinke greifen, aber das Gebirge aus Stahl wich nicht zurück. Regungslos blockierte es durch seine Massigkeit den Eingang. »Andôkai«, rief Narmora wütend. »Sagt Eurem Leibwächter, er soll mich durchlassen, oder ich schwöre Euch, dass ich einen Weg finde, ihn zu passieren.«
Durch die Türen erklang ein gedämpfter Ruf. Augenblicklich erwachte Djerůn aus seiner Starre und machte ihr Platz; seine Rüstung gab dabei seltsam ächzende Geräusche von sich, als stünde das Eisen unter enormer Spannung.
Narmora öffnete einen der Doppelflügel und stürmte hinein. Die Maga beugte sich soeben über das Bett, in dem Furgas mit geschlossenen Augen ruhte. Ein dünner Schweißfilm haftete auf seiner Stirn, die Laken wirkten feucht.
»Geliebter«, raunte Narmora angsterfüllt und trat neben das Lager. »Seine Lippen sind bleich wie der Tod«, sagte sie leise. Dann sah sie den Verband auf dem Bauch, durch den sich das Blut drückte. »Ist er …«
»Nein«, kam ihr Andôkai mit der Antwort zuvor. »Rede leise, sonst schadet es ihm. Die Angreifer haben eine Klinge mit einem mir unbekannten Gift benutzt. Wenn die Wachen ihn nicht auf der Stelle zu mir gebracht hätten, so weilte er nicht mehr unter den Lebenden, Narmora. Samusin gewährte ihm das Leben.«
Die Halbalbin fiel schluchzend vor Erleichterung auf die Knie. »Habt meinen Dank, ehrenwerte Andôkai. Ich stehe tief in Eurer Schuld.«
Die Maga bedeutete ihr aufzustehen. »Du wirst deine Meinung ändern, wenn ich zu Ende ges prochen habe«, prophezeite sie besorgt. »Meine Magie hat ausgereicht, um ihm das Leben zu bewahren.« Ihre stahlblauen Augen suchten Narmoras Blick. »Doch allein kann ich nicht mehr für ihn tun. Das Gift muss magischen Ursprungs sein. Vermutlich waren die Angreifer nicht einmal auf das Gold aus, sie gehörten sicher zu den Famuli Nôd'onns. Das Schwert, das in seinem Bauch steckte, trug
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