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Der Krieg der Zwerge

Der Krieg der Zwerge

Titel: Der Krieg der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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als er angesichts der zweifelnden Miene Andôkais sein durfte. Er vollführte einen Kratzfuß. »Ehrenwerte Maga, ich bin zutiefst geehrt, an die Stelle meines Freundes zu treten, jedenfalls so lange, bis er wieder mit allen seinen Sinnen in der Gegenwart weilt. Gern verschiebe ich den Ausbau meines eigenen Theaters und die Uraufführung meines eigenhändig geschriebenen Stückes …«
»Gut«, fiel sie ihm in die blumenreiche Rede. »Geh nach Hause, ruh dich aus und sei morgen pünktlich bei den Baustellen. Es darf keine Unterbrechungen geben.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit Narmora zu. »Ich lasse deine Sachen in den Palast bringen. Du kannst dir ein Zimmer frei wählen, es sind genügend vorhanden.«
»Ich bleibe bei Furgas. Der Raum ist groß genug …«
»Nein«, lehnte sie ab. »Er benötigt absolute Ruhe, und wir haben ihn schon viel zu lange mit unseren Stimmen belästigt. Er könnte uns hören und sich aufregen; dann würde sein Herz schneller schlagen und das Gift in den letzten Winkel seines Körpers pumpen. Es würde den Tod für ihn bedeuten.« Sie drängte sie in Richtung der Tür. »Du wirst ihn an jedem Umlauf für eine Stunde sehen können, Narmora, aber du darfst nicht zu ihm sprechen. Sei für ihn da, halte seine Hand. Schweigend.« Sie öffnete die Tür, und Djerůns stählerner Rücken schob sich zur Seite, um sie hinauszulassen. »Ich versorge ihn und bin gleich bei dir«, verabschiedete sie sich.
Narmora begleitete den Schauspieler bis zum Tor. »Meinst du«, fragte sie ihn unterwegs, »du kannst herausfinden, ob es noch mehr Anhänger Nôd'onns in den Mauern Poristas gibt? Du bist ein Meister, wenn es um Verkleidung und Täuschung geht.«
Er grinste. »Sicher bin ich das. Ich werde mich nachts durch die Gassen pirschen und mich auf die Suche nach ihnen begeben.« Innerlich bereute er die Worte, sobald sie ihm über die Lippen kamen. Aber mit dem Bild des leichenblassen Furgas' vor Augen drang ein wenig von dem Heldenmut, den er auf der Bühne zeigte, zu dem echten Rodario durch. »Ich werde mich besonders schlau maskieren, dann wagt es niemand, Hand an mich zu legen«, beschloss er. »Die Maga wird bald von mir erfahren, wo sich das Nest der Brut befindet, und wird es ausheben können.«
»Nein, berichte es mir, nicht ihr«, bat sie ihn.
Ihr Gesicht sagte ihm alles. »Du willst Rache nehmen für meinen Compagnon? Denkst du, eine schwangere Halbalbin ist dafür geeignet?«
»Ich fühle mich sogar stark genug, um es mit Djerůn aufzunehmen.« Sie öffnete ihm die kleine Pforte, nahm seine Hand und drückte sie. »Versprichst du es mir, Rodario?«
Er nickte, nahm sie tröstend in die Arme und blickte zögernd nach rechts und links. Es war niemand zu sehen. »Ich verspreche es.« Er winkte ihr zu und ging los.
Erst jetzt, wo er allein war, wagte er es, seine linke Faust zu öffnen.
Darin bewahrte er etwas von der seltsamen Flüssigkeit auf, die das Gift sein sollte, mit der die Angreifer seinen besten Freund attackiert hatten. Er hatte es berührt, als der Mann mit dem Kurzschwert ihn gefragt hatte, ob er Furgas sei.
Rodario hielt die Feuchtigkeit prüfend vor seine Augen. Sie leuchtete grellgelb und kam ihm auf eine unbestimmbare Weise bekannt vor. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger erinnerte er sich an die Gravuren auf dem Kurzschwert, von denen die Maga gesprochen hatte. Das Einzige, was mit ihrer Schilderung übereinstimmte, war, dass beide Männer nach Furgas gesucht hatten.
    Hat da etwa jemand ein Geheimnis vor mir? Auf einmal hielt er es für sehr angebracht, dem rätselhaften Überfall auf den Grund zu gehen, wenn er auch hoffte, nichts herauszufinden, was sein Leben in Porista zusätzlich verkomplizieren würde.

VI

    Das Geborgene Land, Gauragar im einstigen Elbenreich Lesinteïl, 6234. Sonnenzyklus, Frühling
    Der Waffengurt, der schräg über Tungdils Brust verlief, knirschte unter der Belastung. Der unerwartete Ruck, mit dem sein Sturz ins rettende Wasser aufgehalten wurde, presste ihm die Luft aus den Lungen, doch die brennenden Schmerzen, die ihm die Pfeilwunden bereiteten, sorgten dafür, dass ihm die Sinne nicht schwanden.
    Über sich hörte der Zwerg ein angestrengtes Keuchen. Die Albin kämpfte mit seinem Gewicht. Ihre Muskelkraft reichte nicht aus, um ihn zurück auf den Steg zu ziehen; sie rief laut, und Tungdil nahm an, dass es nicht lange dauern würde, bis ihr Hilfe zuteil würde und sie ihn mit vereinter Kraft auf sicheren Untergrund zögen.
    Das Schlimmste

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