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Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Der Kristallpalast: Ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Plaschka , Matthias Mösch , Alexander Flory
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Agoraphobie an mir zu beobachten, die mir den Aufenthalt auf dem gedrängten, vibrierenden Deck mit all dem Wasser außen herum und ganz besonders dem vielen Himmel über mir gerade ernsthaft zu verleiden begann. Manchmal wachte ich nachts immer noch auf und glaubte, nach oben zu fallen, und das war ein untragbarer Zustand, insbesondere für einen Mann der Wissenschaft. Glücklicherweise hatte ich es verstanden, meine Sinne mit verschiedenen Spirituosen so weit zu trainieren, dass spätestens gegen Mittag meist kein Zweifel mehr daran bestand, in welche Richtung die Gravitation unseres treuen Planeten auf mich wirkte. Die Nächte verbrachte ich trotz allem noch nur in geschlossenen Räumen, mit so viel Böden über dem Kopf wie möglich. Nur, um sicherzugehen.
    „In welchen Saloon möchten Sie?“, fragte Sam. „Es gibt so viele davon auf diesem Schiff!“ Ich zuckte die Achseln. Ich hatte die schwimmende Dekadenz des Empires gesehen – Samt und Marmor, Leuchter und Teppiche, Spiegel und Stuck – und war momentan lediglich am Inhalt der Bar interessiert. „Saloonfragen überlasse ich Ihrem fachmännischen Urteil als Amerikanerin“, erwiderte ich daher gelassen und legte sachte den Arm um ihre Hüfte.
    Mein anderes Leiden, für das ich noch nicht das passende Tonikum entdeckt hatte, war die deprimierende Einsicht, dass es mir nach meinem absonderlichen Einsatz in London vor allem an einem mangelte: dem geeigneten Umgang. Wie sollte man Freude am großen Spiel des Lebens empfinden ohne einen adäquaten Partner oder wenigstens einen fordernden Gegner? Fast wünschte ich mir, ich könnte die Sicherheit dieses Schiffes für die Gelegenheit eintauschen, mich noch einmal mit dem Mädchen und Royle zu messen.
    Langsam schoben wir uns Richtung Achterdeck.
    „Sie waren wohl kaum wegen der Weltausstellung in England, oder?“, fragte Sam. „Ich meine, wo Sie doch Niederländer und Ingenieur sind und alles.“
    „Nein“, antwortete ich. „Sie?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich hatte nicht die Zeit.“
    „Sie haben nichts versäumt“, versicherte ich. „Nach allem, was man hört, soll die Ausstellung eine große Enttäuschung sein.“
    „Also, da habe ich ganz anderes ...“
    Ich winkte ab. „Die Engländer sind nicht in der Lage, etwas anzufangen, ohne dass ihm der Anschein des Kleinlichen anhaftet! In Ihre Heimat, liebe Sam, setze ich dagegen die größten Hoffnungen. Wer weiß, vielleicht werde ich noch einmal ganz von vorne anfangen, frei von alten Irrlehren, frisch und unverbraucht, und eines Tages meine eigene Ausstellung eröffnen?“
    „Eine schöne Vision“, nickte sie, und ihre Brüste hüpften wie kleine Kolben, als wir über eine Türschwelle ins Innere traten. Die Decke war niedrig, und ich nahm meinen Hut ab und half ihr einzutreten. „Ich glaube, das verbinden viele mit meiner Heimat. Gerade der Süden bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten.“ Sie schlug mir freundschaftlich auf den Arm, als habe sie gerade einen ausgezeichneten Einfall gehabt. „Warum begleiten Sie mich nicht nach Atlanta? Wir haben viele Eisenbahnen da, es wird Ihnen gefallen!“
    Ich lächelte entzückt und hielt Sam den Arm hin. Gemeinsam flanierten wir Richtung Saloon, und gerade wollte ich meine Pläne einer strahlenden Zukunft weiter ausführen, als aus heiterem Himmel eine vertraute Stimme erklang, die zu einem nicht minder vertrauten Schopf blonden Haares gehörte.
    „Frans!“
    „Betty“, erwiderte ich mit vorgeschützter Freude, als meine Spielgefährtin aus dem Lyceum mit einem Mal vor mir stand. „ Wel, wel, wenn das nicht Betty Capote ist.“ Sie hatte sich seit unserer letzten Begegnung kaum verändert, sah man einmal von der Begleitung ab, die sie sich seitdem zugelegt hatte und bei der es sich um einen windigen, nicht allzu großen Mann handelte, der sich das dunkle Haar mit einer gehörigen Menge Pomade nach hinten gelegt hatte. Es entging mir nicht, dass sie ihn mit einer gewissen Schadenfreude präsentierte.
    „Sam, das ist Betty“, stellte ich vor. „Betty, das ist Sam.“
    „Frans, das ist Archie“, strahlte Betty, und der Dunkelhaarige streckte mir die Hand hin. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Vielleicht aus dem Zug.
    „Archie und ich haben uns in London kennengelernt“, gab Betty bekannt. „Er hatte Urlaub, und da dachte ich mir, weshalb den weiten Weg nach Hause ohne Gesellschaft antreten? Wo er mir doch eine so große Hilfe war.“
    „Wie schön“, sagte ich und schüttelte ihm die

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