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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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Hethrir!«
    »Ich erinnere mich«, sagte Ziehvater Hethrir. »Als ihr geboren wurdet, waren eure Mama und euer Papa so glücklich, daß sie zu mir sagten: ›Hier ist Jacen, unser erstgeborener Sohn, und hier ist Jaina, unsere wunderschöne Tochter.‹«
    Er ist ein Lügner! dachte Jaina. Ein Lügner!
    »Wir glauben Ihnen, Ziehvater Hethrir«, sagte Jacen.
    Für eine Sekunde dachte Jaina, daß Jacen wirklich meinte, was er sagte. Aber dann sagte sie sich, nein, das ist töricht. Sie hatte Angst, ihn zu berühren, um sich zu vergewissern. Ziehvater Hethrir hätte es gemerkt.
    Sie fing wieder an zu weinen.
    Es ist in Ordnung, wenn ich jetzt weine, dachte sie. Weil ich nur so tue, weil ich das tun muß und Mama und Papa, Onkel Luke und Chewbacca alle am Leben sind!
    Sie und Jacen und Anakin drängten sich eng aneinander. Anakin wimmerte: »Papa! Papa!«
    Ziehvater Hethrir ergriff Jainas Hand. Er ergriff Jacens Hand. Er drückte ihre Hände ganz sanft. Seine Haut war sehr kalt. Er zog an Jainas Hand. Sie mußte näher an ihn heranrücken. Sie wollte lieber von ihm wegrücken.
    Ich glaube nicht, daß er wirklich mein Ziehvater ist! dachte sie. Ich werde ihn nicht mehr so nennen.
    Hethrir legte seine Arme um sie und ihre Brüder. Jaina durchlief ein Schauder.
    »Arme Kinder«, sagte er. »Arme kleine Kinder. Es tut mir so leid, daß eure Mama und euer Papa tot sind.«
    Anakin weinte lauter.
    Jaina und Jacen drückten ihn. Er schniefte. Er bekam einen Schluckauf. Er schlief ein, mit der Wange auf Jainas Schulter. Seinen Schluckauf hatte er immer noch.
    »Also, meine armen Kinder«, sagte Hethrir, »ihr hattet einen schweren Tag. Kommt mit, es ist Zeit, ins Bett zu gehen.«
    Jaina stand auf. Sie hob Anakin hoch. Er war schwer.
    »Wir essen immer zu Abend, bevor wir ins Bett gehen«, sagte sie.
    Hethrir stand ebenfalls auf. Er war sehr groß. Er lächelte auf sie herunter.
    »Aber ihr lebt jetzt bei mir«, sagte er. »Und in meinem Haus ist es Zeit zum Schlafengehen.«
    Er drängte sie in Richtung des Türeingangs. Jaina sah eine zweite Person, die im Dunkeln stand. Erschrocken blieb sie stehen.
    »Tritt vor, Tigris«, sagte Hethrir. »Versteck dich da nicht im Schatten.«
    Tigris machte einen Schritt nach vorne. Er war überhaupt nicht zum Fürchten. Er war noch nicht mal erwachsen, höchstens zwölf oder dreizehn. Er trug ein braunes Hemd. Jaina fand es häßlich. Es mußte mal gewaschen werden, und der Saum war aufgegangen.
    Er hatte gestreifte Haare wie Hethrir, aber sie waren silbern und schwarz. Auch sie mußten mal gewaschen werden. Und gekämmt. Ihre Mama würde sie mit einem solchen Aussehen niemals nach draußen lassen. Er hatte eine blasse Haut und große schwarze Augen, genau wie Hethrir.
    »Laß unsere neue Schwester nicht das Kind tragen«, sagte Hethrir. »Wo bleiben deine Manieren?«
    Sind sie Brüder? fragte sich Jaina. Aber wie könnte das sein? Hethrir ist so alt. Und Hethrir benimmt sich nicht wie Tigris’ Bruder. Ich würde niemals auf so gemeine Weise mit Anakin sprechen.
    Tigris versuchte, Anakin Jaina wegzunehmen. Sie trat einen Schritt zurück. Mit einem Sprung war Jacen vor ihr, um ihr zu helfen, ihren kleinen Bruder zu schützen. Gemeinsam schufen sie die Barriere, die zu errichten Onkel Luke ihnen beigebracht hatte. Niemand würde in der Lage sein, sie zu durchdringen. Sie würden nicht zulassen, daß Tigris Anakin an sich nahm.
    Die Barriere schimmerte um Jaina.
    Dann brach sie zusammen wie eine Sandburg in der Flut.
    »Na, na«, sagte Hethrir, »das lassen wir aber! Hat euch euer Onkel nie gesagt, daß ihr euch so nicht benehmen dürft? Ihr seid sehr, sehr böse.«
    Er ging wieder vor ihnen in die Knie.
    »Ich werde euch lehren, eure Fähigkeiten anzuwenden. Genau wie euer Onkel Luke. Aber ihr dürft sie nur unter meiner Aufsicht anwenden, bis ihr erwachsen seid.«
    Jaina drückte Anakin enger an sich.
    »Habt ihr verstanden?«
    Jaina wußte, was passieren würde. Sie wußte, daß sie es nicht verhindern konnte.
    »Habt ihr verstanden?« wollte Hethrir wissen.
    Jacen hatte sich mit dem Rücken vor Anakin gestellt. Ihr Bruder war zwischen ihnen geschützt. Der Wyrwolf knurrte.
    Plötzlich schlitterte der Wyrwolf über den Boden und krachte gegen die Wand. Jaina schrie auf. Der Wyrwolf heulte und lag dann ganz still.
    »Wuff!« rief Anakin.
    Hethrir packte Jacen an den Schultern und zog ihn nach vorne, weg von Anakin. Er zog ihn zur Seite. Er gab sich nicht einmal die Mühe, Jacen mit Hilfe der

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