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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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kalte, nasse Decke legte sich über sie. Sie keuchte. Lusa ließ das Testgerät fallen und machte einen Satz, um Jaina zu Hilfe zu kommen. Mitten im Sprung schleuderte Hethrirs Macht sie zu Boden. Wimmernd versuchte sie, wieder auf die Beine zu kommen.
    »Du hast versagt«, sagte Hethrir zu Lusa.
    Zwei der Helfer zogen Lusa hoch und zerrten sie weg.
    »Nein!« sagte Lusa mit schriller Stimme. »Nein!«
    »Fordert mich nicht heraus«, sagte Hethrir. »Ich tue das zu eurem Besten.«
    Jaina kämpfte sich frei, rannte zu Lusa und schlang die Arme um ihren Hals. Der Wyrwolf lief hin und her, verwirrt, erregt und knurrend. Lusa umarmte Jaina und drückte die warmen, weichen Buckel ihrer Hörner von oben auf Jainas Kopf. Heiße Zornestränen brannten in Jainas Augen.
    Langsam, ganz langsam trennte Hethrirs Kraft sie von einander. So sehr Jaina auch versuchte, an Ort und Stelle zu bleiben, Hethrirs Macht überwältigte sie mit Leichtigkeit. Sie hatte das Gefühl, vom Rand einer Klippe zu stürzen. Jainas Hände glitten von Lusas Hals und rutschten an ihren Armen entlang. Lusa stemmte sich mit allen vier Füßen gegen den Boden. Ihre Hufe gruben Furchen in den Sand, als Hethrir sie von Jaina und Jaina von ihr wegzog.
    Sie ergriffen sich an den Händen und hielten sich fest.
    Solange ich ihre Hand halte, wird alles gut sein, dachte Jaina. Solange ich…
    Ihre Hände glitten auseinander.
    Lusa schrie auf. Jaina griff nach ihr, und Hethrirs Macht legte sich wieder auf sie – wie ein Haufen nasser Sand. Jainas Griff verflüchtigte sich. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden.
    Sie konnte nicht wieder aufstehen. Sie lag im Sand und weinte vor Wut und Verzweiflung. Jacen stieß einen Schrei aus und lief auf sie zu, aber Hethrir ließ auch ihn zu Boden stürzen.
    Hethrir hielt sie an Ort und Stelle fest, während er all die anderen Kinder testete. Einige wenige konnten das kleine Licht aufleuchten lassen. Die Mehrzahl scheiterte. Unter dem unsichtbaren nassen Sand konnte Jaina nicht feststellen, ob Hethrir bei einigen von ihnen wieder unfair eingriff.
    Hethrir benutzte seinen Test, um die Kinder in zwei Gruppen zu unterteilen, in eine mit Jaina und Jacen, in eine andere mit Lusa. Lusa stand zitternd in der Hitze, mit gesenktem Kopf. Der Wyrwolf des Haushofmeisters lehnte sich hechelnd gegen eins ihrer Vorderbeine. Den Wyrwolf testete Hethrir nicht. Er deutete nur auf ihn, ohne ihn anzusehen. Es kamen zwei Helfer, befestigten Ketten an dem schweren Kragen und zerrten den Wyrwolf weg.
    Alle Kinder waren schreckerfüllt, weinten oder wehklagten, kauerten sich in ihrem Körperpanzer auf den Boden oder schüttelten ihr Fell – je nachdem wie ihr Volk Furcht und Kummer ausdrückte.
    Alle Kinder in Jainas Gruppe waren menschliche Wesen.
    Ein paar menschliche Kinder waren in Lusas Gruppe geschickt worden, aber die meisten in Lusas Gruppe gehörten anderen Spezies an. Jaina fand dies sonderbar. Auch alle Proktoren und Helfer waren menschlich. Das fand Jaina sogar noch sonderbarer.
    Lusa warf einen Blick über die Schulter zu Jaina zurück.
    »Nehmt mich«, sagte Jaina zu Hethrir. »Nehmt mich statt dessen. Bringt Lusa nicht weg, schneidet ihr nicht die Hörner ab!«
    Hethrir ignorierte Jaina. Die Proktoren marschierten die Treppe hinunter. Ihre Orden und Schulterstücke glitzerten. Einige der Helfer führten Lusas Gruppe weg. Zwei von ihnen zerrten den knurrenden Wyrwolf hinter sich her.
    Lusas Schrei hallte aus dem Tunnel nach oben.
    »Lusa!« rief Jaina.
    Vram zeigte mit dem Finger auf Jaina. »Du bist so dumm, du bist so dumm!«
    Vielleicht kehren sie nur in ihre Räume zurück, dachte Jaina verzweifelt. Vielleicht bin ich es, die Hethrir wegschickt und Jacen ebenfalls und wahrscheinlich auch Anakin –, weil wir soviel Ärger machen: Wir haben keine Hörner, die man uns abschneiden kann. Wenn Lusa bleibt und wir gehen, wird sie sicher sein.
    Hethrir schritt auf Jaina zu. Er blickte auf sie herunter. Sein Blick huschte kurz über ihr Gesicht. Die erdrückende Empfindung von allgegenwärtigem Sand verflog. Sie stand auf. Jacen stellte sich ebenfalls auf die Füße. Sie umarmten einander. Jaina fühlte sich sehr ermattet und müde.
    »Also«, sagte Hethrir und sprach dabei mit seiner freundlichen Stimme. Er meinte sie alle, nicht nur Jaina. »Geht zurück in eure Räume und studiert eifrig. Die anderen Kinder gehen weg, weil sie nicht so gut sind wie ihr. Ihr dürft bleiben, denn ich erwarte, daß ihr mich stolz auf euch machen

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