Der Kristallstern
antun?
Sie umklammerte Lusas Hand fester. Der Wyrwolf des Haushofmeisters drückte sich an sie.
Lusa schob sich näher an die anderen Kinder heran, bis sie und Jaina ein Teil der Gruppe wurden. Lusa drängte sich weiter zwischen den Kindern hindurch, bis sie das Zentrum erreicht hatten.
Wenn ich Lusas Hand halte, dachte Jaina, wird alles in Ordnung sein. Sie werden keine von uns beiden wegholen.
Lusas Finger fühlten sich warm in Jainas Hand an. Das Zentaurenkind zitterte. Sie kauerte nieder und senkte den Kopf. Sie schüttelte ihre Haare nach vorne. Aber was sie auch tat, sie war immer noch größer als die anderen. Und was sie auch tat, ihre samtenen Hornbuckel ragten aus ihren Locken hervor.
»Sie werden deine Hörner nicht abschneiden«, flüsterte Jaina. »Warum sollten sie? Die Hörner sind hübsch!«
»Sie schneiden dir die Hörner ab, um dich häßlich zu machen«, sagte Lusa mit bebender Stimme. »Sie schneiden dir die Hörner ab, damit du gehorchst. Aber meine Hörner haben sich noch nicht durch den Samt gearbeitet.« Sie blickte Jaina an, Furcht in den Augen. »Wenn sie den Samt aufschneiden, werde ich sterben.«
Jaina umarmte Lusa. Sie wollte Vram verprügeln, weil er sie alle in Angst und Schrecken versetzte, weil er Lusa in Angst und Schrecken versetzte. Aber Mama sagte immer, daß man niemanden verprügeln dürfe. Sie glaubte allerdings, daß die Kinder Vram zum Schweigen bringen könnten, wenn sie alle einen Kreis um ihn bilden und böse anfunkeln würden.
Bevor sie den Versuch unternehmen konnte, ihre Theorie zu testen, kam eine Doppelreihe von Helfern die Treppe hoch. Ein Aufsichtsproktor folgte. Die Helfer umringten die Kinder, so wie es Jaina mit Vram vorgehabt hatte.
»Bildet eine Reihe«, sagte der Aufseher. »Bildet eine Reihe und steht aufrecht und gerade.«
»Er hat gesagt, daß ihr eine Reihe bilden sollt!« Vram stieß eins der kleinsten Kinder aus der Gruppe. Das kleine Mädchen stolperte.
Jaina machte einen Satz, um sie aufzufangen. Lusa zog Jaina zurück. Jaina entzog sich Lusas Griff und lief zu der Kleinen hinüber. Als Vram die Hand hob, um die Kleine zu schlagen, packte ihn Jaina. Sie war unmittelbar hinter ihm. Sie riß seine Hand über seine Schulter. Er fiel zu Boden, fast auf sie drauf. Sie mußte zur Seite springen.
Neben ihr tänzelte Lusa, und der Wyrwolf knurrte. Alle drei bedrohten den Rowdy. Vram preßte sich gegen den Boden.
Er hat Angst vor uns! dachte Jaina.
Dann dachte sie: Ich hätte auch Angst, wenn mich der Wyrwolf des Haushofmeisters anknurren würde.
Vrams helle Haut sah grau aus, und sein stachliges Haar legte sich flach an den Kopf. Er wich zurück. Die Kleine lief schnell zur Gruppe der Kinder zurück.
Plötzlich straffte sich Vrams Körper prahlerisch. Seine Haut rötete sich vor Befriedigung.
»Ihr solltet euch besser in die Reihe stellen«, sagte er.
»Bildet eine Reihe, Kinder.«
Hethrirs Stimme ließ Jaina erschaudern.
Hethrir stand am Kopfende der Treppe. Er sprach leise, aber sein Tonfall war unmißverständlich. Furchtsam lösten die Kinder ihre Gruppe auf und reihten sich unordentlich auf. Ihre Füße stapften im Sand.
Vram lief zu Hethrir und blickte zu ihm hoch. »Ich habe sie dazu gebracht, eine Reihe zu bilden! Ich habe dafür gesorgt, Lord Hethrir!«
»Ich habe es gesehen«, sagte Hethrir freundlich. Er legte seine Hand auf Vrams Kopf und fuhr ihm durch das eng anliegende Haar.
Die schnell dahinziehende Sonne erfaßte die Canyonwand. Binnen einer Minute war sie untergegangen. Ringsum gingen Flutlichter an, so hell, daß Jaina blinzeln mußte.
Hethrir trat näher. Der Saum seiner langen weißen Robe raschelte im Sand.
All die Proktoren mit ihren sauberen blauen Uniformen, den polierten Orden und blitzenden Schulterstücken marschierten hinter ihm her. Ihre Lichtschwerter hingen am Gürtel.
Weitere Helfer folgten, die die zweite Gruppe der Kinder führten. Jacens Gruppe. Jaina wollte zu ihm hinüberlaufen, aber sie hatte Angst, daß sie alle anderen dadurch wieder in Schwierigkeiten bringen würde.
Und schließlich kam auch Tigris die Treppe hoch. Anakin schlief an seiner Schulter!
Aber Anakins normale Schlafenszeit war noch längst nicht gekommen.
Was ist los mit ihm? fragte sich Jaina. Haben sie ihm etwas angetan? Ich hoffe, sie haben ihn nur zum Schlafen gebracht. Wie sie uns zum Schlafen gebracht haben, als sie uns von der Wiese entführten.
Die Helfer reihten sich hinter Jacens Gruppe auf, so daß sie mit dem
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