Der Kristallstern
Rücken zu schaufeln. Als er dann zwischen zwei der flachen Sanddünen lag, sah er selbst wie eine Sanddüne aus.
»Er ist wunderschön!« sagte Jaina. Sie wünschte, daß Jacen hier wäre. Jacen würde den Drachen lieben.
Vielleicht bekomme ich Gelegenheit, ihm von dem Drachen zu erzählen, dachte sie. Mehr als eine Sekunde brauche ich dazu im Grunde genommen nicht.
Sie war versucht, ihn wegen des Drachens anzudenken. Aber schon die bloße Idee ließ sie gegen die schwebende kalte Wolke von Hethrirs Macht stoßen.
Sie beschloß, zu warten.
»Was frißt er?« fragte Jaina.
»Kinder«, sagte Lusa mit düsterer Stimme. »Uns, wenn wir böse sind.«
»Oh, du Dummerchen«, sagte Jaina. »Hast du jemals gesehen, wie er eins gefressen hat?«
»Nein, aber sie haben uns gesagt…« Lusa blinzelte mit ihren rotgoldenen Augen. »Sie haben uns gesagt… Sie haben ihn nur brüllen lassen. Er hat uns nicht gefressen, er hat uns nur angebrüllt.«
Sie wedelte mit dem Schwanz und warf ihre Haarmähne in den Nacken.
»Er hat uns nur angebrüllt!«
Jaina grinste.
Die anderen Kinder kamen vorsichtig wieder die Treppe hoch und versammelten sich hinter Jaina und Lusa.
»Er hat euch nicht gefressen!«
»Ich wette, er frißt gar keine Kinder«, sagte Jaina. »Ich wette, er frißt… Käfer oder Fische oder Pflanzen oder sonstwas.«
»Es gibt hier keine Fische!« sagte Vram mit hochnäsiger Stimme.
»Sandfische!« gab Jaina zurück. »Hast du noch nie von Sandfischen gehört? Du bist nicht weit rumgekommen!«
Die anderen Kinder nickten. Aber keines trat auf das verbotene Gelände. Jaina mußte zugeben, daß der Drache ziemlich furchterregend wirkte, wenn er aus dem Sand hochsprang. Er fraß sie vielleicht nicht. Aber es konnte sein, daß er den Zaun niedertrampelte und auf sie trat, ohne es eigentlich zu wollen.
Plötzlich tauchten heulend drei Schiffe aus dem Raum hervor und jagten durch den Himmel über dem Canyon.
»Seht!« schrie Jaina ganz aufgeregt. Sie wußte, wußte ganz einfach, daß Papa gekommen war, um sie mit dem Millennium Falken zu retten, oder daß Mama mit der Alderaan gekommen war.
Der Wyrwolf hob die Nase in die Luft und heulte hinter den Schiffen her.
Jaina erkannte keins der Schiffe. Zwei waren dunkel, wie der Falke, und eins war hell wie die Alderaan, aber die beiden dunklen hatten die falsche Form, und das helle war mehr golden als silbern.
Die anderen Kinder blickten den Schiffen nach. Sie alle waren still und verängstigt. Jaina erwartete, daß einer der Helfer kam, um ihr zu befehlen, ruhig zu sein. Oder auch um sie alle ohne Abendessen ins Bett zu schicken. Jaina war jetzt so hungrig, daß sie wünschte, die eklige Suppe doch gegessen zu haben. Es tat ihr leid, daß sie geschrien hatte.
Alle Helfer und der Aufsichtsproktor waren verschwunden.
»Beobachten sie uns nicht, wenn wir hier draußen sind?« fragte Jaina.
Die anderen Kinder warfen Blicke umher. Ängstliches Flüstern machte die Runde.
»Was ist los?«
Ohne ein Wort zu sagen, drängten sich die anderen Kinder eng zusammen. Lusa tänzelte nervös.
»Was ist los, Lusa? Was wird passieren?«
Lusa hob den Kopf, die Augen angstvoll geweitet. Ihre lange Lockenmähne flog ihr ins Gesicht.
»Sie kommen, um uns zu holen. Sie bringen uns…« Lusa legte ihre Hände schützend über die Samtbuckel an ihrer Stirn. »Sie schneiden einem die Hörner ab!«
»Ihr werdet weggeschickt!« Vram deutete hämisch auf Lusa, deutete auf Jaina. »Ihr werdet weg-weg-weggeschickt, ihr werdet weg-weg-weggeschickt«, sang er. »Immer wenn die Schiffe kommen, schickt Lord Hethrir die Bösen weg.«
Könnten wir irgendwo hinkommen, wo es noch schlimmer ist? dachte Jaina. Warum hat Lusa solche Angst?
»Schön!« sagte Jaina. »Wer will schon an diesem üblen Ort bleiben?« Sie griff nach Lusas Hand. »Wir werden zusammen gehen, und mein Papa wird kommen und uns retten!«
»Du weißt überhaupt nichts!« brüllte Vram. »Ihr werdet alle zu verschiedenen Orten gehen! Ihr werdet ganz allein sein!«
Das erschreckte Jaina. Lusa zitterte. Sie konnten Lusa wegbringen. Sie konnten Jacen und Anakin wegbringen!
Vram hüpfte tückisch auf und ab und zeigte auf Lusa.
»Ich habe sie sagen gehört, daß sie dich wegbringen werden und deine Hörner abschneiden! Daß sie deine Hörner für immer abschneiden! Geschieht dir recht!«
Lusa wich geduckt von ihm zurück.
Ich habe keine Hörner, die sie abschneiden können, dachte Jaina. Was würden sie mir also
Weitere Kostenlose Bücher