Der Kristallstern
hier willkommen«, sagte Xaverri.
»Auch Droiden?«
»Auch Droiden.«
»Ah«, sagte 3PO, »das ist etwas ungewöhnlich. Ziemlich fortschrittlich.«
Sie durchschritten am unteren Ende des Hofs einen Bogengang und stiegen geradewegs ins Chaos hinab.
Hier drinnen hatte sich die ehrfürchtige Menge in eine Ansammlung jammernder, flehender Bittsteller verwandelt. Sie drängelten sich undiszipliniert zur Rückseite des breiten, theaterähnlichen Schauplatzes durch, wo ein hoher goldener Altar vor ihnen emporragte.
»Waru, hilf uns! Waru, heile mein Kind, heile meine Eischwester, schütze meine Herdfreunde vor dem Fluch, den man ihnen auferlegt hat!«
Die flehentlichen Bitten hallten durch den Saal. Luke griff nach Hans Oberarm. Seine Finger gruben sich schmerzhaft in den Bizeps.
»He, Junge…«
»Sieh doch«, sagte Luke drängend.
Der Altar bewegte sich.
Han verkrampfte sich. »Was… wo stammt das her, 3PO?«
»Sir, ich gestehe, daß ich trotz meiner Kenntnisse von allen Welten der Neuen Republik und von vielen Welten außerhalb von ihr nicht mit diesem Wesen vertraut bin.«
»Das ist Waru«, sagte Xaverri.
Der Altar – das Wesen – richtete sich mit einer geballten Kontraktion noch weiter auf und orientierte sich in ihre Richtung.
»Tretet näher, Xaverri.«
Die Stimme war voll, kraftvoll und klar – und doch sehr, sehr leise. Sie erfüllte den Saal mit einem Flüstern, das dennoch das Flehen der Versammlung übertönte. Xaverri trat vor, und die Menge wich vor ihr zur Seite. Han folgte ihr, ohne lange zu überlegen. Er wollte nur nicht, daß sie sich diesem fremdartigen Wesen allein näherte. Er löste sich von Lukes Hand, die ihn noch immer festhielt.
Als Han näher an den Altar herankam, konnte er Waru besser sehen. Er war eine komplexe Konstruktion aus ziselierten Goldplatten. Aber unter den Platten lag, sichtbar aus verschiedenen Winkeln und bei bestimmten Bewegungen des Wesens, ein Klumpen aus rohem, nacktem Gewebe – wie Fleischstücke. Flüssigkeit – Blut? – schimmerte zwischen den massiven Platten, sickerte nach draußen und tropfte in dünnen Rinnsalen auf die Bühne, wo sie zu einer verkrusteten Pfütze gerann. Das Blut floß von der Bühne und bildete Stalaktiten, die fast bis zum Boden des Auditoriums herunterhingen.
Xaverri machte am Rand der Bühne halt.
»Deine Person weilet nicht allein hier, Xaverri«, flüsterte Waru.
»Ich weile nicht allein hier, Waru.«
»Wünschen Sie, geheilt zu werden?« Warus Stimme klang unendlich müde.
»Nein, Waru. Ich habe neue Schüler gebracht, die beabsichtigen, die Offenbarungen Deiner zu studieren, die Wahrheit Deiner zu lernen und die Existenz Deiner zu würdigen. Deiner Person ihre Ergebenheit zu bezeugen.«
Deiner Person? dachte Han. Oh, toll, was ist das – irgendein obskurer Dialekt? Du weilest… Deine Person:. Existenz Deiner… Was haben sie da gerade gemeint? Deine Person weilet in der Existenz Deiner…? Nein, das ist wohl nicht richtig.
Waru seufzte. »Ich bin sehr erfreut. Nur Deine Person, Xaverri, hat mir jemals ein Geschenk angeboten. Alle anderen bitten um meine Geschenke! Ich freue mich, sie machen zu können, aber…«
»Die Freigebigkeit Deiner ist das größte Wunder der Crseih-Station«, sagte Xaverri.
Niemand sonst reagierte auf Warus Klage. Es war so, als ob das Flüstern des Wesens nur bis zu Xaverri und ihren Freunden drang. Als er darüber nachdachte, wurde Han klar, daß Waru außer Xaverri niemanden angesprochen hatte. Er hatte das Flüstern Warus erst gehört, als das Wesen das Wort unmittelbar an Xaverri gerichtet hatte.
Guter Trick, dachte Han. Es muß ein Trick sein, oder? Es sei denn… es ist das, wonach Luke sucht.
Er warf einen Blick auf Luke, aber er konnte nicht erkennen, ob dies der verlorene Jedi war, dem Luke nachspürte. Lukes Gesichtsausdruck war aufmerksam, zeigte aber keine Freude.
Die goldenen Platten riffelten sich, so sensitiv und geschmeidig wie das Fell eines Tiers. Sie zogen sich zusammen, und die Venen zwischen ihnen schoben sich aneinander. Die Flüssigkeit – Götterblut, dachte Han – dies ist das erste Mal, daß ich jemals etwas sehe, was man wahrhaftig als Götterblut bezeichnen sollte – quoll unter Warus massiger Gestalt hervor, und bildete eine neue, glitzernde Lache um sie herum. Ein Tropfen floß am Stachel eines Stalaktiten entlang, blieb an der Spitze hängen, dehnte sich während des Gerinnens aus und erstarrte zu einer schmalen, scharfen Kante am Ende des
Weitere Kostenlose Bücher