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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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gegen das Schienbein.
    Er schrie vor Schmerz auf. Ein anderer Helfer kam herbeigerannt. Sie zerrten Jaina aus ihrer Kammer und schleppten sie zu ihrer Schlafzelle. Sie schrie, zappelte und schlug um sich, aber keins der anderen Kinder blickte auch nur zu ihr hoch. Sie hockten an ihren Plätzen und starrten auf ihre Displays.
    Vram warf die Tür ihrer Zelle zu und schloß sie in der Dunkelheit ein.
    Jaina setzte sich auf den kalten, harten Fußboden – er war noch an keiner Stelle weich geworden – und kämpfte darum, mit dem Weinen aufhören zu können. Sie mußte nachdenken, sie mußte einen Fluchtweg finden – oder eine Möglichkeit, um eine Botschaft abschicken zu können.
    Hethrirs Beförderungszeremonie hatte sie in Schrecken versetzt. Sie konnte praktisch immer noch das Brüllen des Imperiumsjünglings hören: »Es lebe das Neugeborene Imperium!«
    Ich muß Mama über das Neugeborene Imperium informieren, dachte sie. Irgendwie. Ich muß Mama über Hethrir informieren. Er läßt an einen der bösen Tyrannen denken, gegen die Mama gekämpft hat, bevor ich geboren wurde.
    Jaina fragte sich, ob es aufs neue zu diesem Kampf kommen müßte.
    Sie wischte sich ihre Wuttränen weg.
    Sie holte ihr verstecktes Multiwerkzeug hervor und hielt es in der Hand. Sie öffnete es und ertastete sich den Weg zur Tür. Ein Splitter stach ihr in den Finger. Sie hatte die Stelle gefunden, an der sie angefangen hatte, das Schloß anzubohren.
    Während das Multiwerkzeug langsam das harte Holz wegfräste, dachte Jaina darüber nach, wie sie Hethrirs Gefängnis entfliehen könnte – nachdem sie aus der Zelle herausgekommen war.
    Könnte ich mich an dem Drachen vorbeischleichen? Er kann mich aus größerer Entfernung nicht sehen. Wenn er sich auf der einen Seite des Canyonzauns aufhält, wird er vielleicht nicht merken, wenn ich an der anderen Seite über den Zaun klettere.
    Jaina glaubte nicht wirklich, daß dies funktionieren würde. Der Drache war fast so breit wie die Canyonmündung. Selbst wenn er auf der einen Seite war, würde er sie bei einem Blick über die Schulter sehen.
    Vielleicht könnte ich an der Canyonwand hochklettern, dachte sie. Aber sie ist ziemlich steil und ziemlich glatt, und ich schätze, die Proktoren würden mich sehen, sobald ich den Gipfel erreicht hätte…
    Vielleicht könnte ich ein Raumschiff stehlen und so programmieren, daß es mich nach Hause bringt…
    Wenn sie fliehen und Hethrirs Skiff finden könnte!
    Das Problem war, daß sie nicht wußte, wo sie sich befand und wo ihr Zuhause im Vergleich dazu lag. Sie wußte nicht einmal, wo Munto Codru lag. Vielleicht würde es das Schiff wissen.
    Oder vielleicht auch nicht.
    Vielleicht wäre es besser, den Versuch zu unternehmen, eine Botschaft abzuschicken.
    Wenn ich mich hier herausschleichen kann – irgendwie –, dann kann ich vielleicht herausfinden, von wo aus sie ihre Botschaften senden. Dann könnte ich wieder zurückschleichen…
    Sie tastete das Holz an der Bohrstelle ab. Sie hatte eine sehr schmale und sehr flache Mulde geschafft. Das Multiwerkzeug war so heiß geworden, daß sie es kaum noch halten konnte.
    Sie seufzte. Es würde schwer werden. Sie wünschte, daß sie mit Jacen reden könnte. Sie wünschte, daß sie Hethrirs Kontrolle über ihre Fähigkeiten überwinden könnte. Dann wäre sie in der Lage, die Tür zu öffnen und Hethrirs Kommunikationssystem zu finden – alles, was sie wollte.
    Kann ich noch irgend etwas tun? fragte sie sich. Überhaupt etwas?
    Sie stellte sich die Luftmoleküle vor, die sie umgaben. Sie stellte sich ein einziges Molekül vor. Sie stellte sich vor, wie es sich bewegte, schneller und schneller. Sie spürte, wie das Molekül gehorchte.
    Hethrirs Macht reagierte nicht. Sie wußte, daß sie von ihr umgeben war, konnte ihre Aufmerksamkeit in der Ferne spüren. Aber die Macht bemerkte die mikroskopische Bewegung, die sie verursacht hatte, nicht.
    Sie fügte ein weiteres Molekül hinzu, dann noch eins. Sie verdoppelte die Anzahl, vervierfachte sie. Bald vibrierte eine Handvoll Luft mit ihrer Energie. Ihre Wärme nahm den Frost aus ihrer Zelle.
    Der Luftwirbel leuchtete rot, dann gelb auf und brachte Licht in die Ecken von Jainas Zelle.
    Jaina lachte vor Erleichterung und Freude.

6
     
    Wesen von vielen Welten drängten sich um Han und seine Begleiter, als sie sich den anmutigen vergoldeten Gebäuden näherten. Han glaubte die Geistlingsfrau zu sehen, die in der Empfangskuppel an ihn herangetreten war.
    Der

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