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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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widerwärtige Imperiale reserviert hatte. Es war ihr stets gelungen, ihr gewähltes Opfer um einen beträchtlichen Teil seines Vermögens zu erleichtern.
    Glaubte sie an Warus Unsinn? Wenn sie das tat, dann hatte sich die Person, die Han gekannt hatte, über die Grenzen der Unkenntlichkeit hinaus verändert – weit über den physischen Aspekt hinaus. Wenn sie den Unsinn nicht glaubte was taten sie dann hier?
    3PO folgte der Konversation mit ungewohnter Schweigsamkeit. Han runzelte die Stirn. Es war unmöglich, 3POs Ausdruck zu deuten, aber es bereitete selten Schwierigkeiten, zu erkennen, was der Droide von einer bestimmten Situation hielt. 3PO würde es einem erzählen. Oder der Droide würde sich sonst irgendwie verraten. Für einen Diplomaten war 3PO einer der erbärmlichsten Lügner, die Han je kennengelernt hatte.
    Andererseits fühlten sich viele Leute durch das Wissen, belogen zu werden, geschmeichelt, wenn die Lüge das Ziel hatte, Rücksicht auf ihre Gefühle zu nehmen oder ihrem Status Ehre zu erweisen. 3PO war ein Meister dieser Technik.
    Luke beobachtete und lauschte mit demselben starren und aufmerksamen Gesichtsausdruck, den er gleich beim Zusammentreffen mit Waru angenommen hatte. Lukes Reaktion beunruhigte Han am allermeisten.
    Waru brachte einen Diskurs über die Verfassung des Universums zum Abschluß, dem Han schon lange nicht mehr gefolgt war.
    »Aber nun«, sagte Waru mit allen Anzeichen der Enttäuschung, »kann ich mich dieser erhellenden Konversation nicht länger erfreuen.«
    Xaverri legte ihre Hand auf eine von Warus goldenen Schuppen. Sie schloß die Augen und wurde ganz schweigsam und still. Die goldene Schuppe nahm einen rosafarbenen Glanz an und bestrahlte Xaverris Finger mit sanfter Wärme. Luke trat einen Schritt auf sie zu, hob eine Hand. Han griff nach ihm und zog ihn zurück. Luke drehte sich um und fauchte ihn an.
    Han stieß einen überraschten Fluch aus und ließ fast Lukes Handgelenk los. Er wollte angewidert diese Versammlung verlassen, selbst wenn dies bedeutete, daß er seine Freunde betrogen und blamiert zurücklassen mußte.
    »Sei nicht albern!« flüsterte Han wütend. »Und laß dich nicht von jemandem beeindrucken, den du gerade ein paar Minuten kennst!« Er verstärkte seinen Griff.
    Luke blickte auf Hans Finger, die sein Fleisch umklammerten und seine Knochen zusammenpreßten. Langsam kehrte der Verstand in seine Augen zurück. Er machte mit seiner Hand eine leichte Drehbewegung. Sie schlüpfte ohne erkennbare Anstrengung aus Hans festem Griff.
    »Du hast recht«, sagte Luke. Seine Stimme klang gepreßt. Er wandte Han den Rücken zu und blickte zu Xaverri und Waru hinüber – durchdringend, hungrig.
    »Ich hasse es, wenn du das tust«, murmelte Han. Seine Finger kribbelten, nicht weil Lukes Bewegung irgendwie gewalttätig gewesen war, sondern weil er so fest zugedrückt hatte, daß seine Hand von einem Krampf befallen worden war, als sich Luke befreite.
    Die Abdrücke von Hans Fingern verblieben auf Lukes Haut, zuerst weiß, dann rot.
    Xaverri zog sich von Waru zurück. Ihr Handabdruck leuchtete, verblaßte dann auf der goldenen Schuppe. Ein Tropfen Götterblut löste sich von der Unterkante der Schuppe und fiel mit einem dumpfen Plopp nach unten. Xaverri machte eine Geste der Huldigung in Warus Richtung.
    Die Aufmerksamkeit des Wesens wandte sich abrupt von ihnen ab, so als ob Druck von ihm abgelassen worden wäre. Han torkelte einen Schritt nach vorne, fing sich wieder und schüttelte den eigenartigen Effekt ab. Aber es interessierte ihn schon, wie der Effekt hervorgerufen worden war.
    Xaverri trat zurück. Die aufgeregte Menge stürmte an ihr vorbei, jeder einzelne erpicht auf Warus Aufmerksamkeit.
    Xaverris Knie knickten ein. Ihr Zusammenbruch überraschte Han so sehr, daß er ihren Sturz beinahe zugelassen hätte. In all den Jahren, die er sie gekannt hatte, in den alten Zeiten, war sie nie ohnmächtig geworden, nicht einmal vor Erschöpfung oder Schmerzen. Ihre Zähigkeit hatte ihn immer verblüfft. Als sie fiel, war sein erster Gedanke, daß sie mit voller Absicht zu Boden sank: Sie wollte abermals eine Verneigung vor Waru machen. Oder sie hatte etwas verloren und wollte es aufheben.
    Han machte einen Sprung nach vorne und fing sie auf, bevor sie niedergetrampelt wurde. Sie zitterte heftig. Luke und 3PO traten hinzu und bildeten einen kleinen Kreis. Dann stemmten sie sich dem Strom der Menge entgegen und kämpften sich zur anderen Seite der Halle durch. Han

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