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Der Kristallstern

Der Kristallstern

Titel: Der Kristallstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vonda McIntyre
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»Hunger?«
    Chewbacca röhrte, erleichtert und hungrig.
    »Ich auch«, sagte Leia.
    Sie starb fast vor Hunger. Seit dem Gebäck und dem Betäubungstee des Haushofmeisters hatte sie nicht mehr gegessen. Sie ging voraus in die kleine Kombüse der Alderaan. Dort fragte sie sich, ob der Firrerreo die Nahrungsaufnahme verweigern würde, aber er roch an dem Teller mit Gulasch, den sie ihm hinstellte – die Analyse hatte ergeben, daß sein Metabolismus große Proteinmengen benötigte –, kostete einen Bissen und fiel dann hungrig darüber her. Er hielt den Teller dicht an den Mund und nahm das Fleisch elegant mit Mittel- und Zeigefinger auf.
    Chewbacca bereitete sich selbst einen Teller mit Gulasch zu und garnierte ihn mit salzigem getrockneten Seetang und ein paar Tropfen Waldhonig.
    Konversation beim Abendessen fand nicht statt, bis Leia den Rest ihres Gulaschs mit einem Löffel zusammenkratzte. Während sie zusah, wie der Firrerreo die Soße seiner zweiten Portion trank, dachte sie: Er hat mein Essen angenommen, ist aber keine Verpflichtung eingegangen. Er hat mich nicht um das Essen gebeten. Wenn ich Dankbarkeit von ihm verlangen würde, wäre seine Antwort: Keiner hat Sie gebeten, mir etwas vorzusetzen. Ich schulde Ihnen nichts.
    »Warum hassen Sie Rillao?« fragte Leia.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und blickte auf den Gulaschtopf, hielt es dann aber wohl nicht für vernünftig, sein Körpersystem mit einer dritten Portion zu überfrachten.
    »Sie war in der Zelle!« Seine Trägheit verschwand, und er beugte sich zu Leia vor, wütend und eindringlich. »Sie muß der Grund dafür sein, daß wir ins Exil geschickt wurden, Lelila. Warum sonst sollte das Imperium sie dazu verurteilt haben, die Reise unter Qualen zu verbringen?«
    »Willkürliche Grausamkeit.« Leia fragte sich, warum der Firrerreo ihren Namen – ihren Tarnnamen – so oft benutzte. Wie auch immer, es half ihr, sich daran zu erinnern, wie sie sich jetzt nannte.
    »Nein, nein. Das Imperium ist grausam, aber es setzt seine Grausamkeit zielbewußt ein, Lelila. Um Furcht zu erzeugen, um etwas zu erzwingen, um seine Macht zu vergrößern…«
    »Das Imperium gibt es nicht mehr«, sagte Leia. »Es ist erledigt. Besiegt. Sie sind frei, Sie und Ihr Volk.«
    Wenn sie Dankbarkeit oder sogar Glück erwartet hatte, sah sie sich getäuscht.
    »Besiegt!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Sie sagten, Sie könnten mir die Freiheit geben. Aber das, Lelila, liegt gar nicht an Ihnen.«
    »Ich sagte, daß Sie frei wären«, erwiderte Leia. »Das ist alles, was ich gesagt habe.« Wenn sie zugab, wer sie war, könnte sie sich eine gewisse Verantwortlichkeit für seine Freiheit zubilligen. Statt dessen blieb sie Lelila.
    Er gab einen tiefen Knurrlaut von sich. Chewbacca knurrte ebenfalls.
    Aber Leia blieb ruhig. Sie lächelte den Namenlosen an.
    »Niemand hat mich um eine Erklärung gebeten«, sagte sie. »Sie haben mich lediglich um Ihre Freiheit gebeten.«
    Er schnaubte angewidert, aber seine Verachtung legte sich und wurde durch einen Ausdruck widerwilligen Respekts ersetzt. Zu ihrem Erstaunen stand er auf und verbeugte sich.
    Dann ging er weg.
    »Wo gehen Sie hin, Namenloser?« fragte Leia.
    Ohne eine Antwort zu geben – wieso habe ich erwartet, daß er antwortet? fragte sich Leia –, verließ er die Schiffsküche der Alderaan.
    Sie folgte ihm und schloß auf zu ihm. Er war einen Kopf größer als sie, geschmeidig und trotz seiner Hagerkeit potentiell kräftig. Ohne ihre Gegenwart zur Notiz zu nehmen, setzte er seinen Weg zur Luftschleuse fort.
    »Wollen Sie Ihr Volk aufwecken, Namenloser?«
    Ein paar Schritte weiter sagte er: »Hier, Lelila? Zu welchem Zweck?«
    »Damit sie wieder zu Kräften kommen…«
    »Das Schiff wird ihnen ihre Kraft zurückgeben, während sie schlafen.«
    »… und um zu entscheiden, was jetzt, da Sie frei sind, zu tun ist.«
    »Sollten wir in unsere Heimat zurückkehren, Lelila?« schnarrte er.
    Er weiß Bescheid, dachte Leia. Sie fragte sich, ob ihn die Imperiumstruppen aufgeweckt und mit der Nachricht vom Tod seiner Welt gequält hatten.
    »Nein«, sagte sie. »Es tut mir leid. Sie steht unter Quarantäne. Niemand kann dort landen und leben… und nichts kann den Planeten jemals verlassen.«
    Er blieb an der Schleusentür stehen. Seine Schultern sackten nach unten. Leia nahm seinen Ellenbogen und stützte ihn. Der Laut, den er von sich gab, war der Schrei eines gramgebeugten Raubtiers.
    Und Leia wußte, wie er sich

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