Der Kristallstern
saubergemacht. Aber auf der Plattform zu ihren Füßen lag reichlich Sand. Jaina spielte mit ein paar Körnern. Sie stiegen spiralförmig in die Luft. Niemand bemerkte es.
Der Oberproktor griff nach einem Stück Obst. Jaina ließ die Sandkörner darauf fallen. Der Proktor warf es zu Vram hinunter. Einen Augenblick lang dachte Jaina, der Proktor hätte den Sand bemerkt, kam dann aber zu der Überzeugung, daß dies nicht der Fall war, denn er sah nicht wütend aus und kontrollierte das Fruchtbrötchen, das er aus einem dampfenden Korb nahm, nicht nach weiterem Sand.
Vram steckte das Obststück in den Mund und aß es auf, ohne den Sand auch nur zu bemerken.
Er tat Jaina ein bißchen leid. Aber nur ein bißchen.
Wenn mir jetzt jemand ein Stück Obst gäbe, dachte sie, würde ich vermutlich auch keinen Sand bemerken.
Als Jaina zum zweiten Mal Sand in Bewegung setzte, ließ sie ihn auf das Fruchtbrötchen des Oberproktors fallen. Sie hatte das Gefühl, etwas sehr, sehr Böses getan zu haben, weil sie gutes Essen auf diese Weise verdorben hatte.
Der Proktor brach ein Stück von dem weichen, süßen Brötchen ab und steckte es in den Mund. Er kaute.
Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Jaina spürte Freude in sich. Keine glückliche Freude. Sie empfand zufriedene Freude.
Sie hob eine weitere Handvoll Sand hoch und verstreute ihn auf dem Tisch der Proktoren, so daß er auf alle Teller fiel.
Der Oberproktor spuckte den Brötchenbissen aus!
Das ist ekelhaft! dachte Jaina. Er hat sich nicht einmal seine Serviette vor den Mund gehalten.
»Grake!« brüllte der Oberproktor.
Mehrere andere Proktoren spuckten ihr Essen ebenfalls aus, und bald suchten sie alle an den Bissen herum, selbst an denen, die schon halb zerkaut waren, redeten aufeinander ein und stritten sich. Jaina beobachtete sie, tat aber so, als würde sie nicht hinsehen. Wenig später konnte sie sich das sparen, denn auch alle anderen Kinder blickten zum Tisch der Proktoren hinüber.
»Grake! Komm hierher!«
Die Tür neben der Proktorenplattform flog auf und krachte gegen die Wand.
Ein riesiges Wesen donnerte durch den Eingang. Jaina zuckte zusammen – sie dachte, der Drache sei in den Bunker eingedrungen. Dann sah sie wieder hin, überrascht und erregt.
Das Wesen mit der großen, weißen Schürze war eine Veubg von Gbu, einer Welt mit sehr hoher Schwerkraft. Gbu war die letzte Welt gewesen, die Mama vor Munto Codru besucht hatte. Die Delegierten der Neuen Republik, die meisten davon waren nicht in der Lage gewesen, die Oberfläche zu betreten, weil die Schwerkraft sie zerquetscht hätte. Aber die Veubgri waren zu dem Rendezvoussatelliten gekommen. Sie hatten Jaina, Jacen und Anakin gemocht. Jaina erinnerte sich an die sanfte Berührung ihrer Tentakel auf ihrem Haar. Wenn sie an ihre Süßigkeiten dachte, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Sie wollte aufspringen und der Veubg zuwinken.
Aber Grake hatte Jaina und ihre Brüder nie gesehen. Sie würde sie nicht erkennen. Jaina wäre ihr egal.
»Warum schreist du mich an, kleiner Blaukittel?« Grake stieg die Treppenstufen hoch, leichtfüßig und kraftvoll, und blieb hinter dem Stuhl in der Mitte stehen. Ihre Tentakel umklammerten einen schweren, hölzernen Kochlöffel. »Ich arbeite den ganzen Tag für euch, und du schreist mich nur an. Du bist eine sehr undankbare Person.«
»Da ist Sand im Essen!« brüllte der Oberproktor. »Ist das deine Vorstellung von einem Witz?«
»Ein Witz? Sand… in meinem Essen?« Grake schlug den Oberproktor mit dem Kochlöffel seitlich an den Kopf.
Der Proktor fiel von seinem Stuhl, rappelte sich mit großen Augen und benommen wieder auf.
Jaina stöhnte auf. Sie wollte nicht mehr hinsehen. Sie war sich sicher, daß die Proktoren Grake etwas antun würden daß sie sie mit Hilfe der Macht explodieren lassen würden! Und Jaina würde daran schuld sein.
Aber nichts dergleichen passierte.
Vielleicht können sie es nicht, dachte Jaina. Vielleicht können sie mit der Macht lediglich ihre Lichtschwerter einschalten – oder Hethrir hat selbst dabei betrogen, damit sie es tun konnten!
Grake sprang zum Rand der Plattform und versetzte dem Proktor auf dem letzten Stuhl einen Schlag. Er kämpfte um sein Gleichgewicht, torkelte hin und her und versuchte, sich an der Tischkante festzuhalten.
»Nehmt die Füße vom Tisch!« Die Veubg machte wieder einen Sprung, von einem Ende der Plattform bis zum anderen, und schlug dabei nacheinander jedem Proktor den Kochlöffel an den
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