Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
sie schweigsam dabei und wich meinen Blicken aus. Sie gab mir ein Öl für die schmerzenden Muskeln, aber sie bot nicht an, es einzureiben. Seelenreißer stellte sie neben mein Bett und sagte, sie ginge in den Tempel beten. Nicht ein einziges Mal lächelte sie; wenn ich sie ansah, schaute sie zur Seite.
    Jetzt war ich wach. Die Rüstung glänzte befehlsgemäß, vor den Fenstern herrschte noch Dunkelheit, aber ich konnte keine Ruhe finden. Ich blätterte in den Büchern, die mir Rellin gegeben hatte, doch ich konnte mir nichts merken. Es war nicht die Erschöpfung, die mich niederdrückte, sondern etwas anderes, als wäre alles Licht gedämpft und jeder Atemzug schwer.
    Ich hörte Serafines Tür gehen, als sie vom Tempel zurückkehrte, und klopfte dort an. Sie öffnete mit halb gelöstem Mieder und sah hoch zu mir.
    »Verzeih, Havald«, sagte sie leise. »Heute fehlt mir die Laune, um gute Gesellschaft zu sein, außerdem will auch ich ins Bett.«
    Ohne mir Zeit für eine Antwort zu lassen, schloss sie die Tür vor meiner Nase.
    Ich klopfte erneut. Diesmal öffnete sie nur einen Spalt, ich erkannte ein langes Bein und den Saum ihres Untergewands.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Wir müssen diesen Verfluchten finden, von dem Asela gesprochen hat.«
    »Ja, Havald«, sagte sie müde. »Das müssen wir. Aber nicht mehr heute Nacht.« Sie schloss die Tür erneut und ließ mich stehen.
     
    Müde, wie ich war, schlief ich nicht gut, ich war früh wieder wach und wartete auf Serafine. Als es sich zeigte, dass sie nicht kommen würde, musste ich mich eilen, tatsächlich brauchte ich so lange, diese verfluchte Rüstung anzulegen, dass ich kaum Zeit zum Essen fand. Doch sie fand mich in der Messe, gerade als ich gehen musste.
    »Ich bin nur hier, um Seelenreißer anzunehmen«, teilte sie mir mit, ohne mich anzusehen. Ich hätte sie gerne gefragt, was mit ihr war, doch die Zeit fehlte mir dazu. Ich gab ihr die Klinge, und sie eilte wortlos davon, ließ mich dort stehen und verständnislos dreinschauen.
     
    An diesem Tag fand es Rellin angebracht, mich mit Piken üben zu lassen, bevor sie mich niederreiten ließ. Ich fand heraus, dass ein Schlachtross mich auch mit Rüstung durch die Luft schleudern konnte und dass es auch dann schmerzte, einen felsigen Abhang herunterzufallen, wenn man Rüstung trug. Danach fand die Generalsergeantin es sinnvoll, mich zehn Schritt auf einem niedrig gespannten Tau balancieren zu lassen. Als ich versagte und mich beschwerte, dass das mit Rüstung gar nicht möglich sei, ließ sie eine Tenet mit Schild und Schwert gleich zweimal darüber tänzeln, und irgendwann schlug sie mir mit dem Schwert so hart gegen den Helm, dass er klang wie eine Glocke, nur um meine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Rekrut«, sagte sie mit kühler Stimme. »Ich weiß nicht, was mit dir los ist, aber es reicht. Du musst lernen, was ich dir zeige, sonst sterben andere durch deine Fehler. Geh heute Abend trinken, beten oder zu einer Hure, wenn es dir hilft, aber morgen früh wirst du wach sein und mit den Gedanken hier bei mir, sonst werde ich dem Kommandanten empfehlen, sich einen anderen General für die Zweite zu suchen.«
    Ich gelobte Besserung, aber sie ließ nicht mit sich reden, nahm ihren Helm ab und erklärte den Dienst für beendet, obwohl es noch nicht ganz Mittag war.
    Als ich protestierte, fuhr sie mich mit kalter Stimme an. »Es ist mir einerlei, ob Ihr ein Lanzengeneral seid oder Boron persönlich! Ihr verschwendet unsere Zeit. Eure dürft Ihr gern wie billige Münze verprassen, doch ich habe Besseres zu tun, als einem Ochsen Vernunft einzubläuen! Das, was Ihr hier lernen sollt, wird Leben retten. Denkt darüber nach, aber jetzt geht und belästigt mich nicht weiter!« Mit ihrer gepanzerten Hand zeigte sie zum Tor des Übungsgeländes, und ich stampfte davon. Ich fühlte mich übel behandelt, und ein unbestimmter Zorn gärte in mir – und eine Trauer, von der ich nicht wusste, was sie zu bedeuten hatte.
     
    Seitdem wir Askir erreicht hatten, waren die Tage trüb gewesen, und es hatte nur wenig Sonne gegeben, dafür waren die Nächte klar und kalt, nur von einem seltsamen purpurnen Band gebrochen, das im südlichen Himmel leuchete. Aber an diesem Tag zeigte der Himmel sich wolkenlos, selbst der sonst allgegenwärtige Schleier der Vulkanasche war heute nicht zu sehen. Die Sonne schien, als wolle sie den Winter vergessen machen, und selbst in den von Stein gefassten Beeten in der Zitadelle zeigten sich die ersten

Weitere Kostenlose Bücher