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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sagte ich einfach. »Könntest du dein Schicksal aufgeben und der Krone entsagen?«
    »Nein«, sagte sie leiser. »Es ist meine Pflicht.« Sie sah mir tief in die Augen. »Du willst sagen, dass du auch nicht wählen kannst?«
    »Wir haben beide längst gewählt, Hoheit«, gab ich ihr Antwort, trat näher an sie heran und griff nach ihrer Hand. Diesmal ließ sie es geschehen.
    »Angenommen, es wäre so, Graf von Thurgau«, sagte sie leise, »würde ich darunter leiden. Aber wohl kaum mehr als schon jetzt.« Sie warf einen Blick zu den Soldaten, die taten, als wären ihre Ohren taub, und lächelte etwas gequält. »Willst du, dass sie Balladen über uns schreiben?«, flüsterte sie.
    »Warum nicht?« Ich lächelte. »Du bist es wert. Ich will dir sagen, dass ich im Tempel von Soltar eine Botschaft erhalten habe. Es ist wie mit allen Offenbarungen: Man versteht nur die eine Hälfte, und die wahrscheinlich falsch. Aber zwei Dinge scheinen deutlich: Ich werde vor Kolaron fallen, damit die Tochter des Drachen ihn später erschlagen kann. Danach …« Ich griff ihre Hand fester. »Danach wird es eine neue Zukunft geben. Eine, die du mitgestalten kannst. Eine, in der du unsere Heimat aufbauen und ihre Wunden heilen kannst. Wenn ich mich von meinem Schicksal aber abwende – und darin waren die Worte meines Gottes eindeutig –, wird es diese Hoffnung nicht mehr geben.« Ich sah ihr in die Augen. » Das ist mein Schicksal, auch wenn ich mir anderes wünsche.«
    »Du wirst sterben?«, fragte sie leise und klang nun nicht mehr so kühl.
    Ich lachte verhalten. »Es ist das Schicksal jedes Menschen, und meines erreicht mich weitaus später als gedacht. Wenn ich schon sterben muss, dann fällt es mir leichter zu wissen, dass es eine Zukunft gibt, in der du weiterlebst und unser Land zu einer neuen Blüte führst.«
    »Was ist mit Serafine?«, fragte sie so leise, dass selbst ich sie kaum vernahm.
    »Jerbil liebte sie über den Tod hinaus, und ich liebe sie auch. Ich weiß nicht, ob es Bestimmung ist oder ob ich Einfluss darauf hatte. Aber auch meine Königin wird von mir geliebt. Auf die eine Art, die mir noch möglich ist.« Ich hielt nun ihre Hand mit beiden Händen. »Wenn Serafine nicht wieder lebendig geworden wäre, wenn es dieses Wunder nicht gegeben hätte, sag mir, was wäre anders? Du wärst dennoch Königin und mein Schicksal doch das gleiche wie jetzt?«
    Langsam löste sie ihre andere Hand von Steinherzens Griff, ließ sie sinken und hielt meine Hände.
    »Hast du mich getäuscht, als du von deiner Liebe zu mir sprachst?«, fragte sie leise.
    »Nein«, antwortete ich schwer. »Es ist mir zu viel wert.«
    Sie nickte. Dann griff sie an ihren Hals und zog eine feine Kette hervor, an der ein schwerer Ring hing, den sie sorgsam löste. »Eleonora sagte, sie wusste, dass du sie geliebt hast, obwohl du ihr diesen Ring zurückgegeben hast. Er war ihr Halt in schweren Zeiten. Nimm ihn jetzt wieder entgegen, damit er dir ein Halt sein kann.«
    Ich wollte niederknien, doch sie hielt mich auf.
    »Nein«, flüsterte sie. »Bleib stehen, reich mir einfach nur die Hand.«
    »Er ist zu klein für mich, sie hat ihn abgeändert«, sagte ich leise.
    »Du vergisst, wer ich bin«, entgegnete sie und fuhr mit der flachen Hand über den Ring, der kurz aufglimmte und sich weitete. »Der Ring weiß noch, wem er einst gehört hat.« Einen Moment lang hielt sie ihn und zögerte, dann streifte sie ihn mir über den Mittelfinger meiner linken Hand. »Sei mein Paladin«, sagte sie mit feuchten Augen. »Und versprich mir, dass du ihn nicht zurückgeben wirst.«
    »Ich verspreche es.«
    Sie holte tief Luft, hob den Kopf, trat von mir zurück und ließ ihren Blick hoheitsvoll über die Soldaten schweifen, die verzweifelt taten, als wären sie gar nicht da.
    »Dann wollen wir unserem Schicksal folgen«, sagte sie entschlossen. »Was Serafine angeht … gib mir bitte etwas Zeit.«
    Ich verbeugte mich vor ihr, sie lächelte ein wenig, dann ging sie an mir vorbei. Die Soldaten mit den schweren Kisten folgten schweigend.
     
    »Ich habe Vater gefragt, warum Ihr die Rose an Eurem Finger tragt, Roderic«, meinte sie, während sie zusah, wie ich ihr einen Sperling schnitzte.
    »Was sagte Seine Majestät?«, fragte ich vorsichtig.
    »Er sagte, dass ich die Blüte wäre, der betörende Duft, die Schönheit.«
    »Damit hat er wohl recht.«
    »Und Ihr wäret die Dornen.« Sie sah mich mit diesen wachen Augen an. »Was hat er damit gemeint?«
    »Manchmal

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