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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Aber es sind Elfen und so ganz anders als wir. Schau, Havald, Asela und ich vertrauten uns einander Dinge an … sie mir über Feltor und Balthasar, ich ihr über Jerbil. Wir tauschten Kleider und spielten den anderen Streiche, hielten die Schleier füreinander, als wir mit unseren Männern vor die Götter traten. Diese Art von Freundschaft ist selten, weil sie nicht aus Bedürftigkeit entstand, sondern einfach daraus, dass wir uns nahe waren. Ich will wissen, was geschehen ist.«
    »Auch ich habe Fragen an sie«, sagte ich und schob das Bild zurecht, sodass ich Asela besser sehen konnte. »Sie weiß mehr über unseren Feind als jeder andere. Es muss ihr klar sein, dass uns dieses Wissen nützlich wäre. Warum teilt sie es nicht mit uns?«
    »Gehen wir sie fragen«, sagte Serafine und stand auf. Ich schaute zum Fenster, es war schon lange dunkel. Ich hatte wenig Lust darauf, dort draußen herumzustreifen und im Dunkeln einen Schatten zu suchen. Es war genug für heute.
    »Jetzt noch?«, fragte ich sie zweifelnd. »Es ist nicht mehr lange hin zur achten Glocke, und so leicht werden wir sie nicht finden können. Die ganze Stadt sucht nach ihr, warum denkst du, dass wir mehr Erfolg haben werden?«
    »Weil es einen Ort gab, den wir alle liebten«, sagte sie. »Wenn sie nicht dort ist, können wir ihr sagen, dass wir sie sehen wollen, sie wird uns dann finden. Komm, Havald«, bat Serafine. »Es ist nicht weit von hier.«

22. Der Kaisergarten
     
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte ich sie, als ich an dem schweren schmiedeeisernen Gitter rüttelte, das in einen Park führte. Die Mauern um diesen Ort herum waren zu hoch und zu fest, um nur Blumen zu beschützen, doch durch die Stäbe sah ich lediglich einen kleinen offenen Bau in der Ferne sowie Bäume und Blumenbeete, die sich nur langsam davon überzeugen ließen, dass es bald Frühling war.
    Serafine trat an das Gittertor heran. »Hilf mir hoch«, bat sie, und ich bot ihr meine Hand als Tritt. Mit einer flüssigen Bewegung zog sie sich geschickt auf die Mauer. Ich seufzte und sprang, ergriff die Kante und zog mich hoch, bis ich neben ihr saß.
    »Das ist der Kaisergarten«, verkündete sie, lehnte sich an mich und ließ ihre Füße baumeln. »Als ich das erste Mal nach Askir kam, führte der Kaiser mich persönlich herum. Das war der Ort, den er mir als Erstes zeigte.«
    »Wie alt warst du?«, fragte ich.
    »Acht. Ein Kind und voller Neugier auf die große Stadt. Es war ein kurzer Besuch. Ich kam mit Vater hierher, und wir blieben nicht lange, doch auf unserer Hochzeitsreise kamen wir dann auch hier vorbei.«
    »Was ist so wichtig an diesem Ort? Hätte es nicht anderes gegeben, auf das er stolz genug sein konnte, um es dir zu zeigen?«
    »Schau, dieser Ort war ein Geschenk an ihn, jemand legte diesen Garten an, damit er Ruhe finden konnte. Von hier aus kannst du sehen, dass die Beete und Wege in einem Muster angelegt sind, das einem uralten Ritual folgt. Jeder Stein hier, jeder Grashalm, jede Blüte ist sorgsam gesetzt und erfüllt einen ganz bestimmten Zweck. Komm«, rief sie und sprang hinunter. »Ich zeige dir, wie es geht.«
    Sie war fröhlich wie ein kleines Kind. Ich lächelte, als ich von der Mauer sprang.
    »Der Weg fängt hier an«, informierte sie mich. »Man hetzt ihn nicht entlang, sondern man schreitet und lässt dabei seinen Gedanken freien Lauf. Siehst du den runden Bau dort in der Mitte?«
    »Den Pavillon?«
    »Ja. Er ist das Ziel, aber mit Hast erreicht man ihn nicht. Der Weg braucht seine Zeit. Komm, geh ihn mit mir.« Sie drehte sich um und strahlte mich an. »Es gibt nur die eine Regel: Man darf nicht reden.«
    Sie hatte recht. Dieser Ort mit seinen hohen Mauern und den Blumenbeeten, den auch im kargen Frühling sorgsam gerechten Wegen, strahlte eine Ruhe aus, die einen berührte. Ich stellte ihn mir im Sommer vor, wenn alles blühte und die Luft warm war. Es musste dann noch schöner sein. Langsam gingen wir den verschlungenen Weg entlang, sie schien tief in Gedanken, und ich störte sie nicht darin. Der Pavillon kam mal näher, mal wich er vom Weg zurück, ein Ziel, das man nah glaubte, und das doch ferner war, als man es dachte. Wie das Leben auch.
    Ich meinte nun zu wissen, wer der Ewige Kaiser war. Wenn ich recht behielt, hatten wir uns schon gegenübergestanden. Doch wer er wirklich war, blieb ein Rätsel. Ich wusste jetzt vieles von ihm, dass er Kriege geführt, mit Macht, Magie und Blut ein Reich vereint hatte, dem er tausend Jahre Frieden

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