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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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zog das gefaltete Blatt aus meiner Jacke und legte es offen auf den Tisch. »Wir sollen Asela stellen und töten und jeden anderen Nekromanten hier in der Stadt.«
    »Hast du ihm nicht gesagt, dass sie keine Nekromantin mehr ist?«
    »Nein«, sagte ich. »Frag mich nur nicht, warum. Ich selbst traue ihr noch immer nicht, aber ich wollte sie nicht verraten. Ich fühle noch immer ihren Schmerz, als der Gott sie davon erlöst hat, vielleicht deshalb, doch es bleibt noch immer zu viel offen. Wir wissen mit großer Sicherheit, dass sie eine Nekromantin war , und bis jetzt gab es niemals einen Hinweis darauf, dass die Götter solche Taten je verzeihen. Und doch hat Soltar sie nicht gerichtet, sondern geläutert …«
    Ich sah auf das Bild dieser wunderschönen Frau herab, es war die gleiche, die vor uns gestanden hatte, und doch war etwas anders. Die Lippen auf diesem Bild lächelten verführerisch. Die Asela, die ich gesehen hatte, schien nicht mehr zu wissen, wie das ging, hatte tiefere Falten und einen kühlen Blick, der alles andere als verheißungsvoll erschien. Sie war weit entfernt davon, verführerisch zu sein.
    »Ich gebe dir in vielem recht«, sagte Serafine nachdenklich. »Sie ist es ohne Zweifel, und sie weiß Dinge, die nur sie wissen kann, aber vieles hat sich an ihr verändert. Alles, möchte ich fast sagen. Schau, Feltor betete zu Boron, Asela ging zum Tempel der Astarte, Balthasar war wie du: Wenn er überhaupt betete, dann ging er zu Soltar. Er hielt nicht viel von Göttern und meinte, dass die Menschen selbst gefordert seien, die Dinge zu richten. Asela hätte sich vor Astarte auf den Boden geworfen und weinend um Gnade gefleht. Ich kenne nur zwei Menschen, die so arrogant vor deinen Gott traten – du und Balthasar. Und jetzt Asela. Es sieht ihr gar nicht ähnlich. Und doch spüre ich die alte Freundschaft in ihr, aber seltsam verändert.« Sie sah an mir vorbei, in eine ferne Zeit. »Wir waren Freunde, Balthasar, Feltor, Jerbil, Asela und ich. Sie haben Askannon auf einer Mission begleitet, und als er auf dem Rückweg meinen Vater besuchte, lernten wir uns kennen. Balthasar war damals schon älter, über hundert würde ich meinen, aber Feltor und Asela waren junge Eulen; und sichtlich ineinander verliebt. Sie war …« Serafine seufzte. »Es ist schwer zu beschreiben; man könnte sagen, dass sie als Eule am falschen Platz war. Sie hätte als Priesterin in Astartes Tempel gehört. Es fehlte ihr an Härte, sie war geduldig und lächelte viel … Sie lachte gern. Beide waren in sie verliebt, doch Balthasar war zu zurückhaltend und dadurch gehemmt, dass sie, wie Feltor auch, seine Schülerin war. Feltor gewann ihre Hand, und später traten sie auch zusammen vor die Göttin und wurden ein Paar. Balthasar hielt die Rede. Sie wurden beste Freunde.« Sie sah zu mir hin. »Deshalb ist es auch so unglaublich, dass er oder einer der anderen zu Kolaron überlaufen sollte. Jetzt wissen wir, dass sie es nicht freiwillig taten. Balthasar war immer der Außenseiter. Ich bin sicher, dass er Asela liebte, aber er zeigte es nicht und verletzte niemals Grenzen. Auf eine bestimmte Art haben wir ihn auch geliebt, er war ein bewundernswerter Mann, ruhig und nachdenklich, aber mit einer Härte, die ab und zu durchschimmerte. Er war der Primus des Turms und nach Askannon der mächtigste Mann im Alten Reich, das wird man nicht ohne eine gewisse Härte. Asela hingegen war bereit, ihr letztes Hemd zu geben, wenn sie nur jemandem helfen konnte.« Sie hielt inne und grübelte ein wenig. »Erinnerst du dich, dass sie sagte, ihre Güte wäre ihr größter und einziger Fehler gewesen? Es ist seltsam, sie so reden zu hören, aber sie hat recht. Auf sich gestellt, hätte man sie nur ausgenutzt, was auch der Grund war, warum Feltor und Balthasar so auf sie achteten. Einen anderen kenne ich jetzt ebenfalls.« Sie seufzte. »Ich habe vorher nicht gewusst, dass dieser Erinstor sich an ihr vergangen hat. Ich hätte so etwas nie verziehen und selbst das Schwert geführt, um ihm den Kopf abzuschlagen.« Sie sah auf das Bild der Eule herab und schaute dann mit feuchten Augen zu mir auf. »Sie stand vor uns, ich weiß also, dass sie noch lebt. Aber all das, was sie einst war, ist nicht mehr. Sie lebt, und doch fühlt es sich an, als ob sie gestorben wäre. Ich will wissen, was geschah, und mich nicht mehr mit Worten abspeisen lassen. Sie ist die einzige von meinen Freunden, die noch lebt.«
    »Von den Elfen abgesehen«, meinte ich.
    »Ja.

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