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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sie die Flasche unversehrt vorfand. Sie nahm einen tiefen Schluck, zischte, als der Kornbrand die aufgeplatzten Lippen traf, hielt mir die Flasche hin, ich nickte dankend und trank.
    »Ihr wollt mir etwas zeigen«, sagte sie dann. »Das habe ich verstanden. Gebt her!«
    Ich reichte ihr die Flasche, und sie trank erneut. »Nur weiß ich noch immer nicht, was!«
    »Gesetzt den Fall, Ihr wärt nicht Generalsergeant Rellin, sondern eine Bäckersfrau, und Euer Sohn wäre kein Leutnant bei den Bullen, sondern eben Bäcker. Nicht in Askir, sondern in einem kleinen Dorf irgendwo nahe einer Grenze. Würdet Ihr nicht hoffen, dass das Reich, dem Ihr Eure Steuern zahlt, Euren Sohn mit allem verteidigt, was es hat? Würdet Ihr nicht erwarten, dass es alles tut, um Euch und Euren Sohn zu schützen? Oder wäre es Euch genug, wenn Ihr erfahrt, dass das Reich leider nicht zur Stelle sein kann, wenn das Dorf angegriffen wird, weil der Handelsrat noch streitet, ob die Legion marschieren darf? Es ist teuer, wenn die Legion marschiert … und so ein kleines Dorf ist weniger wert als die nächste Stadt, wo man auch noch an den stationierten Soldaten in den Schenken ein hübsches Sümmchen verdienen kann.« Ich beugte mich vor und nahm ihr die Flasche wieder ab. »Kurz, könnt Ihr mir erklären, warum Ihr als Mutter es für richtig erachtet, einen Lanzengeneral nach besten Kräften zu verdreschen, aber es für richtig befindet, die Legion, und mit ihr Euren Sohn, mit den Händen hinter den Rücken gebunden, in den Kampf marschieren zu lassen und ihm zu sagen, dass es halt die Regeln sind?«
    Ich nahm einen kräftigen Schluck, stieß mit dem Flaschenhals gegen den lockeren Zahn und fluchte laut. »Euren Sohn gegen mich zu verteidigen, brachte Euch dazu, jeden Trick zu verwenden, den Ihr kanntet, ob gestattet oder nicht. Daraus schließe ich, dass Ihr Euren Sohn mehr liebt als das Reich. Wie die Mütter anderer Söhne oder die Söhne anderer Mütter, die das Reich zu schützen hat.«
    »Gebt mir meine Flasche wieder«, fauchte sie und riss sie mir aus den Händen. Ihr eines Auge war nun zur Gänze zugeschwollen, dafür blitzte das andere umso zorniger.
    »Hättet Ihr es mir nicht einfach sagen können?«
    »Habe ich. Aber ich wiederhole es gerne, vielleicht versteht Ihr es diesmal. Schützen und zerstören. Das sind keine leeren Worte für mich. Für mich macht es wenig Unterschied, ob ich Euren Sohn schütze oder ein Kind, das mir am Herzen liegt. Es ist mir egal, wen oder was ich zerstören muss, damit das Kind, das mir im Herzen noch am wichtigsten ist, frei leben kann.« Ich sah sie eindringlich an. »Ich hatte das Gefühl, dass es nur Worte waren, die Ihr gehört habt, Generalsergeant. Worte reichen nicht aus, um eine Lektion zu lernen. Man muss es fühlen . Euer Kaiser selbst hat mich heute an diese Lektion erinnert, ich hatte sie selbst vergessen … oder wollte mich ihrer nicht mehr erinnern. So ist es auch mit Askir und seinen stolzen Truppen. Auch mit Euch. Ihr prahlt mir davon, dass es die besten Soldaten sind, die es jemals auf dieser Weltenscheibe gab, aber solange sie nicht fühlen, was es bedeutet, all die zu schützen , für die sie ihre Rüstung tragen, dann sind sie keinen Kupfer wert … geschweige denn zwölfhundert Gold.«
    »Ihr habt ein Kind?«, fragte sie leise.
    »Keines, das noch lebt, und das letzte Kind, das mir am Herzen lag, habe ich sterben lassen. Weil ich nicht mehr bereit gewesen bin, den Preis zu zahlen.«
    Ich ging mühsam hin zur Tür.
    »Ich gebe Euch eine Kerze Zeit, Generalsergeant. Bis dahin sagt Ihr mir, ob Ihr wünscht, dass ich das Kommando niederlege, oder ob Ihr zum Rapport erscheint mit einer Liste all der Vorschläge und Änderungen, die es bei den Legionen braucht, dass diese Bäckersfrau in diesem kleinen Dorf nicht ihren Sohn verliert.«
    »Ich … ich gehöre nicht zur Zweiten«, sagte sie erneut.
    »Habt Ihr es immer noch nicht verstanden?«, fragte ich leise. »Es ist mir egal. Welche Nummer sie auch trägt, jede Legion ist nur ein Werkzeug. Ich weiß nicht, wie es Euch ergeht, aber wenn ich verteidige, was ich liebe, dann nutze ich jedes Werkzeug, das ich finden kann. Dann frage ich nicht, wem es gehört.«
    »Wartet«, bat sie. »Ihr habt da etwas gesagt, was meintet Ihr damit, dass der Kaiser Euch erinnerte?«
    »Ihr kennt die Kaiserbrücke?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich lernte kürzlich, dass der Mann eine Liebe hatte, die er verlor. Heute sah ich ihr Standbild und das seine.«
    »Die

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