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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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die Tür mit einem lauten Schlag schloss, ohne dass eine Hand sie berührt hätte.
    »Guten Morgen, Prima«, sagte ich höflich, als ich mich erhob. »Ich denke, Ihr sprecht von Asela?«
    »Von wem denn sonst?«, knirschte sie. »Ihr seid ihr auf den Leim gegangen! Ich habe sie vor mir gesehen, und ich schwöre Euch, sie ist dem Nekromantenfluch ganz und gar erlegen. Ich weiß nicht, wie sie Euch hat täuschen können, aber bei mir gelingt ihr das nicht. Wo ist sie, Lanzengeneral?«
    »Jedenfalls nicht hier«, sagte ich und wies mit der Hand auf einen Stuhl. »Bitte setzt Euch erst und …«
    »Und beruhigt Euch?«, schnaubte sie. »Ich will mich nicht beruhigen! Ich dachte, Ihr wärt weiser! Wie konntet Ihr sie Euch nur entgehen lassen?«
    »Gut«, sagte ich und seufzte. »Einen Moment, ich will Euch etwas zeigen.«
    Ich zog Seelenreißer aus der Scheide. Ihre Augen weiteten sich, und sie hob die Hände in einer raschen Geste, die einen leichten Wind erzeugte.
    Ich erstarrte in der Bewegung. »Meint Ihr wirklich, ich würde Euch etwas antun?«
    »Woher soll ich wissen, dass sie Euch nicht übernommen hat?«, fragte sie.
    »Wohl wahr«, gab ich zu. »Ich will nur etwas verdeutlichen.« Ich senkte Seelenreißer und presste die Klinge mit leichtem Druck in den Stein des Bodens und steckte sie dann wieder in die Scheide.
    »Seht Ihr die Kerbe hier?«
    Sie sah hinab und nickte. »Was hat das mit Asela zu tun?«
    »Zweimal bereits hat sie mit blankem Finger Seelenreißer zur Seite geschoben. Er hat sie nicht verletzt. Bei einem Nekromanten reicht die kleinste Berührung, um die Seelen zu befreien, aber bei ihr reagierte das Schwert überhaupt nicht. Trotzdem hätte es sie zumindest schneiden sollen. Das tat es nicht. Mir sagt das, dass es mir schwerfallen dürfte, gegen sie zu bestehen. Was sagt es Euch?«
    Wieder wehte dieser sanfte Wind, und ich fühlte, wie etwas seine Spannung verlor.
    »Ihr sagt mir, dass Ihr sie nicht verletzen könnt?«, fragte sie überrascht.
    »Seelenreißer schneidet auch den besten Stahl. Ich denke, dass Asela nicht dumm ist und dass sie mir damit etwas gezeigt hat.«
    Sie nickte langsam. »Es gibt eine Form der Magie, die eine Trennung zwischen zwei Oberflächen schafft, einen Schild, wenn Ihr so wollt. Es gab einige wenige Eulen, die das so gut beherrschten, dass sie diese Schicht von Magie über ihre Haut legen konnten.«
    »Sera Helis sagt, dass Asela seit damals erheblich an Macht gewonnen hat. Siebenhundert Jahre sind eine lange Zeit.« Ich sah sie neugierig an. »Asela indes zeigte sich beeindruckt von Eurem Talent, Maestra. Wie habt Ihr den Kampf gegen sie überstanden? Ihr habt doch auch gegen sie gefochten.«
    »Mit der Götter Glück und Hilfe«, seufzte sie, entspannte sich und ließ sich jetzt doch ganz und gar nicht damenhaft auf den Stuhl fallen. »Was schmunzelt Ihr?«, fragte sie.
    »Es ist nichts. Ich denke gerade, wie jung Ihr seid.«
    »Oh, puh!«, sagte sie und blies sich eine Strähne aus dem Gesicht. Puh? »Ich höre das dauernd und denke mir, es wird sich von allein geben.« Sie sah mich aus grünen Augen an. »Der Kommandant hat mir von Eurem kleinen Ausflug berichtet. Ich glaube, ich sollte mir das selbst einmal ansehen.«
    »Besser nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Asela meinte, dass Kolaron Eure Macht entdecken würde.«
    »Und Ihr glaubt ihr?«
    »Ihr wart nicht dabei, als sie vor Soltar trat. Er bestrafte sie nicht, sondern gab Ihr seine Gnade. Er ist nicht Boron, der vielleicht anders entschieden hätte, doch ich zweifele daran, dass er sich von einer Nekromantin hätte täuschen lassen oder ihr gar eine Gnade erwiesen hätte. Was auch immer sie ist, eine Nekromantin ist sie nicht. Nicht mehr jedenfalls.«
    »Genau das stört mich«, meinte Desina und schob ihr Haar aus dem Gesicht. »Es gab noch nie einen Hinweis darauf, dass man sich von dem Fluch befreien kann. Wenn man eine Seele stiehlt, ist man vor den Göttern verflucht und ganz und gar verloren.« Sie griff unter ihre Robe und legte mir ein Blatt Papyira auf den Tisch. »Hier. Ich hörte, Ihr wolltet dieses Bild.«
    Ich nahm es und sah es mir an. Es zeigte einen jungen Mann mit Locken, schmalem Gesicht und Augen, die zu weit auseinanderstanden. »Der Eulenschüler Erinstor. Ich habe sein Bild in den Archiven kopiert.«
    »Ihr seid eine gute Zeichnerin«, merkte ich an, doch sie schüttelte den Kopf so heftig, dass die roten Locken flogen.
    »Ein Trick, nicht mehr. Ich lege die Blätter übereinander und

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