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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Rellins Mappe. »Und das?«
    »Rellins Vorschläge dafür, wie man die Regeln brechen sollte. Es geht um den Vertrag von Askir. Die Bullen sind sehr gute Infanterie, doch ohne Unterstützung sind sie nicht gut genug. Sie können nur verteidigen, für einen schnellen Angriff sind sie ungeeignet.« Ich stand auf, ging ruhelos umher. »Was mir auffällt, wenn wir durch Askir gehen, ist, dass nichts hier zeigt, dass die Stadt um ihr Überleben kämpft. Die Leute scheinen nicht zu wissen, dass sie sich im Krieg befinden.« Ich wandte mich ihr zu. »Du hast die Anklage gesehen, die dieser Agent des Handelsrates bei sich trug. Er denkt, der Handelsrat regiert, und dieser wiederum meint, es ginge nur um Gold!«
    »Ich kann nichts dafür«, protestierte sie. »Also schau mich nicht so an.«
    »Ja«, gab ich zu. »Ein Sturm zieht auf, und die Leute tun, als wäre nichts. Ich habe es Rellin schon gesagt. Mit fünftausend Leuten würde ich das ganze Reich einnehmen können. Es steht auf brüchigen Füßen und kann keinem widerstehen.«
    »Vielleicht unterschätzt du sie«, sagte Serafine bedächtig. »Zumindest die Truppen in der Ostmark wissen, was es heißt, im Krieg zu stehen. Sie würden ihr Ziel verfehlen, wenn hier die Menschen in den großen Städten des Reichs vor Angst zitterten!«
    »Weißt du, dass sie dort ohne Gnade schlachten?«, regte ich mich auf. »Rellin erzählte es mir eben, sie geben einander keine Gnade und erschlagen sogar noch die Kinder! Es ist nicht richtig, so zu kämpfen und zudem eine Verschwendung … sie verbauen sich die Lösung des Problems!«
    »Ja«, sagte sie ruhig. »Ich weiß davon.«
    »Woher?«, fragte ich sie überrascht.
    »Ich war lange genug Soldat«, meinte sie mit einem Schulterzucken. »Wenn ich wissen will, was wo geschieht, gehe ich in eine Schenke, in der Soldaten trinken, höre zu und spiele Würfel oder Karten … Es braucht meist nicht lange, bis man unauffällig Fragen stellen kann. Soldaten schwätzen gerne und prahlen mit dem, was sie überlebt haben.«
    »Damit werden sie nicht prahlen«, meinte ich.
    »Damit nicht«, stimmte sie mir zu. »Darüber wird nur leise geredet. Kannst du dir einen Menschen denken, der ein Kind sieht und nicht weiß, dass man es schützen muss und nicht erschlagen darf? Weißt du, wie oft sich diese Männer in ihre eigenen Schwerter stürzen oder wahnsinnig werden? Oder gar desertieren? Ich hörte, dass vor knapp dreihundert Jahren, als der Befehl zum ersten Mal erging, sich eine ganze Lanze weigerte! Nicht einer der Soldaten war bereit dazu!«
    »Gut!«, sagte ich. »Wenn Befehle gegen die Ehre gehen oder gegen den Willen der Götter, dann ist jeder aufgerufen, für sich selbst zu entscheiden.«
    »Dafür wurde jeder Zehnte aus der Reihe gezogen, und seine Kameraden mussten ihn erschlagen.« Sie sah mich fast schon flehend an. »Havald, diese Soldaten stehen im Sold, es ist ihre Arbeit und ihr Leben. Sie müssen Befehle befolgen! Hast du noch nie einen Befehl befolgt, der dir zuwider war?«
    »Doch«, sagte ich bitter. »Ich habe es auch stets bereut! Ich verstehe nur nicht, dass diese Befehle gegeben wurden!«
    »Die Legionen in der Ostmark waren schon immer dem Marschall dort unterstellt. Einer von ihnen gab diesen Befehl«, teilte sie mir mit. »Seitdem gibt es kein Zurück mehr. Dennoch, obwohl es immer wieder geschieht, versucht man es zu vermeiden. Auch hat mittlerweile der Marshall seine eigenen Truppen, die diese Strafangriffe führen.«
    Sie stand auf und kam zu mir. »Können wir nicht über etwas anderes sprechen?«, bat sie. »Ich würde gerne wissen, ob es stimmt, dass du für fast zwei Kerzenlängen mit dem Kommandanten verschwunden bist, um dann in trauter Eintracht mit ihm auf dem Zitadellenplatz gesehen zu werden.«
    Sie hatte recht. Rellin auch. Alles konnte ich nicht ändern … zuerst nur das, was notwendig erschien, danach würde das Weitere schon folgen. Herauszufinden, was es mit den Barbaren und der Ostmark auf sich hatte, erschien mir aus irgendwelchen Gründen wichtig, doch nicht jetzt.
    »Asela hat uns dieses Tor gezeigt und gesagt, es würde ins Herz des Feindes führen. Wir gingen dorthin, der Kommandant und ich.« Ich suchte nach meiner Pfeife, stopfte sie und zündete sie an. Es half mir, mich zu beruhigen. »Wir fanden dort die Hauptstadt des Feindes vor, ein riesiges Ungetüm, das mehr einem Ameisenbau gleicht als einer Stadt der Menschen. Etwas ist dort am Werk, das seltsam und fremd ist.«
    »Fremd? Wie meinst

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