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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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teile ihnen mit, dass sie nur eines seien, dann trenne ich sie wieder und verstärke bei der Kopie den Eindruck, den das erste Blatt hinterließ. Eine Übung des ersten Zirkels, damit man leichter lernen kann. Es ist einfach.«
    »Für Euch.«
    »Ja«, sagte sie und seufzte. »Ich weiß genau, was Ihr meint. Ich hänge an einer Prüfung für den vierten Zirkel fest, und ich bin sicher, dass es eigentlich ganz einfach sein müsste! Wenn ich nur wüsste, wie es geht!«
    Sie war so lebhaft, dass mir kaum etwas anderes übrig blieb, als über sie zu schmunzeln.
    »Lacht Ihr nur«, sagte sie missgelaunt und warf trotzig ihr Haar zurück. »Mich jedenfalls treibt es fast in den Wahnsinn!«
    »Darf ich fragen, um was es sich bei dieser Prüfung handelt?«
    »Ich soll es in eine Schale regnen lassen. Aber woher nehme ich das Wasser?«
    Ich dachte an den Dschungel zurück, wo ich einem Drachen eine Blüte gegeben hatte. Dort war die Luft so schwül gewesen, dass es kaum einen Atemzug gedauert hatte, bis ich durchtränkt gewesen war. »Ist das Wasser in der Luft nicht genug?«, fragte ich sie.
    Sie blinzelte und sah mich erstaunt an. »Götter! Was bin ich dumm!«, rief sie ganz aufgeregt. »Ihr habt recht! Man muss es gar nicht erzeugen , es ist schon da!« Im nächsten Moment tat sie eine Geste – es drückte in den Ohren –, dann ergoss sich ein kleiner Sturzbach auf den Tisch. Hastig brachte ich das Bildnis in Sicherheit.
    »Ha!«, meinte sie, griff nach dem Krug und schüttete noch mehr Wasser auf den Tisch. Sie stellte den Krug wieder ab und wischte mit der Hand über die Pfütze. Wieder gab es diesen Druck, und das Wasser verschwand vom Tisch, als wäre es nie da gewesen.
    »Götter!«, rief sie aufgeregt. »Es ist in der Tat ganz einfach. Warum nur bin ich nicht darauf gekommen?«
    Sie sprang auf, umarmte mich, bevor ich etwas sagen konnte, und sprang zur Tür. Dort drehte sie sich um. »Ich muss zurück, ich will sehen, was ich jetzt herausfinden kann. Und was Asela anbelangt, ich will, nein, ich muss sie sehen, muss mich mit eigenen Augen überzeugen!«
    Sie riss die Tür auf. Dort stand Serafine, die Hand zum Klopfen erhoben, und schaute verblüfft drein.
    »Wisst Ihr, dass er klug ist?« Desina strahlte Serafine an, umarmte auch sie heftig und rannte davon, bevor Serafine so recht verstand, wie ihr geschah.

29. Stockfisch
     
    Serafine schaute Desina hinterher und kam dann herein.
    »Du siehst aus, als hätte sie dich verwirrt«, meinte sie.
    »Sie kam herein, machte mir Vorwürfe, dass ich Asela leben ließ, dann verursachte sie einen Regenguss, rannte hinaus und nennt mich auch noch klug.« Ich schüttelte den Kopf. »Kein Wunder, dass ich verwirrt aussehe.«
    »Gab sie dir auch diese Beulen?«, fragte sie erheitert.
    »Das war Rellin. Sie wurde wütend, als ich ihr unterstellte, dass sie wohl ihren eigenen Sohn sterben ließe, bevor sie irgendwelche dummen Regeln brechen würde.«
    »Oh«, meinte sie. »Ein Wunder, dass sie dich am Leben ließ«, schmunzelte sie.
    Ich musterte sie prüfend: Sie schien bei bester Laune und sah irgendwie verändert aus. Sie nahm sich den Stuhl, den die Eule eben erst benutzt hatte, und setzte sich mir gegenüber. »Und?«, fragte sie mit einem Lächeln.
    »Ein neues Kleid?«, wagte ich mich vor, und sie lachte. »Nein. Leandra hat mir die Haare neu gelegt, und wir haben einen Schwatz gehalten.«
    »Hat sie? Habt ihr?«, fragte ich erstaunt. Ich wusste gar nicht, dass Leandra so etwas konnte. »Die Haare sehen gut aus«, beeilte ich mich zu sagen. Serafine besaß eine dichte Mähne aus rabenschwarzem Haar, das im Licht glänzte und mich schon immer fasziniert hatte. Sie war beim Kampf im Wolfstempel nicht dabei gewesen und hatte somit ihr Haar auch nicht verloren. Es war erst wenige Wochen her, sowohl bei Zokora als auch bei Leandra kamen die Haare erst langsam wieder zurück. Zokora schien es nicht zu stören, doch Leandra missfiel es sehr.
    »Was sollst du auch anderes sagen?«, meinte Serafine und lachte. Sie sah die Zeichnung auf dem Tisch. »Wer ist der Mann?«
    »Der Eulenschüler Erinstor.«
    »Warum willst du wissen, wie er aussah? Er ist gewiss seit Langem tot.«
    »Woher will man das noch wissen? Wenn es einen gibt, der eine Möglichkeit fand, lange zu leben, kann es auch noch andere geben.«
    »Gut«, sagte sie. »Das ist ein Grund.« Sie studierte die Zeichnung. »Die Augen stehen weit auseinander, er sollte leicht zu erkennen sein.« Sie tippte mit dem Finger auf

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