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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sich die Mappen und Unterlagen, eine schwere stählerne Kassette stand mit geöffnetem Deckel neben ihm auf dem Boden, alleine schon das kunstvolle Schloss nahm einen großen Teil der Kassette ein; den Schlüssel dazu besaß ich nicht, wenn ich fertig war, so wünschte es Orikes, sollte ich die Unterlagen wieder sorgsam in die Kassette packen und den Deckel mit Druck verschließen, er schnappte daraufhin ein.
    Schon die erste Akte bot faszinierenden Lesestoff, aber im Moment hörte ich Serafine und Stofisk zu.
    »Etwas ändern?«, meinte Stofisk. »Das auf jeden Fall. Es ist ja die Kunst, aus einer Niederlage einen Gewinn zu ziehen.« Er sah zu mir hin und dann schnell wieder weg, als er meinen Blick auf sich ruhen sah. »Es ist eine Schande, dass Graf Jasen ermordet wurde. Er ist eigentlich ein Ehrenmann gewesen. Immerhin, er bestätigte, dass der General nicht ohne Grund gehandelt hat, und auch in Askir dürfen Männer noch die Ehre von Frauen verteidigen. Jetzt habe ich es eingerichtet, dass man sich erzählt, der General hätte bei dem Fenstersturz gegenüber dem Graf Gnade walten lassen. Er hätte das Recht auf ein Duell gehabt, aber da der General ein tödlicher Kämpfer ist, wäre dies einem Mord gleichgekommen. So kann man sich jetzt die Frage stellen, warum der Lanzengeneral den Graf ermorden sollte, wo es doch eine erlaubte Möglichkeit gab, Graf Jasen zu Soltars Tor zu befördern. Bei Baron Wirten ist es anders. Als er zu Soltar ging, atmeten einige Mütter auf, der Mann war ein Schürzenjäger ohne jede Moral, doch ob seiner Verbindungen zu den Erzminen in Rangor dennoch angesehen … man verdiente Gold mit ihm und sperrte die Töchter weg. Graf Altins konnte den Mann nicht leiden, aber er war wichtig. Dass der General ihn niederschlug, brachte ihm mehr Applaus als Schelte. Vor allem von den Müttern. Ohne die Morde wäre bereits heute Morgen wieder alles ins Lot gebracht.«
    »Auch das Gewitter der Königin?«, fragte Serafine erstaunt.
    »Besonders das«, strahlte Stofisk. »Man hat Eure Königin belächelt. Sie beging einen deutlichen Fehler bei ihrem Eintritt in die Politik: Sie schien die Bittstellerin und unerfahren. Dass sie klug ist, bemerkten nur wenige, denn ihr fehlte es noch an Wissen um die Zusammenhänge im Reich. So sah man nur ihre Schönheit und Verletzlichkeit, das zieht Raubtiere an. Gut, dass bei den Aldanen mittlerweile der Baronet von Freise die Entscheidungen trifft.«
    »Warum er und nicht der Graf?«, stellte Serafine die Frage, die auch mir gekommen wäre.
    »Graf Altin war, sagen wir, etwas stur und altmodisch. Wenig beweglich … Ihm fehlte es an einer gewissen Eleganz des Denkens. Baron von Freise ist da ganz anders. Mit ihm ließ es sich gut reden. Ich sage Euch, er hat noch eine große Zukunft … wenn er wieder genesen wird.«
    »Und was habt Ihr mit ihm besprochen?«
    »Was auf dem Ball geschehen ist, natürlich«, entgegnete der junge Leutnant voller Eifer. »Der Ball wurde ja noch vor Sonnenaufgang beendet. Das erlaubte mir, den Eingang der Botschaft im weiten Umfeld zu zerstören.«
    »Zu zerstören?«, fragte ich ungläubig.
    »Ja. Natürlich«, nichte Stofisk eifrig. »Wir sind in Askir, hier ist Magie nicht nur Angst einflößend, sondern auch bewundernswert! Jetzt, zu dieser Kerze, wo die wichtigsten Personen am Frühstückstisch sitzen, wird der Tratsch die Runde machen, der das Geschehene am meisten aufbläht: Dass ein Orkan die Front der Botschaft heimsuchte, Blitze tausendfach in den Hof einschlugen, begleitet von einem Donner, der die Welt erschütterte.« Er rieb sich tatsächlich vor Begeisterung die Hände. »Ihr solltet den Hof der Botschaft sehen … er ist vollständig verwüstet!«
    »Ist das nicht unglaubwürdig?«, fragte Serafine, während ich nur fassungslos den Kopf schüttelte.
    Stofisk schüttelte den Kopf. »Aber nein! Jetzt, da es hell ist, kann ja jeder sich die Spuren der Nacht betrachten, man wird einfach sagen, dass bei Dunkelheit die Spuren nicht so deutlich zu sehen waren, und erst das Licht des Tages sie zum Vorschein brachte! Ist das nicht wunderbar?«
    »Ist es das?«, fragte ich skeptisch. »Wie das?«
    »Wer außer einer Königin und einer Maestra soll einem Nekromantenkaiser gegenübertreten? Was außer magischer Macht kann den dunklen Kräften widerstehen? Ist es nicht der Traum eines jeden, den Göttern gleich über die Blitze zu gebieten? Was ist das für eine Königin, die nur eine Geste braucht, um jemanden niederzustrecken, der

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