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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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vorzufinden, und sie sah verschlafen aus; offenbar hatten wir sie geweckt. Jetzt standen wir vor ihrer offenen Tür, unter einem Vordach, das uns vor dem Regen schützte, und tranken im Stehen Tee, den Santer herausgebracht hatte. Einen Moment fragte ich mich, warum sie uns nicht hereinbat, denn im Turm sah es recht gemütlich aus. Aber dann erinnerte ich mich daran, dass nur Eulen dieses Gebäude betreten durften.
    »Ja«, antwortete Serafine erheitert. »Es geht um Geschäfte. Sein Vater betreibt ein Bankhaus in der Stadt, und Baron Wirten lieh sich Geld von ihm. Offenbar empfand Corten den Baron als hohes Risiko und ließ ihn bespitzeln. Der Spion sah, wie Wirten nach Hause kam, und bald darauf, wie ein Mann das Haus verließ. Er fiel dem Spion auf, weil er sich unter einer Robe mit Kapuze verbarg, obwohl es nicht kalt war oder regnete.«
    »Und?«, fragte Desina verständnislos. Mir war es auch nicht anders ergangen.
    »Die Mutter unseres Leutnants wiederum betreibt ein Handelshaus, und beide, Wirten und Jasen, unterhielten mit ihr Geschäfte. Sie ließ sie ebenfalls bespitzeln«, erklärte Serafine. »Beide diesmal. Bei Wirten sah der Spitzel noch, wie der Mann sich verstohlen um eine Ecke schlich. Das war seltsam genug, um in dem Bericht Niederschrift zu finden. Bei Graf Jasen sah ein anderer Spitzel, wie der Mann in der Robe das Haus des Grafen betrat, als würden ihn die Gardisten am Tor gar nicht bemerken. Wie der Mann herauskam, bekam er nicht mit, er hörte nur den Donner und dann die Schreie der Bewohner.«
    »Ein Mann in einer Robe also«, sagte Desina. »Davon gibt es Tausende.«
    Der Wind trieb einen Regenschauer in unsere Richtung und ließ das dünne Kleid der Eule wehen. Im Hintergrund hörten wir, wie die Tempelglocken zur dritten Glocke schlugen. Bevor ich ihr antwortete, zog ich meinen Umhang enger, denn es war doch ein wenig kühl.
    »Aber nicht die roten Stiefel mit dem gelben Aufsatz und den silbernen Blütenstickereien. Es gibt nur einen Schuhmacher in der Stadt, der solche Stiefel anfertigt«, sagte ich und seufzte, während ich unwillkürlich auf Serafines Stiefel herabsah. »Es scheint, dass Meister Breckert drei Kunden für diese Stiefel hatte. Einen Graf Wittmar, der Mann ist nahezu hundert Jahre alt und geht an Stöcken. Die andere ist eine junge Frau, eine gefragte Kurtisane.«
    »Asela?«, fragte die Eule. »War sie es also doch?«
    »Nein. Sie nicht«, seufzte ich. »Eine andere. Diese Sera ging zur fraglichen Zeit ihrer Arbeit nach und verwöhnte einen Höfling aus Sertina.«
    »Wer ist der Dritte?«
    »Ein Händler aus Rangor«, erklärte Serafine. »Er war auch auf dem Ball. Ein Mann namens Helgs, der vor einigen Jahren mit gewagten Spekulationen Aufsehen erregte und so Zutritt zur feinen Gesellschaft fand.«
    »Allerdings hat sich Baron Corten, der Vater unseres Leutnants, schon immer gewundert, wie dieser Helgs das vollbracht hat. Cortens Berechnungen nach hätte er Verluste machen müssen und nicht Gewinne. Dann erinnerte er sich, dass Helgs ihm eine Zahlung in Gold geleistet hatte, und ging in seinen Schatzkeller, um zu sehen, ob er das Gold noch besaß. So war es auch. Das Metall ist etwas unreiner als das des Kaisers und besitzt einen rötlichen Schimmer. So wie dieses Gold hier.« Ich hielt ein Geldstück hoch, das wir auf dem Schiff in der Schmugglerbucht gefunden hatten. Es trug das Wappen Thalaks und glänzte rötlich im trüben Licht.
    Santer lachte. »Ich mag es kaum glauben, aber die Beweiskette scheint mir stimmig.« Er schüttelte den Kopf. »Wie hat dieser Leutnant das vollbracht?«
    »Er traf sich mit seiner Mutter zum Frühstück«, sagte ich grimmig. »Die bat dann den Vater dazu, und eins ergab das andere.«
    Die beiden Eulen wechselten einen Blick.
     
    »Ich fühle mich etwas nutzlos«, meinte Santer.
    »Fragt mich mal«, knurrte ich.
    »Also seid Ihr hergekommen, damit wir diesen Nekromanten stellen«, meinte Desina und lächelte erfreut.
    »Das auch.«
    »Aha«, sagte sie und sah mich prüfend an. »Was noch?«
    »Wir müssen ihn lebend bekommen. Dazu braucht es eine Art magische Fessel. Ich wollte fragen, ob Ihr wisst, ob es so etwas gibt und wo man es finden kann.«
    »Ihr wollt ihn befragen«, stellte Santer fest und nickte zufrieden. »Es wird auch Zeit, dass wir diesen Verfluchten einmal die Zunge lockern, vielleicht führt er uns zu anderen seines Schlags.«
    »Ja, das auch. Danach aber muss er noch leben.«
    »Warum?«
    Ich seufzte. »Damit meine

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