Der Kronrat (German Edition)
es wagte, ihr den Respekt vorzuenthalten, den sie verdient? Und wer könnte mutiger sein als der General, der sich in das Blitzgewitter warf, um Ihre Majestät davon abzubringen, den beiden Schurken ihre gerechte Strafe zukommen zu lassen?«
Serafine fing an zu kichern, und ich schüttelte nur den Kopf.
»Mit etwas Geschick«, fuhr der Leutnant breit grinsend fort, »baut man so auch das Fundament für den nächsten Zweifel: Hätte die Königin die beiden auf der Stelle mit dem Blitz erschlagen, hätte man ihr keinen Vorwurf machen können, sondern ihr noch Beifall zollen müssen. Echte Königinnen dürfen das … Solche Taten muss man als Zeichen rechtschaffenen Zorns sehen, der nur denen zusteht, die rechtschaffen zornig sind! Wieder kommt die Frage auf: Wenn sie es denn hätte tun dürfen und dann doch nicht tat, warum sollte sie es später tun? Oder, wenn Ihr Euch in die Blitze wagtet, um sie abzuhalten, warum solltet Ihr dann später noch nach Rache sinnen? Diese selbstlose aufopfernde Tat, Ser General, ist übrigens ein Beweis für Eure Tapferkeit, Ehre und selbstlosen Mut.«
Zudem auch dafür, dass Blitze schmerzhaft waren!
»Äh, ja«, meinte ich. »Werden diese Gerüchte schon verbreitet?«
»Noch nicht«, sagte Stofisk, und sein Grinsen verfiel. »Das wird ein hartes Stück Arbeit. Zum einen müssen sich die Gäste des Balls in ihrer Erinnerung einig werden … das allein ist schwer … aber auch hier kann man einiges bewirken. Wusstet Ihr, dass Ihr den Graf mit einer Hand durch die geschlossenen Türen des Balkons befördert habt? Der Graf wog bestimmt fünf Steine, es beweist, hättet ihr ihn töten wollen, wäre es geschehen, bei solch heldenhafter Stärke gibt es keine Zweifel.«
So schwer war mir der Graf nicht vorgekommen.
»Ich sprach heute Morgen schon mit dem Großmeister der Bardeninnung. Ihnen unterstehen auch die Tafel- und Wandersinger, genau auch wie die Spielleute auf den Märkten. Ich versprach ihm einen gewissen Anreiz dafür, dass die Tafelsänger die richtige Geschichte verbreiten … Es wird blutige Knöchel geben, aber das ist der Preis der Dinge.« Er sah mich an. »Kommen wir zum nächsten Punkt … die Anklage, die man beim Handelsrat nun gegen Euch vorbereitet … Ihr und Eure Königin habt den Vulkanausbruch hervorgerufen, der Janas und Umland und selbst Aldar verwüstete.«
»Haben wir nicht!«, begehrte ich auf.
»Wir wissen das«, meinte Stofisk beruhigend. »Aber sonst weiß niemand so genau, was Ihr dort getan habt! Ich brauche etwas, das dem Gerücht entgegensteht, eine Heldentat, etwas, das außergewöhnlich ist … Ihr habt nicht zufällig etwas dort getan, das besser klingt, als ganze Länder mit Flut und Beben zu zerstören?«
Serafine fing an zu kichern; je mehr sie es zu unterdrücken suchte, desto mehr verlor sie an Beherrschung, dann brachen die Reihen, und sie lachte glockenhell auf.
»So lustig ist es nicht«, grollte ich und warf unserem Leutnant, der Serafine fasziniert betrachtete, einen warnenden Blick zu.
Sie schüttelte den Kopf und rang nach Atem.
»Nein, lustig ist es nicht«, stimmte sie mir zu und kämpfte wieder um Luft. »Es hört sich nur so absurd an.« Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und zwang sich zur Ruhe. »Reicht es, wenn die Königin den Kommandeur der feindlichen Streitkräfte, einen Nekromanten und Kriegsfürst des Feindes, der eben gerade beschlossen hatte, Aldane zu verwüsten, mit einem Blitz erschlagen hat?«
»Das ist eine gute Idee«, nickte Stofisk begeistert. »Der Kriegsfürst ist mit dem Vulkan vergangen, er wird nichts anderes sagen können!«
»Stofisk«, sagte ich ruhig.
»Ay, Ser?«
»Es ist keine Idee. Es ist die Wahrheit.«
»Oh. Einen Nekromanten? Kriegsfürst? Mit einem Blitz?«
»Ja«, sagte ich. »Mit einem Blitz. Nur um dies auch klarzustellen … hätte die Königin es tatsächlich so gewollt, würde von der Botschaft nichts mehr stehen.« Zur Not hätte ich mit Seelenreißer nachgeholfen, er fand tragende Balken leichter als geschmiedeten Stahl.
»Wahrhaftig? Das ist ja großartig! Meint Ihr, dass man es einrichten kann, dass sie es demonstriert?«
»Stofisk.«
»Ja?« Er sah mich aufmerksam an.
»Nein.«
Seine Freude schwand ein wenig. »Vielleicht auch nur ein kleiner Blitz?«
»Nein.«
Der Leutnant seufzte. »Das ist schade. Aber gut. Zurück zu diesem Kriegsfürsten. Als sie ihn erschlug, gab es dafür Zeugen? Jemand, der wichtig ist? Weiß man vielleicht auch den Namen des
Weitere Kostenlose Bücher