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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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mehr. Sie weinte in meinen Armen und trommelte mit beiden Fäusten gegen meine Brust. In irgendeinem Winkel meines Verstands dachte ich, dass es wohl doch gut war, zwei Paradeuniformen zu besitzen.
    Irgendwann war es vorbei, Leandra zog schniefend die Nase hoch und sah zu mir auf.
    »Ich liebe dich«, sagte sie einfach. »Doch jetzt lass mich los.«
    Ich trat vorsichtig zurück, schlug mir einen Funken an meinem Ärmel aus. Sie stand kerzengerade da und sah in den Eingang der Botschaft zurück.
    Von einem auf den anderen Moment hüllte ein wahres Blitzgewitter Leandra ein und ließ ihre Kleider und die Perücke wehen, während sich über ihrem Kopf Blätter in einem Wind drehten, der schneller und schneller wurde und dunkler dabei, während neben uns ein Blitz einschlug, der uns fast zu Boden warf.
    Auf dem Absatz drehte Leandra sich herum, und als sie den Fuß auf die Treppe der Botschaft setzte, brach der Stein unter dem Einschlag von tausend kleinen Blitze.
    »Havald!«, schrie Serafine über den Wind mir zu. »Halte sie zurück, sonst …« Was sonst, hörte ich nicht mehr. Ich hatte schon vieles gewagt, und oft genug auch Angst gehabt, aber mich in diesen Gewittersturm zu werfen, der nur noch entfernt meiner Königin glich, verlangte mehr.
    Ich rannte in sie hinein und warf sie um, hielt sie, während die Blitze zuckten.
    »Leandra!«, schrie ich über den Sturm, der durch den Eingang fegte. »Höre auf! Sonst bringst du uns noch um!«
    Ein gleißender Donnerschlag fegte durch mich hindurch und ließ einen der Flügel der Eingangstür zerbersten, dann war es vorbei.
    Die Gardisten der Aldaner waren geflohen, was für ihre Klugheit sprach. Varosch stützte mich und schlug kleine Brände auf meiner Jacke aus, während Zokora und Serafine Leandra aufhalfen, die still weinte.
    Ihre Eskorte und die unsere eilten herbei und hielten die Gaffer zurück, die aus der Botschaft stürmten, während unser Major kurzerhand die nächste Kutsche stahl und sie heranfuhr. Wir stiegen alle ein, der Major gab den Kutschpferden die Zügel, und wir rollten wie die wilde Jagd davon, die Eskorte hinterher.
    »Es tut mir leid«, sagte Leandra reumütig, während sie sich mit dem Ärmel ihres Kleids die Augen wischte, und Zokora ihre dünnen Schuhe auszog und aus dem Fenster warf, um sich dann bequem in Varoschs Armen zurückzulegen.
    »Es wird schon wieder werden«, sagte ich und mühte mich, mein Gesicht nicht allzu deutlich zu verziehen, als mein Rücken das Polster der Kutsche berührte, es fühlte sich noch immer an, als würde er brennen.
    »Das meinte ich nicht«, sagte Leandra leise, während Serafine mir vorsichtig den linken Ärmel aufschnitt. »Obwohl mir auch das leidtut«, fügte sie hinzu, als ich durch die Zähne zischte, während Serafine die Spur des Blitzes offenlegte.
    »Ich habe etwas von der Salbe übrig, die ich das letzte Mal gemischt habe«, sagte Zokora. »Ich gebe sie dir nachher.«
    »Danke«, sagte ich, doch mein Augenmerk war auf Leandra gerichtet, die noch immer weinte.
    »Ich wollte es nicht einsehen, Havald«, gestand sie. »Aber du hast recht gehabt, und ich bin es leid, dass man mir mit falschen Worten schöntut und auf den Busen glotzt!« Sie griff nach oben und riss sich die Perücke ab, warf sie mit einer Geste des Abscheus Zokoras Schuhen hinterher. »Niemand nimmt mich ernst … und ich schloss die Augen davor! Götter!«, fluchte meine Königin, während im Dunkel der Kutsche gut sichtbar feine Funken über sie liefen, aber auch gleich wieder verblassten. »Hätte ich Steinherz dabeigehabt und das gewusst, ich hätte ihn selbst erschlagen«, grollte sie. »Nur passt Steinherz nicht zu meinem Kleid!«
    »Es ist ein schönes Kleid«, versuchte ich sie aufzumuntern … »Nur, dass es zu viel von dir zeigt.«
    »Ach, Havald!« Leandra lachte, obwohl noch immer Tränen über ihre Wangen Spuren zogen, schüttelte dann den Kopf. »Danke für das Lob und auch den Tadel, Havald«, seufzte sie und schnäuzte sich erneut die Nase. »Du bist wahrlich unvergleichlich!«
    »Vergiss es nicht ständig«, mahnte Serafine leise. »Es ist das zweite Mal, dass du ihn mit einem Blitz bedienst!«
    »Als ob ich das nicht wüsste!«, knurrte Leandra. »Aber wenn ich wütend bin … ich bekomme nur freundliche Worte und Verbeugungen, Andeutungen und Komplimente. Meist über meine Schönheit … Götter!«, fluchte sie. »Ich bin es leid!« Sie lehnte sich gegen die Polster und schloss müde die Augen. »All die

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