Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
Vom Netzwerk:
zwei Leichenfunden gerufen«, sagte Santer ernst. »Wir kehren gerade von dem zweiten zurück. Beide weisen die gleichen Merkmale auf. Sie sind fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, und ihre Köpfe wurden von einer ungewöhnlich scharfen Klinge mit einem Schlag abgetrennt. Trotz allem konnten wir feststellen, wer sie waren. Es sind Baron Wirten und Graf Jasen.«
    Ich ahnte, wer der zweite Mann war. »Der Botschafter von Ibsiss?«
    »Ja«, sagte die Eule. »Sie wurden beide in ihren Häusern erschlagen, gerade als sie sich anschickten, ins Bett zu gehen. Die Frauen und die Dienerschaft wachten von einem Donner auf. Ich muss Euch das fragen: Habt Ihr damit irgendetwas zu tun?«
    »Nein«, sagte ich gefasst. »Natürlich nicht.«
    »Ihr könnt Euch denken, wie das aussieht«, meinte Desina grimmig. »Man zeigt mit dem Finger direkt auf Euch und auf Eure Königin. Sie hat insoweit Glück, dass auch sie es vorzog, in der Zitadelle zu nächtigen, und wir bestätigen können, dass sie diese nicht verlassen hat. Aber sie ist eine Maestra, und man wird ihr unterstellen, dass sie Magie verwendet hat, um diese Tat zu begehen.«
    »Was geschieht jetzt?«, fragte ich.
    »Es ist bereits geschehen. Zwei Vertreter des Handelsrats haben im Namen des Kaisers Anklage gegen Euch und Eure Königin erhoben. Dafür wurde sogar Hochinquisitor Pertok geweckt. Wir trafen ihn bei dem zweiten Opfer. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass jemand den Schutz um die Zitadelle durchbrochen hat, auf magische oder andere Weise. Also wird der Hochinquisitor die Anklage ablehnen, doch der Schaden ist bereits angerichtet.«
    »Aber wenn wir beweisen können …«, begann ich, doch Santer schüttelte den Kopf.
    »Es wird keine Verhandlung geben«, sagte er. »Desina spricht davon, was die Leute denken werden. Ihr seid ein General und der Liebhaber Eurer Königin.« Er hob rasch die Hand. »Wartet, ich berichte nur, was die Leute denken, und behaupte nicht, dass es so ist.«
    »Es ist schon gut«, meinte ich müde. »Ich werde heute niemanden mehr aus einem Fenster werfen. Sprecht weiter.«
    »Es ist schon alles gesagt«, meinte Santer. »Das Gerücht wird lauten, dass der Kommandant Euch und Eure Königin deckt und sogar lügt, um Euch zu schützen. Das Einzige, das etwas hilft, ist, dass Graf Jasen noch auf dem Ball äußerte, er wolle sich bei Eurer Königin entschuldigen. Er schien ernsthaft betreten. Es heißt jetzt aber, Ihr hättet das nicht rechtzeitig erfahren.«
    »Jetzt weiß ich es«, sagte ich leise. »Ich bereue nicht, dass ich ihn über den Balkon befördert habe, aber dass er starb, das tut mir leid. Vielleicht … vielleicht könnten die Königin und ich zum Tempel Borons gehen und die Probe ablegen?«
    »Wollt Ihr Euch und Eure Königin öffentlich demütigen?«, fragte Santer ruhig. »Ihr wisst doch, wie solche Wahrheitsproben sind. Es kommt immer mehr zutage, als man möchte.«
    Ich nickte betreten, denn damit hatte er unbestritten recht.
    »Nun«, sagte Desina und wandte sich zur Tür. »Wir dachten, Ihr solltet es wissen. Was immer Ihr an gutem Willen vorgefunden habt, ist jetzt vertan. Wir hier – das heißt, der Kommandant, Santer und ich, einige andere und auch Orikes – wissen, wer Ihr seid und was Ihr bereits getan habt, um dem Feind zu schaden. Aber jetzt … jetzt wird es schwer.« Sie öffnete die Tür und sah zurück zu mir. »Es tut uns leid.«

31. Handelspolitik
     
    »Es ist eine Herausforderung«, meinte Leutnant Stofisk, doch er schien sie nicht zu fürchten, vielmehr lag in seinen Augen ein gewisser Glanz.
    »Meint Ihr wirklich, Ihr könntet noch etwas ändern?«, fragte Serafine skeptisch. Mittlerweile gab es dort an der Tür zwei Schreibtische, die sich gegenüberstanden, von meinem Platz aus, sechs Schritte weiter, hatte ich beide im Überblick. Zwischen uns stand ein weiterer großer Tisch. Auf diesem hatte ich eine Karte der Kaiserstadt mit Belegnägeln festgemacht, darauf ausgebreitet und mit Gewichten beschwert, die Karte von Aldar, der Kronstadt der Aldanen. Noch ergaben die Linien nicht viel Sinn für mich, doch das hatte ich fest vor zu ändern.
    Auch an den Wänden hatte sich einiges getan. An der Wand zwischen den Fenstern hingen die Karten der sieben Reiche, ihnen gegenüber eine größere der Ostmark und noch größere Karten von Letasan und Illian, so gefaltet, dass man den Bereich von der Donnerfeste bis hin zur Kronstadt und etwas darüber hinaus gut sehen konnte.
    Auf meinem Schreibtisch stapelten

Weitere Kostenlose Bücher