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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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habe, die ich Freunde nannte. Oder die ich liebte.«
    »Ihr wart nicht Ihr selbst. Wollt Ihr nicht die Waagschale heben? Nicht dem, was Ihr an Schlechtem getan habt, Gutes entgegensetzen?«
    »Gutes?«, fragte sie und nahm einen Bauer. »Was ist gut an einem Krieg? Wisst Ihr, dass ich Euch beobachtet habe? Ihr seid noch mehr ein Getriebener als ich.«
    »Was ist mit der Rache, die Ihr Euch wünscht?«
    Sie schlug meinen Priester, bedrohte eine Festung und öffnete die Flanke für die Reiterei.
    »Rache ist ein Wahn. Sie muss einer sein, weil man sie braucht, um das Unmögliche zu versuchen. Es gelingt nur mit Besessenheit. Aber sie bringt niemanden zurück und schmeckt wie Asche.« Sie schaute vom Spielbrett auf. »Ich fürchte, ich bin nicht mehr dem Wahn verfallen, Lanzengeneral. Soltar zeigte mir eine Gnade, deren Größe ich erst langsam verstehe. Dafür seid jetzt Ihr besessen.«
    Da ging meine linke Festung, die Flanke war nun aufgerissen, die Königin bedroht.
    »Ist es Besessenheit, wenn man weiß, was nötig ist, um zu gewinnen?«
    »Ihr glaubt, Ihr könnt gewinnen? Das ist nicht Besessenheit, das ist Wahn!«
    »Und doch ist es so. Ich weiß, wie wir gewinnen können«, teilte ich ihr mit. »Es ist wie mit diesem Spiel. Es kommt darauf an, welche Figuren auf dem Feld bestehen, und wie man sie nutzt. Die meisten verlieren, weil sie denken, dass eine Figur mehr Wert besitzt als eine andere, doch wenn man gewinnen will, gilt das nicht. Das Spiel gewinnt nicht der, der die meisten Figuren übrig hat, sondern der, der den feindlichen König fällt.«
    Sie schaute auf das Brett, das jetzt schon reichlich schwarze Steine eingebüßt hatte.
    »Und Ihr denkt wirklich, Ihr könnt gewinnen?«
    »Ja.«
    Sie musterte das Spielfeld. »Ihr sagt, Ihr versteht Euch nicht auf Strategie. Was ist mit diesem Spiel?«
    »Es ist ein Spiel.«
    »Ich sage Euch etwas, Lanzengeneral. Wenn Ihr diese Schlacht gewinnt, will ich mir anhören, was Ihr von mir wollt.«
    »Nein.« Ich sah ihr in die Augen. »Nehmt von meinen verbliebenen Steinen einen vom Feld. Wenn ich dann gewinne, fordere ich einen Dienst von Euch. Oder nehmt zwei von meinen Steinen … Wenn Ihr dann verliert, erneuert Euren Eid den Eulen gegenüber und schließt Euch dem Kaiser wieder an.«
    »Nichts würde ich lieber tun. Doch der Kaiser ist tot. Ich habe ihn sterben sehen.«
    »Er ist nicht tot, und Ihr habt ihn nicht sterben sehen. Ihr habt nur gesehen, dass er nicht mehr anwesend war.«
    Sie schaute mich an, dann auf das Brett, nahm meine letzte Festung und den zweiten Priester und stellte sie beiseite. »Ich lasse Euch die Königin, weil Ihr sie ohnehin verlieren werdet.«
    Sie nahm sie mit dem dritten Zug.
    Ich lehnte mich zurück. »Desina braucht Eure Hilfe mehr als jeder andere. Nun, da Ihr Euren Eid erneuern werdet, sagt Ihr mir, was Ihr an ihr fürchtet?«
    »Wollt Ihr nicht ziehen?«, fragte sie.
    »Es ist nicht nötig.«
    Schweigend sah sie auf das Feld, studierte es sehr lange, dann weiteten sich ihre Augen.
    »Wo habt Ihr das Spiel gelernt?«, fragte sie dann leise, den Blick immer noch auf das Brett gerichtet.
    »Im Soltartempel zu Kelar.«
    »Ihr hattet einen guten Lehrer.«
    »Wisst Ihr, Maestra«, sagte ich. »Es war etwas Seltsames an diesem Priester. Obwohl er längst bei Soltar weilen sollte, habe ich das Gefühl, dass ich ihn noch öfter getroffen habe. Zum anderen … Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt jemals sein Gesicht gesehen habe.«
    »Das ist seltsam, in der Tat«, sagte sie, tat eine Geste, und das Spielbrett verschwand.
    »Sagt, was Ihr von mir wollt.«
    »Was ist mit Euch und der Prima?«
    »Sie ist Balthasars Tochter. Er hat die Tochter des Gildenmeisters verführt. Sie liebte ihn, und er missbrauchte sie für die Zwecke Kolarons. Als er ging, wusste ich, dass sie nicht überleben würde, und auch, dass die Tochter sterben sollte. Doch ich tat nichts dagegen.« Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, ein blaues Licht schimmerte auf und verschwand dann wieder. »Ich schäme mich vor Ihr.«
    »Habt Ihr nicht genug an Eurer eigenen Schuld zu tragen?«, fragte ich sie. »Was belastet Ihr Euch mit einem Gewicht, das auf Balthasars Seele ruht?«
    »Das ist das Problem. Nur der Tod befreit von Kolarons Macht.«
    »Ich verstehe nicht. Ihr sitzt vor mir und lebt. Ihr seid auch kein Geist, ich fühle Eure Wärme und Euren Atem.«
    »Ihr habt Balthasar getötet, doch sein Eid band seinen Geist hier. Bevor er ging, musste er das in Ordnung

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