Der Kronrat (German Edition)
wieder holen; verlieren wir den Prinzen, verlieren wir Aldane.«
Das war deutlich genug.
»Wie weit ist es nach Aldar?«
»Etwas über dreihundert Meilen über Land. Fast das Dreifache die Küste entlang. Wenn man ein guter Reiter ist und die Pferde nicht schont, ist der Landweg der schnellere, aber die Eule sagt, sie hätte drei Tore nach Aldar oder in die Nähe gefunden.«
»Stabsobrist, welche Legion ist am besten für einen Einsatz geeignet?«
»Wenn Ihr die Wahrheit wissen wollt: keine. Die Dritte wäre frei, doch drei ihrer Lanzen sind an anderen Orten stationiert, hier in Askir sind es auch nicht mehr als siebenhundert Mann.« Er seufzte. »Selbst mit einem schnellen Marsch kann die Dritte Aldar nicht rechtzeitig erreichen. Selbst wenn, stünde sie dann einer Übermacht gegenüber.«
»Es war ein Fehler, die Legionen auf tausend Mann zu beschränken«, flüsterte ich. Götter, dachte ich verbittert, wie gelingt es diesem Nekromanten nur, uns beständig auf dem falschen Fuß zu finden!
»In Friedenszeiten nicht«, widersprach Orikes. »Die Legionen sind zur Verteidigung von Askir gedacht, nicht für einen Angriffskrieg, und mit den Mauern, die wir haben, reichen sie auch dafür aus.«
Ich sollte mir diese hochgelobten Mauern vielleicht selbst einmal ansehen, dachte ich und überlegte fieberhaft.
»Die Friedenszeiten sind vorbei«, knurrte ich.
»Ja«, nickte Orikes. »Wir rekrutieren auch bereits.« Er hob hilflos die Schultern und ließ sie wieder fallen. »Es braucht Zeit, um einen Legionär auszubilden; damit, einem Bauern sein Soldgold in die Hand zu pressen, ist es nicht getan.«
Wohl wahr.
»Was immer in Aldar geschieht, kann kein gutes Ende finden«, stellte ich das Offensichtliche fest. »Welche Truppen haben wir dort stehen?«
»Die Zweite Lanze der Dritten unter Schwertmajor Blix und die Achte Lanze der Fünften unter Lanzenleutnant Paltus. Wendis ist zur Sicherung der Basis eingeteilt, zuzüglich zwei Lanzen Seeschlangen und die Besatzungen der Schiffe, die im Hafen lagen, als die Flut Aldar ereilte. Vielleicht noch einmal dreihundert Mann.«
»Schiffe?«
»Nur eines, das die Flutwelle einigermaßen überstanden hat, die Meteus, aber die Hafenausfahrt ist von einem Wrack versperrt. Man arbeitet fieberhaft daran, sie freizubekommen.«
»Was ist mit der Flotte, die man vor Janas gesichtet hat?«
»Sie könnte bereits jetzt in der Nähe von Aldar sein und wird zu einem Problem werden, wenn man die Flucht übers Meer versucht.«
Es war jetzt kurz vor der sechsten Glocke.
»Gebt mir Zeit zur Planung und meldet dem Kommandanten, dass wir nach Aldar gehen. Noch in dieser Nacht, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wann.«
Zurück in meinem Amtsraum, wandten Serafine und ich uns den Karten zu. »Wenn der Feind den kürzesten Weg nimmt, kann man den Karten entnehmen, welcher das wäre?«
»Dafür sind sie gemacht«, sagte Serafine und fuhr mit dem Finger eine Linie entlang. »Hier. Da steht es. Der Eisenpass. Über ihn erreichen die in Rangor geförderten Eisenschweine Aldar, von wo sie in alle Welt und auch nach Askir verschifft werden. Es sind schwere Karren, die hier den Pass bezwingen, also wird er für die feindliche Legion kein Hindernis darstellen.«
»Eine Festung dort wäre nett«, merkte ich an, doch sie schüttelte den Kopf.
»Die kann ich dir nicht geben, Havald, aber hier sind zwei Wehrstationen eingezeichnet. Schau, sie beherrschen die Schlucht, in die der Pass hineinführt.«
Ich beugte mich vor. »Die engen Linien hier? Ich dachte, sie stehen für Höhen.«
»Es ist eine Schlucht zwischen diesen beiden Höhen.«
Ich folgte den Linien bis zum Pass. »Serafine, verstehe ich das richtig? Der Pass geht in diese Schlucht über, und die ganze lange Strecke kommt man nicht mehr aus ihr heraus? Das sind wie viele Meilen?«
»Fünf oder sechs.«
Ich richtete mich gerade auf. »Der Kriegsfürst, der diese Legion kommandiert, wird den Weg nicht nehmen. Zeig mir den anderen.«
»Über den Weberpass? Das wäre gut zwei Tage länger.«
»Ja. Aber kein Offizier wird so dumm sein, seine Truppen durch eine solche Schlucht zu führen! Deshalb stehen diese beiden Wehrstationen da. Man braucht hier keine Festung. Ein paar Lanzen Armbrustschützen hier oben, und die ganze Feindlegion wird sterben.«
»Ihr habt sicher recht, Ser Lanzengeneral«, mischte sich Stofisk ein, erhob sich von seinem Schreibtisch und trat an die Karte heran. »Aber dieses ganze Gebiet liegt noch auf der
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