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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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alles auf.«
    Ihr entfuhr ein leiser Schmerzenslaut, und sie schaute fast entschuldigend zu Ragnar, der seine Fäuste ballte, dann wurde sie vom Jarl beinahe von den Füßen gerissen. Selbst bei der Gesandtschaft des Handelsrats verursachte das überraschte und einige betretene Blicke, doch die Varländer taten, als wäre nichts geschehen.
    »Das«, stellte Stofisk fest, »ist selbst für einen Barbaren aus dem Norden mehr als ungehobelt. Oh«, sagte er dann rasch und sah zu Ragnar auf. »Entschuldigt … ich …«
    »Spart es Euch«, bat Ragnar rau. »Ihr habt recht.«
    Wir blieben, wo wir waren, und sahen der Meute nach, wie sie mit Grölen und Gelächter ihre Landsleute begrüßte und sich dann wie ein wilder Haufen in die Stadt ergoss. Die Gesandten des Handelsrats schienen ebenfalls enttäuscht, so war es wohl nicht geplant gewesen. Sie berieten sich kurz, Sänften wurden herbeigebracht, dann gingen auch sie, nur das Blumenmädchen stand noch dort, hob eine der Rosen, die auf dem Boden lagen, auf und kam zu uns, um sie Serafine zu reichen, die artig danke sagte.
    »Ich hätte Euch fast nicht erkannt, Prima«, begrüßte Serafine sie, doch Desina nickte nur. Ihr Lächeln sah gezwungen aus.
    »Das war der Sinn der Sache«, sagte sie gepresst und schaute zu mir. »Der Plan ist gelungen, doch ich wünschte, es wäre nicht so. Ich dachte, Asela wäre das, was dem Namenlosen auf dieser Welt am nächsten kommt. Die Bosheit in ihr war wie eine dunkle Woge, aber der hier … Er ist wie ein Abgrund, ein endlos tiefes Loch, das alles aufsaugt, was strahlt, und in die Dunkelheit entführt. Ich glaube fast, die Berührung allein reicht schon, um mich in ihn hineinzuziehen. Noch schlimmer ist, dass er mich bemerkt hat. Er hat keine Angst, denn sein Lächeln hat mich herausgefordert.«
    »Wer ist es?«, fragte ich.
    »Der ältere Mann mit dem grauen Haar. Er scheint ein Berater der Königin zu sein.«
    »Jarl Tivstirk«, grollte Ragnar. »Ich kenne ihn von früher. Er versteht sich auf das Spiel der Macht. Goldene Zunge und kalte Klinge.« Er sah traurig zu mir hin. »Havald, ich dachte, sie würde mich unberührt lassen, aber Blut erkennt Blut, und ich sehe ihre Mutter in ihr. Ich schulde es Königin Alfrede, dass Vrelda nicht so endet wie sie.«
    »Was willst du tun?«, fragte ich ihn.
    »Ich werde morgen Abend Erlaf und Tivstirk erschlagen und jeden, der dann nicht vor Vrelda kniet«, meinte er.
    »Das wird dir nicht gelingen«, sagte ich. »Wir wurden vor der Macht des Seelenreiters gewarnt.«
    »Eine Warnung, die ich wiederholen will«, sagte Desina leise. »Ihr habt nicht gespürt, was ich gespürt habe. Er wird sich nicht kampflos ergeben. Wie wollt Ihr die schützen, die Ihr liebt?«
    »So weit wird es nicht kommen. Ragnarskrag wurde von einem Gott geschmiedet, auch ein Verfluchter wird einem Schlag von ihm nicht widerstehen.«
    »Was, Ragnar, willst du tun, wenn ein Blick von ihm dich zwingt, Vrelda zu erschlagen? Oder mich?«
    »Das wird nicht geschehen«, schwor er lauthals, um sofort darauf unsicher zu werden. »Das ist nicht möglich, oder?«
    »Mir ist es beinahe so ergangen«, sagte ich. »Ein Blick, und ich hätte beinahe alles verraten, was ich liebte.«
    »Aber habt Ihr nicht gestern einen von ihnen ohne Mühen ergriffen?«, fragte er überrascht. »Ich habe so etwas gehört.«
    »Es gibt Verfluchte, die alt sind und ausgestattet mit der Verschlagenheit von Jahrhunderten. Und es gibt solche, die vom Nekromantenkaiser mit einem Ritual erst zu Verfluchten gemacht werden. Der hier, Ragnar, ist einer von den alten, der andere ist kaum mehr als ein Kind.«
    »Was sollen wir tun?«, fragte Desina. »Ich gestehe, ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, mich mit ihm zu messen. Asela und Feltor haben mir eine Lektion erteilt. Man darf sie nicht unterschätzen.«
    »Ich werde jemanden fragen, der sich darauf versteht«, sagte ich.
    »Zokora?«, fragte Serafine, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Sie meine ich nicht. Ragnar, willst du ein Stück des Wegs mit mir gehen?«
    »Warum nicht?«, sagte er und schaute sich im Hafen um, bis sein Blick auf die Schiffe seiner Heimat gerichtet blieb. »Hier gibt es nichts, was mich noch hält.«
    Ich wandte mich an Serafine, die Eule und den Leutnant. »Wir sehen uns später.«
    »Der Götter Segen mit Euch«, sagte Desina und sah mich forschend dabei an. »Doch unternehmt nichts auf eigene Faust«, mahnte sie.
    »Das werde ich nicht tun«, versprach ich ihr und wandte mich an

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