Der Kronrat (German Edition)
Serafine. »Ich brauche noch immer diese Vorschläge zur Ausrüstung der Legion, wie wir sie besprochen haben. Ich komme dann später zur Zitadelle zurück.« Ihr Blick sagte mir, dass sie sehr wohl erkannte, dass ich mit Ragnar alleine sein wollte. Gefallen fand sie daran keinen.
»Dann gibt es noch genug für uns zu tun«, meinte sie, nickte mir zu und ging mit Stofisk im Schlepptau, dem anzumerken war, dass er sich auf die Zunge biss.
»Willst du mich davon abhalten, eine Dummheit zu begehen?«, fragte Ragnar, als wir gemeinsam durch den Hafen gingen. Er lachte leise, als ein Händler fast erschreckt zur Seite wich und ihn mit großen Augen ansah. »Bedenke, dass es nur dann eine Dummheit ist, wenn es misslingt.«
Wir gingen die Straße entlang, mein Ziel war der Garten, den Serafine mir gezeigt hatte.
»Vielleicht. Ragnar, lass uns von Angus sprechen.«
»Von Angus?«, fragte er verwundert. »Ay, Angus. Er ging auf die Jagd und kam gesund und munter zurück. Er lief mit den Wölfen, aber glücklich ist er nicht.«
»Angus ist loyal zu dir, nicht wahr?«
Ragnar nickte. »Bis in den Tod. Er ist ein guter Freund.«
»Ist er geeignet für den eisernen Thron?«
»Angus?« Er sah mich prüfend an. »Wie soll ich das sagen? Havald, wenn man auf einem Thron sitzt, wächst man in ihn hinein, im Guten oder im Schlechten. Oder man stirbt in ihm. Angus ist ein guter Mann, aber er ist es gewohnt, Befehle zu befolgen statt sie zu geben.«
»Und Vrelda?«
Er seufzte. »Wie lange haben wir sie gesehen? Zehn Atemzüge lang? Sie kommt mir vor wie ihre Mutter, die klug war und zugleich auch schlau … und grundlos mutig. Sie hätte Hraldir nicht widersprechen dürfen. Sie muss zäh sein und stark, denn dieses Tier Erlaf liegt schon seit Längerem bei ihr und versucht sie zu schwängern, und sie ist noch nicht gebrochen. Sie trägt meines Vaters Schwert. Ich frage mich, wie es dazu kam. Dem Jarl ist das jedenfalls nicht recht.«
»Ist ihr Schwert auch gottgeschmiedet?«
Er lachte. »Das hätte Hraldir gerne so gehabt. Nein, es ist einfach eine sehr gute Klinge aus Himmelseisen, mit einer langen Geschichte. Es ist ein Symbol, nicht mehr. Vielleicht kann Vrelda damit umgehen, doch es ist zu schwer für sie, nach einer Zehntelkerze wäre sie ermüdet. Auf der anderen Seite«, befand er, »dauern Kämpfe meistens nicht so lang.«
Wir gingen weiter, ich überließ ihn für eine Weile seinen Gedanken und folgte meinen eigenen.
»Du willst also Angus an Vreldas Seite sehen?«, fragte er dann unvermittelt.
»Das Reich braucht einen Verbündeten, auf den es sich verlassen kann. Du sagst selbst, dass man auf Erlaf nicht bauen kann.«
»Wie wahr. Also müsste Vrelda Angus zum Mann nehmen. Und Angus müsste diese Frau vergessen, von der er dauernd erzählt.«
»Elgata?« Das hatte ich ganz vergessen. Vielleicht auch, weil ich seine Liebesbeteuerungen nicht hatte ernst nehmen können.
»Ja, so heißt sie. Sie ist ein Lanzenkapitän in der kaiserlichen Marine. Er scheint es ernst zu meinen mit ihr, ich höre kaum etwas anderes von ihm«, sagte Ragnar.
Ich unterdrückte einen Seufzer. »Für eine Königswürde wurde schon ganz anderes vergessen.«
»Auch wahr. Aber Angus denkt nicht so.«
»Er wäre für Vrelda besser als der Jarl, das ist gewiss.«
»Havald«, sagte er ruhig. »Erinnere dich daran, dass es meine Schwester ist, die wir hier wie eine Kuh verschachern. Sie verdient meinen Respekt und auch deinen.«
»Hast du denn gegen Angus etwas einzuwenden? Meinst du, er wäre deiner Schwester kein guter Gemahl?«
»Doch«, seufzte er. »Es wäre auch die angemessene Belohnung für seine Treue. Er ist ein guter Mann und würde sie achten. Er liebt und schätzt die Weiblichkeit. Vielleicht kann er sie mit der Zeit auch lieben und diese Elgata vergessen. Er wird es tun, wenn ich ihn darum bitte. Nur ob Vrelda ihn will … Es wäre leicht in die Wege zu leiten. Vrelda müsste Erlaf fordern, er könnte nicht zurückweichen, denn das würde ihn seinen Ruf kosten. Dann müsste Vrelda Angus als ihren Krieger auswählen und ihm ihre Hand versprechen, wenn er ihren Willen mit dem Schwert durchsetzt. Doch Erlaf ist nicht nur gerissen, er ist auch ein guter Kämpfer, selbst mit nur einer Hand. Er hat das alles lange vorbereitet, und es wird viele geben, die auf ihn setzen. Wie deine Königin.«
»Ich glaube nicht, dass sie noch so denkt«, meinte ich. »Wenn sie sehen würde, wie er mit deiner Schwester umgeht, würde sie
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