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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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wenn …«
     
    »Nein«, sagte der Kommandant entschieden. »Wir werden den Vertrag nicht als Erster brechen.« Er stand wie üblich am Fenster und hatte sich meine Ausführungen in Ruhe angehört.
    »Wenn wir es nicht tun, ist es leicht möglich, dass wir Aldar verlieren«, gab ich so ruhig zurück, wie ich konnte.
    Er drehte sich um. »Ich weiß, warum Ihr die Regeln brechen wollt und vielleicht sogar müsst.« Er sah mich direkt an. »Zwei Gründe gebe ich Euch, es nicht zu tun: Zum einen belastet es Euren eigenen Plan, wenn man uns etwas vorzuwerfen hat. Es reicht, wenn auf dem Kronrat die Finger erhoben werden, und ich will nicht, dass man auch noch mit ihnen auf uns zeigt. Zum zweiten … es ist vielleicht alles schon zu spät, und wir haben Aldar bereits verloren. Solange wir nicht wissen, ob Prinz Tamin, der Herzog oder Baronetta Levin noch leben und zu Askir stehen, werden wir keine Legionen schicken.«
    »Aber, Ser!«, begann ich. »Ich finde …«
    »Lanzengeneral«, unterbrach er mich müde. »Ihr habt mich dann von Eurem Plan überzeugt, wenn es so kommt, wie Ihr befürchtet. Wir haben die Rekrutierungen verstärkt und versuchen auch Veteranen neu anzuwerben. Wir durchkämmen die Zeuglager nach den Dingen, die Ihr braucht. All das für den Fall, dass das geschieht, was Ihr befürchtet. Aber bis es so weit ist, halten wir uns an die Gesetze des Kaisers.« Ich wollte wieder etwas sagen, doch er hob die Hand und sah mich kühl an. »Glaubt mir, ich treffe diese Entscheidung nicht leichtfertig, und ich bin mir der Kosten wohl bewusst. Die Legionen werden nur dort marschieren, wo es ihnen erlaubt ist. Wenn wir uns nicht daran halten, zerstört Ihr die Basis Eures eigenen Plans.« Er schaute mir direkt in die Augen. »Es geht nicht nur darum, Befehle zu erteilen, von Thurgau. Manchmal muss man sie auch befolgen. Ihr mögt recht haben, und ich bin nur ein Verwalter, der wenig von Krieg versteht. Aber hier müsst Ihr Euch beugen. Geht nach Aldar, findet heraus, was dort vor sich geht, und bringt Prinz Tamin lebend her. Danach … danach sehen wir weiter.«
    »Ay, Ser, Kommandant, Ser!«, sagte ich, salutierte und machte auf dem Absatz kehrt.
     
    »Er ist stur«, knirschte ich, als ich die Tür zu meinem Quartier aufstieß.
    »Oder du bist es«, sagte Zokora zur Begrüßung. Sie saß auf meinem Bett, las ein Buch, während Varosch auf dem Boden neben ihr Armbrustbolzen aussortierte. »Der Götter Segen mit euch«, begrüßte uns der Adept des Boron mit einem Lächeln.
    »Was tut ihr denn hier?«, fragte ich etwas ungehalten.
    »Wir hörten, dass ihr nach Aldar reisen wollt. Dort soll es Trommeln geben, die die Kronburg zum Schweigen bringen. Varosch meinte, man könne euch nicht allein gehen lassen. Dem stimme ich zu, also kommen wir mit.«
    »So«, sagte ich und sah zu Varosch. »Stimmst du dem auch zu, Varosch?«
    »Jetzt schon«, bestätigte er.
    »Ich dachte, du darfst nicht lügen.«
    »Die Wahrheit, Havald, ist ein weites Feld«, meinte er mit einem Lächeln.
    »Es gibt ein Ritual des Omagor, in dem ein Priester Seelentrommeln rührt«, erklärte Zokora und schloss das Buch. »Es ist eines seiner mächtigeren Rituale und versetzt die Opfer in einen tanzenden Wahn. Es lässt sie so lange tanzen, bis sie sterben und ihre Seelen Omagor geopfert werden. Es beginnt und endet in der Dämmerung und dauert selten länger als zwei Nächte. Also haben wir nicht viel Zeit.«
    Ich seufzte.
    »Ich will nur noch meine Rüstung anziehen, dann brechen wir auf.«
    »Gut«, sagte Zokora und stand auf. »Dann gehen wir vor und warten am Tor auf dich. Ich will mich noch etwas mit der Eule unterhalten.«
     
    Wie Serafine vermutet hatte, war die Rüstung, die Kasale mir vor so langer Zeit hatte bringen lassen, eine, wie sie der Klan der Drachen einst trug. Sie war leicht, bequem, und sie passte auch. Kasale hatte gutes Augenmaß, oder jemand hatte ihr meine Maße verraten. Es gab nur eines, das ich an ihr auszusetzen hatte. Jemand hatte sie mühevoll so poliert, dass sie wie ein Spiegel glänzte. Serafine hatte gekichert, als sie mich darin sah, und auch Leandra, die gekommen war, um uns das Glück der Götter zu wünschen, hatte gelacht.
    »Du siehst darin aus wie der strahlende Held aus den Legenden«, hatte sie gemeint und sich dann vorgebeugt, um mir einen raschen Kuss auf die Wange zu geben. »Bist du sicher, dass ich nicht mitkommen soll?«
    »Du wirst hier gebraucht. Wir wissen noch nicht, wie lange es dauern wird,

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