Der Kronrat (German Edition)
und du musst bald diesen Nekromanten hinrichten«, erinnerte ich sie, und sie verzog das Gesicht.
»Ich wollte, ich müsste es nicht tun.«
»Dann lass es jemand anderen tun und verlese nur das Urteil«, riet ich. »Hast du die Elfen erreicht? Werden sie dir Steinwolke noch rechtzeitig bringen?«
»Die Nachricht wurde gesendet, aber ich weiß nicht, ob sie es tun. Zur Not muss Stofisk darauf verzichten … vielleicht hast du recht, und ich sollte nur dort stehen und das Urteil verkünden. Es wird sowieso eine Angelegenheit, die mich in meinen Träumen jagen wird. Diesen Joakin, der dort hingerichtet wird, wollen sie mit Blei ausgießen, da er ein Giftmischer sein soll. Ich mochte Hinrichtungen noch nie, und diese verspricht, zu einem Volksfest zu verkommen.«
»Alle gekrönten Häupter werden daran teilnehmen, um dem Gesetz Askirs Respekt zu erweisen. Das gilt auch für dich.«
»Und dennoch …« Sie seufzte. »Ich wollte, es gäbe einen Weg daran vorbei.«
Ich konnte sie verstehen.
»Nur scheint der Leutnant zu wissen, was er tut«, meinte Serafine. »Die Stimmung hat sich bereits geändert, jetzt seid ihr beide die Helden in der Geschichte.«
»Helden haben einen Nachteil«, meinte Leandra leise. »Sie können ihre Geschichte meist nicht mehr selbst erzählen.«
»Die Rüstung steht Euch gut«, meinte Santer lächelnd, als wir die Zitadelle verließen. Orikes hatte Desina unterrichtet, und sie war schon am Tor im Keller ihres Hauses. Santer wollte uns dorthin begleiten, da er anschließend mit ihr zu einer Festung in der Ostmark wollte. »Ihr wirkt so strahlend darin.«
»Mir wäre lieber, sie wäre schwarz wie Zokoras Rüstung, oder zumindest dunkel wie die Eure«, knurrte ich, als wir die Straße entlangeilten. Es war kurz vor der siebten Glocke. Wenn Zokora recht behielt und in Aldar dieses schwarze Ritual ablief, dann konnten wir es noch rechtzeitig schaffen.
»Und wenn die Sonne scheint, würde sie Euch kochen«, entgegnete Santer. »Ich weiß davon ein Lied zu singen.«
»Schau, Havald«, meinte Serafine und wies zur linken Seite hin, wo ein Gerüst errichtet war, an dem Haus, in dem man uns den Hinterhalt gelegt hatte. »Sie bauen es schon wieder auf.«
Santer sah uns fragend an, und wir erzählten ihm von der Begebenheit.
»Es gab zwei weitere Angriffe dieser Art«, teilte er uns mit. »Einer ging gegen die Eule … und zeigte nur, wie sehr man Desina unterschätzte, ein anderer gegen einen Obristen der Fünften, der daran beinahe verstarb, er liegt jetzt im Krankenquartier und ringt um sein Leben.« Er wies zur Straße hin, wo nicht weit entfernt eine Tenet der Bullen Streife ging. »Es zwingt uns, die Streifen zu verstärken und uns nirgends sicher zu fühlen. In jedem Anschlag wurden Zivilisten brutal abgeschlachtet, etwas, das Unruhe unter die Bevölkerung bringt. Was uns schadet, nützt dem Feind.«
»Es ist eine schmutzige Art, einen Krieg zu führen«, meinte ich, und Santer nickte bedächtig.
»Es wird auch niemals anders sein.«
38. Astartes Gnade
Das abgebrannte Haus hatte sich verändert. Eine Tenet Bullen war jetzt hier stationiert und hatte sogar ein Wachhaus aufgebaut. Außerdem waren in den alten Mauern selbst in der Nacht Lichter zu sehen und Stimmen zu hören, sowie Handwerker, die den Schutt nach draußen brachten und auf große Karren luden. Man hatte eine Rampe zur Kellerwand aufgeschüttet und dort die Wand durchbrochen, sodass man nicht mehr über Treppen musste; das Tor lag nun fast ganz offen. Dafür hatte man Schutzwälle errichtet, bei zweien von ihnen standen sogar leichte Arbalesten. Offenbar waren ungebetene Gäste nicht erwünscht.
»Das Tor macht das alte Haus zu einem wichtigen Ort«, erklärte Santer, als er mit uns hinunter in den Keller ging. Dort fanden wir Desina im Gespräch mit unserer dunklen Elfe, die beiden ignorierten uns zuerst. Varosch hingegen nickte uns bedächtig zu. Er war voll gerüstet und trug seine geliebte Armbrust mit gleich drei Köchern voller Bolzen an seinem schweren Packen. Als Scharfschütze war er kaum zu schlagen, und ich war ehrlich froh, Zokora und ihn dabeizuhaben.
»Wir haben uns über die Götter unterhalten«, sagte Desina schließlich. »Es ist überaus interessant, was sie über Solante zu sagen weiß. Wusstet Ihr, dass der Name auch ›Vor dem Licht‹ bedeutet?«
»Nein«, gab Santer Antwort. »Das war mir bislang unbekannt.«
»Nun, es ist jetzt auch nicht weiter wichtig«, meinte sie. Sie musterte
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