Der Kronrat (German Edition)
Seite von Rangor.«
»Und?«, fragte ich ihn.
»Wir dürfen keine Truppen dorthin schicken, das ist im Vertrag festgelegt. Wenn dort wirklich eine Feindlegion anmarschiert kommt, wird der gegnerische General …«
»Kriegsfürst. Sie nennen es Kriegsfürst.«
»Gut. Der Kriegsfürst wird wissen, dass die Strecke frei ist. Wie ist diese Legion überhaupt dorthin gekommen?«
»Es sieht aus, als hätte Rangor sich mit dem Nekromantenkaiser geeinigt. Die Legion marschiert unbehelligt durch das Land, sie plündert nicht, sondern kauft Verpflegung von den Bauern.«
»Ein Geschäft mit Rangor?«, fragte der Leutnant. »Ihr meint, das Reich hat die Allianz verraten? Das wird die Eisen- und Stahlpreise enorm in die Höhe treiben!«
»Leutnant«, sagte ich kühl. »Wenn Ihr auch nur ein Wort darüber verliert, nähe ich Euch persönlich die Lippen zu! Mir scheint, Eure Eltern haben genug an Gold, um sich dieses Geschäft entgehen zu lassen.«
»Gewiss, General«, sagte er rasch. »Ich kann schweigen wie ein Grab; ich habe nur laut gedacht. Aber seht, wenn es wirklich so ist und diese Legion auch noch von Rangor versorgt wird, dann weiß dieser General … Kriegsfürst, dass dort keine Truppen sind. Zumindest keine aus Rangor. Und alle anderen Truppen, die wir haben, sind zu weit entfernt, um diese Wehrstationen zu erreichen. Wenn sie überhaupt noch stehen.«
»Auf die Dächer kommt es nicht an«, sagte ich, tief in Gedanken. »Es sind die Mauern, die wir brauchen, und die werden gewiss noch stehen.«
Ich zog das Torbuch aus meiner Jacke und sah mir die Zahlenreihen an. »Ich brauche von der Wehrstation Länge, Breite und Höhe«, teilte ich Serafine mit. »Wo kann ich sie finden?«
»Ich glaube, du meinst die Quadranten und die Geländehöhe«, korrigierte sie mich und fuhr mit dem Finger an den Rand der Karte und von dort wieder zu der Markierung zurück. »Versuche es mit zwei-drei-eins, vier-neun-zwei und eins-sieben-zwei-eins.«
Ich blätterte das Buch durch und schüttelte enttäuscht den Kopf. »Nein. Ich habe nur zwei-zwei-neun, vier-neun-drei und eins-sechs-neun-neun. Verflucht, es wäre zu schön gewesen!«
»Havald«, sagte Serafine schmunzelnd. »Schau.« Sie bewegte den Finger ein Stück weiter. »Es gibt zwei Wehrstationen dort. Diese hier hat ein Tor.«
»Eines dieser magischen Portale, die es angeblich geben soll?«, fragte Stofisk neugierig.
Ich schaute ihn drohend an.
»Man erzählt überall davon … Vor allem, dass man jetzt nicht mehr so weit marschieren muss!« Er zuckte mit den Schultern. »Wir sind in Askir, Ser General. Hier wird ein Geheimnis zusammen mit dem Bier verkauft! Macht Euch keine Gedanken. Von hundert Geheimnissen, die man so dahertratscht, ist meist nicht eines wahr!«
»Manche sind es, aber für alles, was Ihr hier hört, gilt die gleiche Warnung wie eben.« Ich legte einen Finger an meine Lippen und vollführte eine eindeutige Geste.
Er nickte heftig. »Ich mochte Näharbeiten noch nie sonderlich.«
»Gut. Vergesst es nicht.«
»Du willst Lanzenobristin Miran und die Dritte durch das Tor dorthin schicken«, stellte Serafine fest.
»So etwa ist der Plan«, bestätigte ich. »Wenn der Feind sich in der Schlucht befindet und unsere Armbrustschützen auf der Höhe, ein Felssturz, um sie einzuschließen, dann ist es egal, ob der Feind zehntausend Mann besitzt oder nicht!«
»Hat der Leutnant eben nicht gesagt, dass der Vertrag es verbietet?«
»Ich hörte von Kasale, dass das Land um diese Stationen noch immer Askir gehört.«
»Mag sein. Aber wenn wir dort den Feind angreifen, brechen wir auf jeden Fall den Vertrag.«
Ich besah mir diese engen Linien, die eine lange Schlucht sein sollten. »Ich sehe es so«, meinte ich zu ihr. »Der König von Rangor sagte nichts davon, dass die Legion durch sein Land zieht, dafür sagen wir nicht, dass wir sie dort begraben werden.« Ich schaute sie an. »Denn ich glaube nicht, dass der Vertrag vorsieht, dass man feindliche Legionen nicht zu erwähnen braucht.«
Vielleicht tat uns Rangor damit sogar einen Gefallen.
»Und was, wenn der Feind doch den langen Weg nimmt?«, fragte Serafine. »Durch den Weberpass?« Ich folgte ihrem Finger bis nach Aldar: keine passenden Schluchten oder Hohlwege, nur eine Brücke über einen Fluss. Nicht genug.
»Dann werden wir die Legion an Aldars Mauern bekämpfen müssen. Ich sage ja auch, dass er nicht durch die Schlucht marschieren wird. Er kann nicht so dumm sein. Aber
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