Der Kronrat (German Edition)
»Marschieren die Legionen, halten sie nicht an. Einzeln ist ein Legionär nichts wert, jeder Soldat braucht seinen Nebenmann, alleine deshalb übt man, immer in dem Schritt zu bleiben.«
Ich nickte nur, kein Wunder, dass die Bullen diesen Ruf besaßen, es musste für den Gegner erschreckend anzusehen sein. Und dennoch, immer wenn schwere Stiefel über einen toten Körper marschierten, dachte ich ans Beten. Doch was sollte ich dem Gott schon sagen? Dass ich bereute, hier zu sein? Ich hatte meine Wahl getroffen, dies war nur die Folge.
Als wollten die Götter die Schlachterei nicht sehen, zogen von See her schwere Wolken auf, bald war der Himmel dunkel, und Blitz und Donner gaben uns Geleit, während schwerer Regen unsere Rüstungen glänzen ließ und das Blut, das wir vergießen mussten, wie rote Bäche von uns spülte.
Auch wenn Wendis protestierte, hielt ich es nicht lange hinter den Schilden aus, ich sah zu wenig, und es machte mich schnell mürbe.
Also drängte ich mich irgendwann nach vorne vor. In die erste Reihe ließ man mich nicht, dennoch sah ich so mit eigenen Augen, wie mein Befehl Umsetzung fand.
Es war das eine, zu hören, dass die Menschen hier wie Tiere wären, ein anderes, es mit eigenen Augen wahrzunehmen. Einmal versuchte ein junger Mann mit hervortretenden Augen, sich durch ein stahlbewehrtes Schild zu beißen und knurrte dabei wie ein wilder Hund, bei einer anderen Gelegenheit sah ich ein Mädchen auf der Straße sitzen, das uns mit leeren Augen ansah, während sie an ihrer eigenen Hand nagte wie ein Hund. Langsam verstand ich, was Zokora uns hatte sagen wollen, warum sie diese Menschen als verloren empfand. Manchmal, selten nur, fanden wir jemanden durch die Stadt irren, ohne uns Beachtung zu schenken.
Die Reichsstadt besaß eine Vorliebe für Papyira und Berichte, ich war sicher, dass es eine Feder gab, die sorgsam aufschrieb, wie viele wir an diesem Tag erschlugen; welche Zahl dann dort auch stand, es war zu viel …
Einmal erbrachte uns ein Prediger den Beweis, dass es Nekromanten unter ihnen gab, er floh nicht, sondern stellte sich uns entgegen, und öffnete dann den Mund, um uns eine dunkle Wolke entgegenzuschicken. Ein Dutzend Armbrustbolzen schlugen in ihn ein und warfen ihn zu Boden. Doch ein Soldat, der dieser schwarzen Wolke nicht rechtzeitig ausgewichen war, verlor seinen linken Fuß, der wie ein Stück Holz verdorrte.
Mit Seelenreißer in der Hand eilte ich zu dem toten Prediger und schnitt ihn mit meiner fahlen Klinge, doch nichts geschah, er war schon tot.
»Es ist wie bei deinem Schwert«, teilte Zokora mir mit, während sie und Varosch die Dächer der Häuser um uns herum beäugten. »Der Tod kostet ein Leben, ein Seelenreiter opfert eine Seele dafür, dass er wieder heilen kann. Hat er nicht genug gestohlen, stirbt er letztlich auch.«
Danach nahm Paltus die Warnung ernster. Der Nächste, der uns wie ein Prediger erschien, starb in einer Wolke von Armbrustbolzen, bevor er mehr tun konnte, als auch nur zu blinzeln.
Als die Tempel vor uns lagen, erblickte ich die größte Gruppe der Verblendeten, gut zweihundert Mann waren es, die sich um Borons Haus scharten und wie ein Rudel Wölfe heulten. Als sie uns sahen, ergriff ein kleiner Teil die Flucht, der Rest stürzte sich auf uns wie wilde Tiere. Als diesmal die Bullen vor mir ihre Reihen schlossen und Wendis mich fast mit Gewalt nach hinten zog, protestierte ich nicht mehr.
Es eine Schlacht zu nennen, war zu viel, Gemetzel traf es eher, doch wir verloren einen weiteren Mann, dieser wurde aus den Reihen gezogen und niedergeworfen. Als wir ihn zurückzogen, war es bereits zu spät, ein abgebrochenes Stück Holz war ihm durch sein Helmvisier getrieben worden.
Die dunklen Wolken, Donner, Blitz und Regen, die Feuer die hier und dort erst langsam unter dem Regen erloschen, gaben dem Schlachten etwas, das mir unwirklich erschien, zumal ich nur die Schreie hörte und kaum den Kampf mit eigenen Augen sah. Nur die blutigen Schwerter oder die tropfenden Spitzen der kurzen Lanzen, die auf und nieder fuhren.
Doch nicht nur Schreie hörte ich, immer wieder wiederholten wir die Worte Borons, es wurde zu einem Gebet, das mehr und mehr an Inbrunst gewann, je mehr Blut um unsere Stiefel rann. Ich selbst fand mich dabei, die Worte aufzusagen … doch der Trost war nur gering. Diese vom Wahn befallenen Bürger waren nicht der Feind, sondern frühe Opfer. Es half nicht, ihren Tod als Gotteswerk zu sehen.
Als sich der
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