Der Kronrat (German Edition)
stahlbewehrte Wall der Bullen vor mir öffnete und ich die Tempelstufen vor mir liegen sah, war es kurz nach der dritten Glocke. Den Tempelplatz zu säubern, hatte weitaus länger gedauert, als ich zu fürchten wagte.
Erst waren es nur wenige, die den Tempel Borons verließen, dann wurden es immer mehr, die über seine Schwelle traten und sich ungläubig umsahen. Letztlich waren es Hunderte, die über diese Schwelle traten, die lachten oder weinten, oder nur still und betroffen besahen, was die letzten Tage angerichtet hatten.
Doch der Mann, der als Erstes auf die Tempelstufen trat, war mir bekannt. Bruder Recard wurde er genannt, und er war der oberste Priester dieses Tempels, in den wenigen Wochen, seitdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, schien er mir um Jahre gealtert.
Drei Kerzenlängen hatte unser Weg bis hierhin gedauert, und auch jetzt ging es mir zu langsam. Doch hier war zu viel zu tun, der Tempelplatz war das Herz der Stadt, wir konnten nicht einfach weiterziehen.
Mein Plan, die Stadt zu läutern, mochte immer noch gelingen, doch vielleicht nicht schnell genug, um weiteres Unheil zu verhindern. Zokora drängte immer mehr in mich, sie fürchtete, dass der Priester bald genügend Macht besitzen könnte, die Tore der Kronburg zu sprengen. Es brauchte wieder einen neuen Plan.
Vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es nicht für nötig befunden, dass eine Tenet vor diesem Tempel Haltung bewahren sollte, jetzt standen vierhundert Mann in sauberen Reihen und senkten den Kopf, als Bruder Recard von den Stufen aus uns dankte und mit dem Segen Borons belegte.
Die Verletzten und den Soldat, dem der Nekromant den Fuß verdorrt hatte, brachten wir in den Tempel, wo man sie versorgen würde.
Während wir uns mit Bruder Recard besprachen, griffen schwere Streifen weitere Plünderer auf. Unter anderem war ein Mann dabei, der die blutigen Roben einer der Priesterinnen Astartes trug und irre lachte. Er lachte noch, als er seinen Kopf verlor.
Hier auf dem Tempelplatz standen drei der sieben Kornspeicher der Stadt, wir fanden sie fast unangetastet vor. Wenn ich recht behielt und diese Prediger die Stadt zur Übernahme vorbereiten wollten, dann ergab es einen Sinn. Abgesehen von den Bäckereien in den Tempeln selbst, gab es noch vier weitere hier am Platz. Nachdem die Gebäude sicher waren, wurden dort die Öfen wieder angeheizt. Doch vorerst plünderten wir nun selbst die großen Gasthöfe, die hier am Platz zu finden waren.
Als wir jedoch vom großen Brunnen auf dem Platz Wasser ziehen wollten, war es Zokora, die uns daran hinderte, sie hatte einen Schluck genommen und gleich wieder ausgespien.
»Ist es das Wasser?«, fragte ich sie.
»Wie ich vermutet habe, der Wahn kommt nicht nur von Magie«, erklärte sie und spülte ihren Mund mit starkem Wein. »Das Wasser ist vergiftet, bei dieser Probe konnte ich sogar die Art des Giftes erkennen.« Sie spie aus und sah hinüber zu dem Haufen der Toten, die unweit von Borons Tempel zusammengetragen wurden. Dort sollte ein Scheiterhaufen entstehen, um sie zu verbrennen. »Es erklärt den größten Teil von dem, was wir nicht verstanden. Wer von dem Wasser trinkt, wird geistig träge, vergisst, dass er einen eigenen Willen besitzt. Sagt man ihm, was er tun soll, tut er es, sagt man ihm nichts, sitzt er herum und wartet.«
»Kein Wunder dann, dass die Leute noch immer in den Häusern sitzen und nichts tun«, bemerkte Varosch angewidert.
»Ja. Doch wenn man zu viel von dem Gift erhält, verliert man alles an Kontrolle und folgt dem Tier in einem selbst. Es mag sein, dass sie dennoch vom Wahn zurückkommen können, gibt man ihnen Zeit, bis das Gift den Körper verlässt.« Sie sah zu mir hin. »Wir sollten nachsehen, ob die Prediger, die wir erschlagen haben, Gifte oder Pulver bei sich tragen. Vielleicht gibt es ein Gegengift, und es ist möglich, die Opfer noch vom Wahn zu retten.«
Dort lagen sie, die Bürger dieser Stadt, vergiftet, den Geist verwirrt und dann von uns erschlagen, obwohl es vielleicht noch Hoffnung für sie gegeben hätte.
Die heilige Quelle in Borons Tempel war nicht vergiftet worden, alleine schon der Segen des Gottes hielt das Wasser rein, doch ob sie für jeden hier am Platz genügen würde, war noch nicht abzusehen. Aber im Moment kam es mir vor, als hätte ich noch nie Kostbareres getrunken.
Von Blix erfuhr ich, dass die Prediger wohl wussten, was wir hier taten, aber keine Anstrengungen dagegen unternahmen. An den Toren hatte es nur
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