Der Kronrat (German Edition)
geistig verwirrte Bürger gegeben, die sich ihre Fäuste oder Köpfe an den Toren blutig schlugen.
Mehr und mehr glaubte ich, dass es diese Truppen Thalaks geben musste und sie auf Aldar zumarschierten. Als Blix berichtete, dass seine Späher die Stadttore ebenfalls weit offen vorgefunden hatten, war ich mir dessen so sicher, wie ich sein konnte, ohne die Truppen selbst zu sehen.
All dies hier dauerte mir zu lange. Die Tore zum Tempelplatz waren geschlossen und schienen für den Moment sicher, doch der Rest der Stadt lag noch immer in der Hand der Weißen Flamme.
Nur einmal hatten wir einen Prediger lebend ergreifen können, aber auch nicht lange, obwohl er geknebelt und gefesselt war, gelang es ihm, seine Zunge zu verschlucken. Aber er hatte einen Beutel dabei, der noch Reste eines grauweißen Pulvers enthielt, Zokora kostete vorsichtig davon und spülte danach ihren Mund mehrfach mit starkem Wein, bevor sie nickte.
»Es ist dem Gift sehr ähnlich, das ich kenne. Es wirkt langsam und hält lange an. Es ist meist nicht tödlich, dennoch wird es gut drei Nächte dauern, bis die Wirkung verfliegt.«
»Hat er ein Gegengift dabei gehabt?«
Sie schüttelte nur den Kopf.
Drei Nächte.
»Dann will Thalak die Stadt nicht voller Toter, sondern wehrlos«, stellte ich fest. Und ich hatte richtig vermutet: Jeder, den wir erschlagen hatten, hätte also noch Hoffnung auf ein Leben haben können.
Dies war kein Krieg, wie ich ihn kannte, wo sich Schlachtreihen gegenüberstanden. Dies war Heimtücke und Verrat!
»Wir haben nicht genug Männer, um die Wahnsinnigen zusammenzutreiben und so lange festzusetzen«, stellte Wendis mit düsterer Miene fest. »Zudem haben wir gesehen, dass sie in ihrem Wahn gefährlich sind.«
»Es bedarf der Bürger dieser Stadt«, stellte ich fest. »Sie müssen helfen, wir sind zu wenig.«
Ich suchte Bruder Recard auf und besprach mich mit ihm. Auch er war sehr bestürzt und versprach, die Priesterschaft auszusenden, um die Menschen dazu anzuhalten, die Ordnung wiederherzustellen und die gröbste Not zu lindern. Ich reichte ihm die Probe von dem Gift, und er gab mir ein wenig Anlass zur Hoffnung, denn er meinte, dass mit Gebeten und der Gnade der Götter manche noch gerettet werden konnten. Er schlug vor, die vom Wahn Betroffenen in kleinen Gruppen in den Tempel zu bringen, sodass Borons Gnade sie berühren konnte, in Gebet und Demut würde der Gott sie läutern. Und jene richten, die eines Verbrechens schuldig waren.
Varosch schmunzelte ein wenig, als er davon hörte.
»So bekommt Bruder Recard auch die in seinen Tempel, die ihn sonst achtsam meiden.«
Sollte der Gott jene strafen, die er für schuldig fand, Hauptsache, er löste den Wahn von diesen Bürgern, wir brauchten dringend Hilfe.
Danach nahm ich mir Lanzenmajor Wendis zur Seite und erklärte ihm, was ich von ihm wollte, übertrug ihm das Kommando bis auf die zweite Lanze der Dritten Bulle, die mit mir kommen sollte und wies ihn an, unter den Bürgern Aldars nach Freiwilligen zu suchen.
Vorher aber predigte Bruder Recard von den Stufen des Tempels, erklärte den Bürgern, die vom Wahn verschont geblieben waren, was wir nun vom Plan der Weißen Flamme wussten. Dass die Prediger selbst im Dienst des Nekromantenkaisers standen, und was mit den Seelen der Kinder geschehen war, die von der Weißen Flamme angeblich geläutert worden waren. Selbst, als sie es von einem Priester Borons hörten, wollten die Menschen es erst nicht glauben … dann aber sah ich den gerechten Zorn aufkommen. Als er vom Gift erzählte, veränderte sich das Bild.
Das Wesentlichste an einem Aldanen war sein übermäßiger Stolz. Zu erfahren, dass sie übertölpelt worden waren, vergiftet und verblendet, rief einen Zorn herbei, der fast so erschreckend war wie dieser Wahn. Eines war gewiss, jetzt hatten wir die Freiwilligen, die wir brauchten. Es lag jetzt bei Lanzenmajor Wendis, die erzürnten Bürger daran zu hindern, selbst durch die Straßen zu stürmen, um die Prediger zu erschlagen.
»Alles, was wir an Erfolg erhoffen können, hängt daran, ob und wann diese Truppen hier erscheinen werden«, erklärte ich Schwertmajor Blix, den ich mir als Nächstes zur Seite nahm. »Was es an Obrigkeit noch gibt, werden wir in der Kronburg finden, und wir müssen handeln, bevor das Ritual vollzogen werden kann. Selbst wenn uns das gelingt, können wir nicht sicher sein, ob die Stadt imstande ist, gegen Thalaks Truppen auszuhalten. Ich habe Lanzenmajor Wendis den
Weitere Kostenlose Bücher