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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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nicht so seid?«, fragte sie und wies auf die »Schafe«. Der Mann sah die dunkle Elfe ängstlich an und wich dann vor ihr zurück.
    »In der Götter Namen, bleib mir mit deiner Hexerei vom Hals«, fluchte er und führte hastig das Zeichen Borons aus.
    »Sie ist keine Hexe, sie ist eine Priesterin der Astarte, nur mit anderem Namen«, versuchte ich, ihn zu beruhigen.
    »Ist sie das?«, fragte der Mann skeptisch. »Deshalb trägt sie auch Rüstung und ein Schwert? Weil sie jedem ihre Liebe schenkt?«
    Ich seufzte.
    »Beantwortet ihre Frage, Ser, dann geht sie wieder.«
    »Ich bin keine Hexe«, erklärte Zokora kühl.
    »Warum dann glühen Eure Augen und seht Ihr wie eine Elfe aus?«, meinte der Mann verärgert und wandte sich an mich. »Wer oder was sie ist, ist mir egal, haltet sie fern von mir, ich bitte Euch!«
    Ich seufzte.
    »Beantwortet doch einfach nur die Frage!«
    »Was anders bei uns ist, warum wir nicht so sind wie sie? Woher soll denn ich das wissen! Fragt doch die Hexe dort!« Er zog den Rotz hoch und wollte sie bespucken, doch Zokora hob den Finger an. Der Mann erstarrte.
    »Schlucke«, sagte sie leise, als sie ihm wie eine Raubkatze auf Beutesuche näher kam.
    Er schluckte.
    »Zokora …«, begann ich und sah mich hastig um, doch niemand schenkte uns Beachtung. Der Blick, den sie mir zuwarf, ließ auch mich meine Worte sorgsam überdenken.
    »Was hast du gegessen?«
    »Pökelfleisch von einem Schiff, das auf mein Haus geworfen wurde.«
    »Was hast du getrunken?«
    »Bier aus einem Fass, das ich gefunden habe.«
    »Sonst etwas?«
    »Nein.«
    »Gut. Siehst du, so schwer war es doch nicht«, sagte sie und ließ den Finger wieder sinken. »Willst du mich immer noch bespucken?«, fragte sie mit einem Lächeln, das jenem einer Katze glich, die Beute machen wollte.
    Als Antwort warf er ihr nur einen Blick voller Angst und Panik zu und rannte davon, so schnell ihn seine Beine trugen.
    »Zokora …«
    »Was?«, fauchte sie mich an. »Er wollte mich bespucken! Hätte ich ihn erschlagen sollen?«
    »Das nicht, aber …«
    »Der Mann lebt, kein Haar habe ich ihm gekrümmt, was willst du mehr, zudem haben wir die Antwort … es muss etwas im Wasser sein!«
    »Warum im Wasser und nicht in der Nahrung?«
    »Weil es nur wenige Brunnen gibt, von denen viele trinken, dafür isst nicht jeder dasselbe.« Sie seufzte. »Manchmal, Havald, meine ich, du kannst nicht denken.«
    »Aber du hast doch die Brunnen überprüft?«
    »Und fand nichts … was nicht heißt, dass dort vorher nichts gewesen ist.« Sie wies mit ihrem Kopf auf Wendis hin, der gerade zu uns kam. »Gehe und spiele General, nur höre auf, an mir zu zweifeln!«
     
    Wir folgten dem stählernen Schutzwall der Bullen meist schweigend, acht von ihnen liefen nahe bei uns, die Schilde bereit, um uns zu schützen. Ich fand heraus, dass mein Teil nun darin bestand, zu überleben und bereit zu sein, neue Befehle zu geben. Doch die brauchte es vorerst nicht, also blieb uns nichts, als langsam zu folgen, während die Soldaten ihre Arbeit taten.
    »Es scheint zu leicht«, meinte Serafine leise, als wir hinter der achten Lanze durch das Tor zum Tempelplatz marschierten.
    »Beschwöre es nicht«, gab ich genauso leise zurück, während Varosch zum hundertsten Mal überprüfte, ob sein nächster Bolzen auch richtig in der Rinne seiner Armbrust lag.
    Zum größten Teil war es, wie Blix beschrieben hatte, manchmal standen die Bürger nur herum, es reichte dann, sie sanft zur Seite zu schieben, doch manchmal griffen sie uns an. Zum ersten Mal geschah dies, als wir die letzte Straße vor dem Tempelplatz passierten.
    Vor uns hoben Bullen ihre Schilde, was mir den Blick versperrte, dann hörten wir Schreie und harsche Befehle. Danach machte ein Bulle eine kurze Meldung, eine Gruppe von sechs oder sieben Bürgern hatte sich wie wild auf die kaiserlichen Soldaten gestürzt, angetrieben von einem dieser Prediger, der sich wohlweislich in Entfernung hielt. Nicht weit genug, denn er wurde gleich viermal von einem Bolzen getroffen und starb auch auf dem Fuß. Was wenig erfreulich war, weil sein Tod die Raserei der Bürger nicht beendete, sie gaben nicht eher auf, als bis sie gleich zweimal totgeschlagen waren. Als wir weitergingen, marschierten wir durch Blut; ein Bild, das mir für einen Albtraum blieb, war das von einer schlanken Frauenhand, über die schwere Stiefel hinwegmarschierten.
    »Sie haben es geübt, auch deshalb dieser kurze Schritt«, teilte mir Serafine leise mit.

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