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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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sah zu, wie die Toten aus dem Tempel gebracht wurden. Ich trat an einen dieser Toten heran, der von zwei Priesterschülern getragen wurde. Es gab keine Wunde an ihm zu sehen.
    »Wisst ihr, was geschehen ist?«, fragte ich den Priesterschüler, der an den Füßen zerrte. Es ergab für mich keinen Sinn, dass der Gott es zunächst eine Zeit lang erlaubte, dass sein Tempel geplündert wurde, bevor er einschritt.
    »Der Hohepriester hat es uns erklärt. Einer der Plünderer streifte dem Gott die Kapuze vom Gesicht. Ein jeder, der ihn danach sah, wurde sofort durch Soltars Tor gerufen, bis der Hohepriester dem Gott die Kapuze wieder gerichtet hat.«
    Boron zeigte sein Gesicht unverhüllt, Astarte zeigte sich einmal im Jahr vor allen Gläubigen sogar in ihrer ganzen Schönheit, nur bei Soltar war es verboten, das Gesicht des Gottes anzusehen. Ich hatte nie verstanden, dass er es so hart strafte, es ergab für mich so einfach keinen Sinn.

42. Köstlichkeiten
     
    Zur vierten Glocke erklangen wieder alle Tempelglocken, es musste der Weißen Flamme eine Warnung sein, doch nach wie vor geschah nichts Neues in den Straßen, eher schien es so, als wären es weniger Wahnsinnige, die noch die Stadt durchstreiften.
    Wir nahmen unseren Abschied von Wendis und Recard und suchten dann die nächste Treppe zum Wehrgang hinauf.
    »Kein Wunder, dass er stürzte«, meinte Blix und musterte die breite, aber steile Treppe. »Für ein Pferd sind solche Stufen ungeeignet. Was ist der Plan, Lanzengeneral?«
    Ich sah zurück zu seinem Sergeant, Grenski trieb die zweite Lanze wie ein Hirtenhund, nur dass dieser nicht so farbig fluchen konnte. Nach dem Vorgeschmack, den ich von Rellin erhalten hatte, war ich beeindruckt, mit welch scheinbarer Leichtigkeit die Bullen diese steile Treppe nahmen.
    »Wir folgen dem Wehrgang bis hin zur Kronburg, dort muss es eine Verbindung geben, ist sie passierbar, haben wir den Zugang zu der Burg. Danach sehen wir dann weiter.«
    »Vorher müssen wir diesen dunklen Priester finden«, beharrte Zokora. »Sonst ist alles vergebens, was du erreichen willst.«
    »Er ist nur ein Priester«, versuchte ich abzuwiegeln, ein Fehler, wie sich zeigte.
    »Er will Omagor dienen und mit allem, was er tut, holt er den Gott ein Stück mehr zurück in unsere Welt!«, fauchte sie fast schon. »Nehme ihn jetzt nicht zu leicht!«
    »Du hast einen von ihnen auf den Feuerinseln überwältigt«, erinnerte ich sie. »Das schien mir kein sonderliches Problem.«
    »Der hielt auch nicht eine Herde tagelang im dunklen Tanz gefangen!«
    »Zokora«, fragte ich vorsichtig, als wir den Wehrgang erreichten und uns nordwärts hielten. »Befürchtest du, dass wir ihm unterlegen sind?«
    Sie zögerte kaum merklich. »Nein«, sagte sie dann standhaft. »Solante ist bei mir, ich kann auf sie vertrauen!«
    »Musst du es tun, oder reicht es, wenn er stirbt?«
    »Er muss sterben, das ist alles.«
    »Dann lasse mich es tun«, bat ich sie und sah bedeutsam auf ihren noch immer flachen Bauch herab.
    »Es ist meine Pflicht«, beharrte sie, doch diesmal war es Varosch, der ihr Antwort gab.
    »Es gibt andere Pflichten, die du hast, Zokora«, sagte er sanft, und obwohl sie sich zuerst wehrte, nahm er sie in die Arme und hielt sie, während wir wegsahen und weitergingen.
     
    »Warum ist sie so besorgt?«, fragte Blix leise.
    »Wir dürfen diesen Priester nicht unterschätzen. Sie hat recht, er ist gefährlich.«
    »Wenn es ihn gibt.«
    »Schwertmajor«, sagte ich genauso leise wie zuvor, Zokora besaß sehr scharfe Ohren, und ich wollte nicht, dass sie uns hörte. »Ihr kennt sie nicht, sonst wüsstet Ihr, dass zu irren nicht ihre Gewohnheit ist.«
     
    Der Wehrgang war breiter, als ich dachte, nur dort, wo Türme waren, wurde es schmal. Wir fanden den einen oder anderen Toten hier oben, aber es blieb ruhig, und wir trafen nicht auf Widerstand. Von diesem Wall aus konnte man tief in die Stadt blicken, der Regen hatte die meisten Brände für uns gelöscht, jetzt, da die schweren Wolken sich wieder etwas verzogen hatten, die Schindeln durch den Regen wie frisch gewaschen glänzten, war es befremdlich, die Stadt so ruhig zu sehen. Von hier aus sah man auf den Straßen vereinzelt Leichen liegen, es regte sich kaum etwas, wenn, dann war es ein Hund. Hinter den Fenstern sah ich ab und an Gesichter, die ängstlich schauten, doch niemand traute sich hinaus.
    Einmal sahen wir auf der Straße etwas, das uns stocken ließ, zwei Männer fraßen an der Leiche einer Frau wie

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