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Der Kronrat (German Edition)

Der Kronrat (German Edition)

Titel: Der Kronrat (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Du …« Was auch immer ich sagen wollte, ich vergaß es, als sie unter ihrem Kettenhemd ihr Totem herausholte. Ich hätte schwören können, dass sie mir zuzwinkerte, bevor sie es küsste. Später wusste ich nicht mehr, ob meine Augen mich tatsächlich täuschten, aber für einen Moment erschien es mir, als ob dort nicht Zokora stand, sondern eine große geisterhafte Katze mit dunklen Augen, die weiße Zähne zeigte, sich zusammenkauerte, losrannte – und sprang!
    »Götter!«, rief Varosch, als er sah, wie sie in unmöglich weitem Bogen über den Abgrund sprang, doch es war nicht die Katze, die dort flog, sondern eine menschliche Gestalt. In dem Moment, als sie gesprungen war, hatte sie sich schon zurückverwandelt.
    »Ich glaube, ich mag sie nicht nur, ich fange an, sie zu lieben«, stellte Blix fest, was ihm eine hochgezogene Braue von Grenski einbrachte und einen Blick von Varosch, der leicht zu deuten war.
    Ein solcher Sprung hatte meist eine harte Landung zur Folge, und als Zokora an der Brüstung des linken Balkons aufkam, hörten wir alle ihr dumpfes Stöhnen, als der Aufprall ihr den Atem nahm. Für einen langen Moment befürchteten wir alle, sie könnte sich nicht rechtzeitig fangen, doch dann zog sie sich über die Brüstung, krabbelte – dieses eine Mal ohne ihre übliche Eleganz – über einen der schlafenden Soldaten hinweg und verschwand im Torhaus. Kurz darauf rasselte die Brücke herab.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Serafine fassungslos, als uns Zokora grinsend entgegenkam. Varosch und sie hatten beide die Katze nicht sehen können, nur ich hatte mich weit genug herausgelehnt, um das Dach im Auge zu haben.
    »Ich habe mir die Kraft meines Totems geborgt«, meinte sie mit einem feinen Lächeln und schien nicht einmal außer Atem. »Wollt ihr mich noch weiter bestaunen, oder helft ihr mir jetzt endlich, diesen Priester zu erschlagen?«
    Kaum drüben angekommen, zerrte sie uns zur Seite, den Wehrgang entlang, und wir stiegen und sprangen über schlafende Verteidiger, bis wir den Ort sahen, von dem die Trommelschläge kamen.
    Es war eine Wehrplattform direkt über dem Tor der Kronburg. Darauf stand der dunkle Priester, ein dunkler Elf im schwarzen Ornat Omagors, still und unbeweglich, den schwarzen Stab mit dem Totenkopf darauf in Richtung Kronburg ausgestreckt, vor ihm ein Paar Trommeln, die aus schwarzem Holz bestanden, auf dem schwach leuchtende Runen auszumachen waren. Welches Wesen das Trommelfell geliefert hatte, wollte ich erst gar nicht wissen. Er schlug nicht selbst, die Schlegel aus fahlem Gebein tanzten auf dem Fell, ohne dass eine Hand sie führte.
    Zokora hatte recht behalten: dass das Tor der Kronburg noch immer verschlossen war, hatte ihn wohl nicht behindert.
    Hinter ihm befanden sich die Zinnen des Tors, dahinter der Burggraben mit seinen spitzen Lanzen im Wasser. Weiter hinten konnte ich einen Teil des Paradeplatzes einsehen, dort lagen Hunderte auf dem Boden, ein paar wenige bewegten sich noch hier und da, doch der größte Teil von ihnen lag still.
    Vor ihm lag der Hof der Burg, in dem vier Wyvern kauerten, die sich gerade an gerüsteten Kriegspferden und zwei Gardereitern gütlich taten, die sie mit überraschendem Geschick mit Zähnen und Klauen von den Rüstungsteilen befreiten, bevor sie Stücke aus ihnen herausbissen. Andere Rüstungsteile, Blutlachen, ein einsames Hinterbein mit Huf und eine Hand, die noch immer eine Axt hielt, zeigten, dass der Festschmaus schon ein wenig länger andauerte.
    Während ich den schwarzen Priester beobachtete, kam in mir erneut eine ungeheure Müdigkeit auf. Ich gähnte und lehnte mich gegen die Zinnen, im nächsten Moment fuhr ich auf und blickte in Zokoras rot glühende Augen, während ich mir meine brennende Backe hielt.
    »Schau nicht auf die Trommeln«, fauchte sie leise. Neben mir rutschte Blix zu Boden; ich hielt ihn gerade noch fest, bevor er hart aufschlug. Varosch fing auch schon Sergeant Grenski auf. Ich versetzte Blix einen harten Schlag ins Gesicht, seine Augen öffneten sich nur kurz, dann schlief er wieder.
    Zokora schob mich zur Seite, griff ihm in den Mund, schaute hinein und schüttelte dann den Kopf. »Er hat sie aufgegessen«, beschwerte sie sich. »Wofür habe ich ihn denn gewarnt?«
    Ich hatte meine Zweifel, dass er sie freiwillig gegessen hatte. Grenski hatte ihre nur im Fallen ausgespuckt, und war dann auf sie gefallen.
    »Hast du noch mehr von diesen Schalen?«, fragte ich die dunkle Elfe.
    »Eine noch.«

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